Fast eine persönliche Katastrophe. Mein
Ramschladen in der Billigeinkaufsstaße: aufgelöst, leer, nur mehr
eine schmutzige Schaufensterscheibe. Seit Jahren bin ich Stammkundin
bei „Indische Moden aus aller Welt“. Ein nur EINRAUM Geschäft,
unvorstellbar angestopft. Auf dem Gehsteig stapeln sich Kisten,
hängen auf fahrbaren Gestellen Hosen und Shirts und Jacken und
Kleider. Eines Tages erwischt mich der indische Ladenbesitzer beim
Vorbeigehen und „nötigt“ mich ins Geschäft. Du meine Güte, ich
will doch gar nichts. Ich sage: „sie haben nichts für mich, das ist
sinnlos“ Aber er zieht mich hinein
Vollgeräumt und ganz dunkel der Raum,
fast ist mir unheimlich.Aber aus dem Kleiderwirrwarr wurstelt sich
eine zarte Frau hervor – die indische Ehefrau. Sie hat ein
Sitzstockerl in der Hand, da muss ich nun Platz nehmen. „Warten
sie,warten sie“...sagt der Mann. Und dann kommt er mit mehreren
langen Kleidern, wunderschöne Farben, ich gehe damit ins Freie,auf
den Gehsteig – allein die Farben sind soo schön...nicht einmal 20
euro das Stück. Na gut, denk ich mir, mach ich denen eine Freude und
ich nehm halt zwei Stück mit.
Daheim sehe ich,dass auch der Stoff
wunderbar ist, Stickereien, teilweise Handarbeit.
Am nächsten Tag ziehe ich eines der
beiden Kleider zu einer Premiere im Theater an der Wien an....
mein Begleiter ist sichtlich stolz, ich
bin zumindest der „bunteste“ Vogel
dann besuche ich das indische Paar
wieder. Ich erzähle ihnen, welche Freude ich mit den Kleidern habe
und schon werden mir die nächsten Modelle vorgeführt. Selbst würde
ich in dem vollgestopften dunklen Geschäft kein einziges brauchbares
Ding entdecken ..
nun kommt der Mann mit einer
wunderbaren Jacke, schon für den Herbst, aus Nepal...
später werden mich wildfremde Leute
auf der Straße fragen, woher ich das gute Stück habe
und wieder einige Zeit später werde
ich fast die gleiche Jacke in einem Ethno Geschäft in der Innenstadt
sehen. Mehr als 6 mal so teuer …
Auch das erzähle ich „meinen
Indern“. Es bringt beide nicht aus dem Gleichgewicht.
Jaja, sie wissen das...aber „genug
Gewinn“ , genug Gewinn...
Manchmal komme ich beim Geschäft
vorbei, hab gar nicht genug Geld mit, hab gar nicht vor, etwas zu
kaufen … spielt alles keine Rolle..."bringen sie DANN"
Wieder später erfahre ich – ihr
Deutsch ist mühsam – dass das Ehepaar schon fast 30 Jahre in Wien
ist. Sie sind sehr zufrieden. Beide Kinder haben studiert. Der Sohn
Arzt, die Tochter Lehrerin. Auch die Enkelkinder ganz brav in der
Schule. Einmal zeige ich ihnen eine Zeitung: durch Zufall ist mein
Sohn auf einem Foto, als Journalist auf einer Pressekonferenz....
schon sucht Frau S
eine Mega Packung Socken heraus:
Geschenk für Sohn, bitte.... aber leider, der hat Schuhgröße 58,
das haben sie im indischen Laden nicht.
Fast alle meine bunten wehenden Kleider
und die „ausgefallenen“ Mäntel und Jacken habe ich von „Indische
Moden aus aller Welt“ 10 Stück davon kosten wohl so viel wie ein
einzelner Innenstadt Einkauf
Nur einmal gab es eine kleine
Verstimmung zwischen uns. Aus unerfindlichen Gründen habe ich den
Mann für einen Pakistani gehalten – puh, na mehr hab ich nicht
gebraucht. Fast hätt ich kein Gwand mehr gekriegt.
Und PLÖTZLICH sind sie nicht mehr da.
Mir ist das Herz schwer, vielleicht war es schon Zeit für die
Pension? Wenn nur sonst nichts passiert ist ….