Seiten

Mittwoch, 14. Mai 2014

Weinen mit den Verzweifelten - Bergwerktragödie Türkei


 http://orf.at/stories/2229889/2229890/
Aktualisiert: es sind höchstwahrscheinlich mehr als 400 Männer, ums Leben gekommen. Väter, Söhne, Verlobte, Freunde

Die Zahl der Toten bei dem verheerenden Unglück in einem Kohlebergwerk in Soma im Westen der Türkei ist bis mittag auf mindestens 232 gestiegen. Rund 400 Kumpel dürften noch in dem Bergwerk eingeschlossen sein. Zum Unglückszeitpunkt seien 787 Kumpel unter Tage gewesen, teilte der Energie-Minister mit.
Die Rettungsmaßnahmen gestalten sich zu einem „Rennen gegen die Zeit“. Durch die Explosion einer Stromanlage in der Nähe des Ausgangs und das dadurch ausgelöste Feuer funktionieren weder Aufzüge noch die Luftzufuhr. Die bisher tot geborgenen Bergleute seien an einer Kohlenmonoxidvergiftung gestorben, heißt es von den Rettern.
Bisher konnten rund 363 Bergmänner gerettet werden, 80 davon zum Teil schwer verletzt. Unter den Verletzten sind auch einige Rettungsmänner. Vier befinden sich noch in kritischem Zustand. Eine Lagerhalle wurde kurzfristig zu einem Krankenhaus umfunktioniert. Regelmäßig veröffentlichen die Ärzte Namenslisten von den Überlebenden, die an die wartenden Angehörigen und Freunde weitergegeben werden.

Ein Bergmann sagte der Nachrichtenagentur AFP: „Es gibt in diesem Bergwerk keine Sicherheit. Die Gewerkschaften sind Marionetten, und die Geschäftsführung kümmert sich nur ums Geld.“
Kritiker werfen der Regierung vor, bei der Privatisierung vieler ehemals staatlicher Bergbaufirmen in den vergangenen Jahren die Einhaltung von Sicherheitsvorkehrungen ignoriert zu haben. Für den linken Gewerkschaftsbund DISK ist das Unglück von Soma deshalb ein „Massaker“, wie der Vorsitzende Kani Beko sagte. In Gruben wie in der von Soma seien ganze Ketten von Subunternehmern am Werk, die nicht vernünftig kontrolliert würden. Sicherheitsvorschriften würden außer Acht gelassen: „Es geht nur um den Gewinn.“