Christine Mayr-Lumetzberger
Vor wenigen Tagen ist die
Vorsitzende der Plattform „Wir sind Kirche“, Martha Heizer, zusammen mit ihrem Mann, exkommuniziert worden. Grund sind private Eucharistiefeiern des Ehepaares mit Gleichgesinnten in ihrem
Haus in Absam.Messe feiern, Wandlungsorte sprechen, das ist nach dem Selbstverständnis der Amtskirche nur eigens "geweihten" Priestern vorbehalten.
FRAUEN kommen prinzipiell nicht in Frage - WEIL:
Jesus war ein Mann, nur ein Mann kann Jesus repräsentieren ...Aus Punkt dreimal Amen....
Jesus war ein Mann, nur ein Mann kann Jesus repräsentieren ...Aus Punkt dreimal Amen....
Allerdings: seit 2002 gibt es geweihte Priesterinnen in Österreich. Für die Amtskirche natürlich illegal, die Betroffenen sind ebenfalls exkommunizier worden, eine dieser Frauen ist später - nach eigenen Angaben - sogar "zur Bischöfin" geweiht worden... Diese Frau ist Christine Mayr-Lumetzberger.
Ich habe immer große Sympathie für die "Priesterinnen" empfunden, andererseits finde ich, dass sie letztlich in alten Strukturen agieren - wenn schon, denn schon...dann wünschte ich mir ein bissl mehr NEUES...nur Hierarchie "weiblich" ist noch nicht das, ws ich mir wünsche.
Und dennoch: wunderbar, dass es diese Frauen gibt, ganz wunderbar.
Zufällig, durch facebook, bin ich in Kontakt mit Christine Mayr-Lumetzberger gekommen, und ich war ganz angetan von ihrem "unkompliziert und authentisch" sein. So habe ich zum ersten Mal hineingelesen in ihren kurzen persönlichen Lebenslauf - und ich denke, diese Sehnsucht von klein auf - nicht nach Amt - sondern nach Jesus und Euchariste - diese Sehnsucht nennt man "BERUFUNG".
Hier Auszüge aus ihrer "Sehnsuchts"Biografie, die sie noch vor ihrer Priesterweihe schrieb:
"Ich bin die
älteste Tochter religiöser Eltern, geboren 1956 in Linz,
Oberösterreich...Meine Mutter war von katholischen Jugendgruppen
geprägt, mein Vater war Kolpingssohn. Für alle vier Kinder waren
Sonntagsmesse, Frühkommunion und Frühbeichte selbstverständlich...
Gemeinsam mit
meinen Geschwistern spielte ich immer wieder Messe. Geduldig
schnitten wir mit einer Nagelschere aus Backoblaten Hostien, die dann
in einem Eierbecher aufgewahrt wurden. Mein Bruder wollte immer den
Pfarrer spielen, aber er konnte nur die Wandlungsworte auswendig
sprechen. Als Bub reklamierte er die Rolle des Pfarrers für sich,
meine Schwester und ich konnten aber auch die übrigen Messtexte
auswendig.
Als ich etwa 14 Jahre alt war, besuchte ich alle erreichbaren Gottesdienste in der Gemeinde. Ich animierte meinen völlig unwilligen Bruder, ministrieren zu lernen, ich durfte ja nicht, ich war ja ein Mädchen.Der Pfarrer registriere meinen Ärger..ich durfte dann auch ein paar Mal ministrieren, aber ohne das ersehnte Gewand. Einige Jahre vorher hatte ich auch unbedingt an den Papst schreiben wollen und um Aufhebung des unsinnigen Verbotes für Mädchen als Ministranten anfragen. Mangels geeigneter Adresse landete der Brief im Altpapier.
In der Gemeinde gab es bereits Anfang der 70er Jahre einen Liturgiekreis, in dem ich auf Empfehlung des Pfarrers mitarbeitete. Endlich konnte ich auch am Altar stehen oder wenigstens am Ambo und mitarbeiten am Gottesdienst. Den konkreten Wunsch, Priester zu werden, getraute ich mich damals noch nicht zu formulieren; ich hatte ja auch niemanden, dem ich das hätte erzählen können. Ordensleben, Liturgie, Chorgebet wurden der spirituelle Gegenpol zu den Gemeindeaktivitäten. Ich wollte mir ein Brevier kaufen, wusste nicht, wo und wie. Eine fromme Freundin meiner Tante schenkte mir die damals neu erschienene Studienausgabe - ich war ein neuer Mensch! Sofort nähte ich einen Samtumschlag mit Goldborten, und ich las mein Brevier in der Straßenbahn, in der Mittagspause, während der Schulstunden, im Bett... Gezielt suchte ich die Bekanntschaft von Ordensleuten und Priestern, informierte mich über Ordensregeln und Klöster,
Nach meinem
Schulabschluss trat ich in das Kloster der Benediktinerinnen des
Unbefleckten Herzens Mariens ein. Ich erhielt den
Schwesternnamen “Marie Christin” und wählte die “Allerheiligste
Dreifaltigkeit” als Adelsprädikat. Ich hoffte, am Ziel meiner
geistlichen Wünsche zu sein. Ich nahm die Ordenserziehung sehr
ernst.. und liebte und genoss das stundenlange Chorgebet.Ich hielt
das Klosterleben für eine unentbehrliche Vorstufe auf meinem Weg zum
Altar. Die Aufgaben der Schwestern in Richtung alleiniger
Pfarrführung schienen mir interessant. Nach Postulat, zwei Jahren
Noviziat und Profess wollte ich zum Theologiestudium nach Salzburg.
