Seiten

Sonntag, 25. Mai 2014

Frauenpriesterinnen..."der Vater wird euch einen Beistand geben" Joh.14.15 Teil 1

 
 Christine Mayr-Lumetzberger

Vor wenigen Tagen ist die Vorsitzende der Plattform „Wir sind Kirche“, Martha Heizer, zusammen mit ihrem Mann, exkommuniziert worden. Grund sind private Eucharistiefeiern des Ehepaares mit Gleichgesinnten in ihrem Haus in Absam.Messe feiern, Wandlungsorte sprechen, das ist nach dem Selbstverständnis der Amtskirche nur eigens "geweihten" Priestern vorbehalten.
FRAUEN kommen prinzipiell nicht in Frage - WEIL:
Jesus war ein Mann, nur ein Mann kann Jesus repräsentieren ...Aus Punkt dreimal Amen....

Allerdings: seit 2002 gibt es geweihte Priesterinnen in Österreich. Für die Amtskirche natürlich illegal, die Betroffenen sind ebenfalls exkommunizier worden, eine dieser Frauen ist später - nach eigenen Angaben - sogar "zur Bischöfin" geweiht worden... Diese Frau ist Christine Mayr-Lumetzberger. 

Ich habe immer große Sympathie für die "Priesterinnen" empfunden, andererseits finde ich, dass sie letztlich in alten Strukturen agieren - wenn schon, denn schon...dann wünschte ich mir ein bissl mehr NEUES...nur Hierarchie "weiblich" ist noch nicht das, ws ich mir wünsche.
Und dennoch: wunderbar, dass es diese Frauen gibt, ganz wunderbar.
Zufällig, durch facebook, bin ich in Kontakt mit Christine Mayr-Lumetzberger gekommen, und ich war ganz angetan von ihrem "unkompliziert und authentisch" sein. So habe ich zum ersten Mal hineingelesen in ihren kurzen persönlichen Lebenslauf - und ich denke, diese Sehnsucht von klein auf - nicht nach Amt - sondern nach Jesus und Euchariste - diese Sehnsucht nennt man "BERUFUNG".

Hier Auszüge aus ihrer "Sehnsuchts"Biografie, die sie noch vor ihrer Priesterweihe schrieb:

 
"Ich bin die älteste Tochter religiöser Eltern, geboren 1956 in Linz, Oberösterreich...Meine Mutter war von katholischen Jugendgruppen geprägt, mein Vater war Kolpingssohn. Für alle vier Kinder waren Sonntagsmesse, Frühkommunion und Frühbeichte selbstverständlich... 
Gemeinsam mit meinen Geschwistern spielte ich immer wieder Messe. Geduldig schnitten wir mit einer Nagelschere aus Backoblaten Hostien, die dann in einem Eierbecher aufgewahrt wurden. Mein Bruder wollte immer den Pfarrer spielen, aber er konnte nur die Wandlungsworte auswendig sprechen. Als Bub reklamierte er die Rolle des Pfarrers für sich, meine Schwester und ich konnten aber auch die übrigen Messtexte auswendig.  

Als ich etwa 14 Jahre alt war, besuchte ich alle erreichbaren Gottesdienste in der Gemeinde. Ich animierte meinen völlig unwilligen Bruder, ministrieren zu lernen, ich durfte ja nicht, ich war ja ein Mädchen.Der Pfarrer registriere meinen Ärger..ich durfte dann auch ein paar Mal ministrieren, aber ohne das ersehnte Gewand. Einige Jahre vorher hatte ich auch unbedingt an den Papst schreiben wollen und um Aufhebung des unsinnigen Verbotes für Mädchen als Ministranten anfragen. Mangels geeigneter Adresse landete der Brief im Altpapier.

In der Gemeinde gab es bereits Anfang der 70er Jahre einen Liturgiekreis, in dem ich auf Empfehlung des Pfarrers mitarbeitete. Endlich konnte ich auch am Altar stehen oder wenigstens am Ambo und mitarbeiten am Gottesdienst. Den konkreten Wunsch, Priester zu werden, getraute ich mich damals noch nicht zu formulieren; ich hatte ja auch niemanden, dem ich das hätte erzählen können. Ordensleben, Liturgie, Chorgebet wurden der spirituelle Gegenpol zu den Gemeindeaktivitäten. Ich wollte mir ein Brevier kaufen, wusste nicht, wo und wie. Eine fromme Freundin meiner Tante schenkte mir die damals neu erschienene Studienausgabe - ich war ein neuer Mensch! Sofort nähte ich einen Samtumschlag mit Goldborten, und ich las mein Brevier in der Straßenbahn, in der Mittagspause, während der Schulstunden, im Bett... Gezielt suchte ich die Bekanntschaft von Ordensleuten und Priestern, informierte mich über Ordensregeln und Klöster,


