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Freitag, 20. Juni 2014

Weltflüchtlingstag


                                                 Foto: APA Albert Gonzales Farran orf.at

über 50 Millionen Menschen - wer kann sich das vorstellen - sind heimatlos, sind auf der Flucht
Mehr als 25 Millionen davon Kinder, die keine Sicherheit kennen, keine Zukunftsperspektive haben

Der Bürgerkrieg in Syrien und weitere ungelöste Konflikte haben die Zahl der Flüchtlinge weltweit nach oben schnellen lassen: Wie das UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) heute am Weltflüchtlingstags mitteilte, gibt es auf der Welt erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg mehr als 50 Millionen Flüchtlinge, Asylsuchende und Binnenvertriebene.
Ende des Jahres 2013 seien mehr als 51,2 Millionen Menschen auf der Flucht gewesen - sechs Millionen mehr als ein Jahr zuvor. Bei der Hälfte der Flüchtlinge, also weit mehr als 25 Mio., handelt es sich um Kinder. In dem UNHCR-Jahresbericht „Global Trends“ heißt es, der massive Anstieg gehe hauptsächlich auf den Krieg in Syrien zurück. 2,5 Millionen Menschen seien durch ihn zu Flüchtlingen geworden, 6,5 Millionen zu Binnenvertriebenen. Flucht und Vertreibung hätten im vergangenen Jahr auch in Afrika erheblich zugenommen - vor allem in Zentralafrika und gegen Ende 2013 auch im Südsudan.

Ruf nach politischer Lösung

„Wir sehen hier die enormen Kosten nicht enden wollender Kriege sowie fehlgeschlagener Bemühungen, Konflikte zu lösen oder zu verhindern“, erklärte UNO-Flüchtlingskommissar Antonio Guterres. Ohne politische Lösungen werde „das alarmierende Ausmaß an Konflikten und das damit verbundene Leid von Millionen von Menschen fortdauern, das sich hinter der Statistik verbirgt“. Guterres forderte die internationale Staatengemeinschaft auf, ihre Differenzen auszuräumen und Lösungen zu finden für die gegenwärtigen Konflikte im Südsudan, in Syrien, der Zentralafrikanischen Republik und anderswo.

Länger als fünf Jahre im Exil

Laut UNHCR wurden im Jahr 2013 insgesamt 16,7 Millionen Flüchtlinge gezählt, die höchste Zahl seit dem Jahr 2011. Das UNHCR kümmert sich demnach um 11,7 Millionen von ihnen. Die Übrigen sind beim UNO-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) registriert. Über die Hälfte der von UNHCR betreuten Flüchtlinge lebt bereits länger als fünf Jahre im Exil.
Die größten vom UNHCR betreuten Flüchtlingsbevölkerungen stammen aus Afghanistan, Syrien und Somalia. Diese stellen zusammen mehr als die Hälfte der weltweiten Flüchtlingszahl dar. Pakistan, der Iran und der Libanon hätten die meisten Flüchtlinge aufgenommen.

Schwierige Versorgung mit Hilfsgütern

Laut UNHCR stellten weltweit 1,1 Millionen Menschen im vergangenen Jahr einen Asylantrag, die meisten davon in Industriestaaten. In Deutschland wurden weltweit die meisten Asylanträge gezählt. Innerhalb ihres Heimatlands waren laut UNHCR im vergangenen Jahr 33,3 Millionen auf der Flucht - das sei eine Rekordzahl. Viele der Binnenflüchtlinge lebten in Konfliktzonen, wo die Versorgung mit Hilfsgütern schwierig sei und wo es nicht die international gültigen Schutznormen für Flüchtlinge gebe.

Amnesty kritisiert UNO-Sicherheitsrat

Wie das UNHCR weiter mitteilte, kehrten im vergangenen Jahr 414.600 Flüchtlinge in ihr Heimatland zurück - das sei die viertniedrigste Zahl innerhalb von 25 Jahren. Rund 98.400 Flüchtlinge seien in 21 Drittstaaten wiederangesiedelt worden. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisierte aus Anlass des Weltflüchtlingstags am Freitag den Umgang des UNO-Sicherheitsrats mit dem Bürgerkrieg in Syrien.
„Das Versagen“ des Gremiums habe „zu der weltweit größten Flüchtlingskrise geführt“, erklärte die Generalsekretärin der deutschen Sektion von Amnesty, Selmin Caliskan. Sie warf dem Sicherheitsrat vor, bei Krisen „politische Loyalitäten, Gleichgültigkeit und Eigennutz“ vor den Schutz von Menschen zu stellen.

Quelle: orf.at