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Sonntag, 1. Juni 2014

Herr Max - Sonntagsruhe

Charlotte Graninger

Sonntagsruhe

Am Sonntag, da hat es Herr Max nicht eilig,
die Sonntagsruhe, ja die ist ihm heilig.
Genießt mit Moritz das Frühstück im Garten,
ist heute doch niemand bei ihm zu erwarten.
Er hat sich getäuscht, es klingelt am Tor.
Der Schock ist groß, es stehen davor
die Nichte Mathilde mit Hund und zwei Knaben,
den Zwillingen, und wollen sich bei ihm laben.
Die Nichte, die stürzt sich sogleich in die Küche,
verbreitet im Handumdrehn gute Gerüche.
Doch leider mischt sich in den Essensgeruch
Zigarettengestank, wahrlich ein Fluch.
Sie kann es nicht lassen, tschickt ununterbrochen,
beim Reden, beim Trinken und auch beim Kochen.
Die Hunde verstehn sich, werfen sich in die Beete,
wo Max erst vor kurzem Blumensamen säte.
Die Zwillinge, die kann Max nicht unterscheiden,
weiß nicht, wer der schlimmere ist von den beiden.
Mit Handy und Smartphone verbreiten sie Krach,
die Nachbarn, die stört’s, doch sie geben nicht nach.
Das Essen, ja das gab dann wirklich was her,
die Küche erkennt Max danach nimmermehr.
Es war wohl ein hoher Preis für 1 gutes Essen,
was Max allerding niemals mehr wird vergessen.
Die Nachbarn vergrämt, der Garten durchwühlt.
Kein Mensch fragt den armen Mann, wie er sich fühlt
.
Die Küche ein Chaos, das Haus voll Gestank,
Herr Max ist verzweifelt, man erwartet Dank
für diesen gelungenen Sonntagsbesuch.
Doch Max denkt dabei nur an Omas Spruch:
Freunde kann man sich aussuchen, Verwandte nicht.
Herr Max, der stöhnt mit letzter Kraft:
Der Sonntag gehört abgeschafft. 

Irmgard Czerny