Nach meinem Schulabschluss trat ich in das Kloster der Benediktinerinnen des Unbefleckten Herzens Mariens ein. Ich erhielt den Schwesternnamen “Marie Christin” und wählte die “Allerheiligste Dreifaltigkeit” als Adelsprädikat. Ich hoffte, am Ziel meiner geistlichen Wünsche zu sein. Ich nahm die Ordenserziehung sehr ernst.. und liebte und genoss das stundenlange Chorgebet.Ich hielt das Klosterleben für eine unentbehrliche Vorstufe auf meinem Weg zum Altar. Die Aufgaben der Schwestern in Richtung alleiniger Pfarrführung schienen mir interessant. Nach Postulat, zwei Jahren Noviziat und Profess wollte ich zum Theologiestudium nach Salzburg. Mit dem Hinweis auf den Gehorsam musste ich nach Linz auf die Akademie, um Religionslehrerin zu werden. Die Ausbildung war gut, aber nicht die, die ich wollte. Es gab Konflikte mit den Oberinnen und einige Erlebnisse, die mich bewogen, mein Suchen nach Gott neu zu beginnen. (Die Suche nach Gott ist die eigentliche Frage an jemanden, der an das Tor eines Benediktinerklosters klopft, um einzutreten.)
Nach fast 5 Jahren verließ ich das Kloster am Ende meiner Professzeit, schweren Herzens, wieder nicht das Gesuchte gefunden zu haben, aber reich beschenkt mit geistlichen Erkenntnissen. Innerlich bin ich Benediktinerin geblieben, auch wenn ich den äußeren Habit abgelegt habe. Die Profess mit der ernstlichen Ausrichtung auf Gott hin gilt für mich immer noch.


In meinem letzten Studienjahr unterrichtete ich Religion in einer Sonderschule, wurde mit meinem Mann Michael näher bekannt, lernte ihn lieben, zog zu ihm und heiratete ihn nach dem Studienabschluss. Er war in erster Ehe geschieden und hatte vier Kinder. Mir wurde die Missio canonica entzogen. Zu dieser schwierigen Situation kamen Distanzierungen kirchlicher Personen, Konflikte mit der Institution um eventuelle Anstellungen, die aus wirtschaftlichen Gründen äußerst notwendig gewesen wären, und das totale Unverständnis der katholischen Umwelt.
Dabei war meine Eheschließung durchaus auch ein beabsichtigter Akt der Solidarität mit einem Mann, der im Sinne der Kirche ein Gescheiterter war. Wo blieb der Christen Solidarität mit mir?...

Wenn eine Gemeinde, Gruppe, “Zwei oder Drei” mich darum bitten werden, mit ihnen Eucharistie zu feiern, werde ich das tun. Ich konnte mit Frauen sprechen, die dies bereits tun. Sie und ich sind dazu befähigt durch Taufe und Firmung, also durch die Gaben des Heiligen Geistes. Ich bin mir bewusst, dass dies nach dem Kirchenrecht verboten ist und mit Kirchenstrafen geahndet werden kann. Aber was kann mich scheiden von der Liebe Christi? (vgl. Röm 8,35.39). Diese Worte des Paulus haben mir Mut gemacht. Ich konnte mit Frauen sprechen, die ihre Anstellung in der Kirche haben. Sie setzen ihre Hoffnung auch auf Frauen wie mich, die nicht um ihre Existenz bangen müssen, wenn sie das tun, was der Herr uns aufgetragen hat, nämlich sein Gedächtnis zu feiern.

Ich weiß mich von Gott geliebt, gerufen, auserwählt, aber auch ausgesetzt. Immer wieder muss ich auch für mich die Zugänge zu den Geheimnissen suchen, denn sie gefunden zu haben, heißt gleichzeitig, sie auch verloren zu haben. Ich möchte Priester sein in meiner konkreten Lebenssituation, für die Menschen, die ich lieb habe, die mir gegeben und anvertraut sind, für meine konkrete Zeit und ihre Fragen und Probleme. Ich möchte nicht kämpfen müssen für die Kirche in 100 Jahren, denn ich lebe jetzt. Ich will die Zeit nützen, die ich habe, und nicht Phantomen nachjagen müssen"  Christine Mayr-Lumetzberger

 heute, am 6.Sonntag nach Ostern lesen wir im Johannesevangelium: 
"Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. Ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, damit er immer bei euch bleibt. Es ist der Geist der Wahrheit..." 
WIR ALLE, auch die Frauenpriesterinnen, auch das exkommunizierte Ehepaar Heizer, 
wir ALLE leben in dieser Zusage.