Mit dem Hinweis auf den Gehorsam musste ich nach Linz auf die
Akademie, um Religionslehrerin zu werden. Die Ausbildung war gut,
aber nicht die, die ich wollte. Es gab Konflikte mit den Oberinnen
und einige Erlebnisse, die mich bewogen, mein Suchen nach Gott neu zu
beginnen. (Die Suche nach Gott ist die eigentliche Frage an jemanden,
der an das Tor eines Benediktinerklosters klopft, um einzutreten.)
Nach fast 5 Jahren
verließ ich das Kloster am Ende meiner Professzeit, schweren
Herzens, wieder nicht das Gesuchte gefunden zu haben, aber reich
beschenkt mit geistlichen Erkenntnissen. Innerlich bin ich
Benediktinerin geblieben, auch wenn ich den äußeren Habit abgelegt
habe. Die Profess mit der ernstlichen Ausrichtung auf Gott hin gilt
für mich immer noch.
In meinem letzten
Studienjahr unterrichtete ich Religion in einer Sonderschule, wurde
mit meinem Mann Michael näher bekannt, lernte ihn lieben, zog zu ihm
und heiratete ihn nach dem Studienabschluss. Er war in erster Ehe
geschieden und hatte vier Kinder. Mir wurde die Missio canonica
entzogen. Zu dieser schwierigen Situation kamen Distanzierungen
kirchlicher Personen, Konflikte mit der Institution um eventuelle
Anstellungen, die aus wirtschaftlichen Gründen äußerst notwendig
gewesen wären, und das totale Unverständnis der katholischen
Umwelt.
Dabei war meine Eheschließung
durchaus auch ein beabsichtigter Akt der Solidarität mit einem Mann,
der im Sinne der Kirche ein Gescheiterter war. Wo blieb der Christen
Solidarität mit mir?...
Wenn eine Gemeinde, Gruppe, “Zwei
oder Drei” mich darum bitten werden, mit ihnen Eucharistie zu
feiern, werde ich das tun. Ich konnte mit Frauen sprechen, die dies
bereits tun. Sie und ich sind dazu befähigt durch Taufe und Firmung,
also durch die Gaben des Heiligen Geistes. Ich bin mir bewusst, dass
dies nach dem Kirchenrecht verboten ist und mit Kirchenstrafen
geahndet werden kann. Aber was kann mich scheiden von der Liebe
Christi? (vgl. Röm 8,35.39). Diese Worte des Paulus haben mir Mut
gemacht. Ich konnte mit Frauen sprechen, die ihre Anstellung in
der Kirche haben. Sie setzen ihre Hoffnung auch auf Frauen wie mich,
die nicht um ihre Existenz bangen müssen, wenn sie das tun, was der
Herr uns aufgetragen hat, nämlich sein Gedächtnis zu feiern.
Ich weiß mich von Gott geliebt,
gerufen, auserwählt, aber auch ausgesetzt. Immer wieder muss ich
auch für mich die Zugänge zu den Geheimnissen suchen, denn sie
gefunden zu haben, heißt gleichzeitig, sie auch verloren zu haben.
Ich möchte Priester sein in meiner konkreten Lebenssituation, für
die Menschen, die ich lieb habe, die mir gegeben und anvertraut sind,
für meine konkrete Zeit und ihre Fragen und Probleme. Ich möchte
nicht kämpfen müssen für die Kirche in 100 Jahren, denn ich lebe
jetzt. Ich will die Zeit nützen, die ich habe, und nicht Phantomen
nachjagen müssen" Christine Mayr-Lumetzberger
heute, am 6.Sonntag nach Ostern
lesen wir im Johannesevangelium:
"Wenn ihr mich liebt, werdet
ihr meine Gebote halten. Ich werde den Vater bitten und er wird euch
einen anderen Beistand geben, damit er immer bei euch bleibt. Es ist
der Geist der Wahrheit..."
WIR ALLE, auch die
Frauenpriesterinnen, auch das exkommunizierte Ehepaar Heizer,
wir ALLE leben in dieser Zusage.