Irmgard "kurt"im Sonnberghof - ein besonderes "Kurhaus": ein Krebsrehabilitationszetrum. Vermutlich das Einzige dieser Art derzeit in Österreich. Als Irmgard im April 2011 zum ersten Mal nach ihren schweren Krebsoperationen (Zungenuntergrundkarzinom) hierher kam, war das wie ein Rettungsanker nach qualvollen Monaten. Nach 30 Krebsbestrahlungen im Halsbereich hatte sie das normale Schlucken verlernt, es gab Probleme mit der Speichelbildung und sie hatte keinerlei Geschmacksempfinden mehr. Abgesehen von allen anderen aufbauenden Therapien gibt es im Sonnberghof auch das: Training,um wieder schmecken zu lernen
Der Geschmack am Leben - Irmgard hat ihn wieder gefunden
das Foto ist aktuell - ein Blick aus ihrem Kurhauszimmer in den Wald. wie ich sie kenne,hat sie sich den Strauß wohl selbst gepflückt und arangiert....
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Ich halte es nicht nur bei dieser Hitze mit meinem Max: kein Sport, obwohl ich weiß, daß es längst an der Zeit wäre, den Kampf mit dem inneren Schweinehund aufzunehmen. Da ich aber ziemlich sicher bin, daß er gewinnt, lasse ich es lieber bleiben.
Aber ganz im Ernst. Ich bin grad wieder einmal für ein paar Tage im Sonnberghof in Bad Sauerbunn, um vorwiegend ‚nichts‘ zu tun, bzw. tun zu lassen, wie z.B. Lymphdrainagen und das mir zweimal täglich servierte Essen zu genießen. Und ich kann heute sagen, daß ich es sehr wohl genieße, denn mein Geschmack ist nahezu zur Gänze wiedergekehrt – ein Phänomen, an das auch die Ärzte nicht geglaubt hatten - wenn ich auch verschiedene Speisen, die zu trocken oder hart sind, bleiben lassen muß. Doch die Auswahl, bzw. Vielfalt ist groß, und es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Es ist jetzt genau drei Jahre her seit meinem ersten Besuch im Sonnberghof, der damals noch primär als Hotel geführt wurde. Mittlerweile haben nahezu alle Versicherungsträger den Krebsrehabilitationsgedanken aufgegriffen und schicken ihre PatientInnen hierher in das derzeit einzige Krebsrehabilitationszentrum dieser Art.
Soweit so gut. Waren zu Beginn meiner Aufenthalte noch Hotelgäste darunter, von denen man ausgehen konnte, daß sie ‚gesund sind‘, begegnet man heute ausschließlich ‚wandelnden Schicksalen‘. Frauen jeden Alters nach einer Chemotherapie, die einen ihren kahlen Kopf selbstbewusst unbedeckt lassend, die andern ihre zaghaft nachwachsenden Härchen mit einer hübschen Kopfbedeckung geschützt. Eine Frau mittleren Alters mit dick bandagierten Beinen in einem Rollstuhl sitzend, eine blinde Frau, die sich geschickt mit Hilfe eines Stocks durch das Haus tastet. Ein Mann, der nahezu bis zum Skelett abgemagert ist, und das Schlimmste: ein junger Mann, Anfang zwanzig, der ebenfalls nur ein Schatten seiner selbst ist, offene Wunden an Armen und Händen hat, die immer frisch verbunden sind, und der von seiner fürsorglichen Freundin überallhin mit dem Rollstuhl gebracht werden muß. Aber es gibt auch diejenigen, die zum wiederholten Male kommen, die voll Zuversicht sind, weil es ihnen von Mal zu Mal besser geht.
Ich danke Gott, dass ich SO davongekommen bin.