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Samstag, 17. Mai 2014

Conchita und der Kardinal 1

es hat zwar ein bissl gedauert – das tiefe Atemholen der offiziellen katholischen Kirche „oben“– aber nun hat sich Kardinal Schönborn doch in offener, freundlicher, verständnisvoller Form zu Conchita und ihrem Song Contest Sieg geäußert

in der U BahnZeitung HEUTE schreibt Schönborn in seiner wöchentlichen Glosse:

„So steht es auf der ersten Seite der Bibel: "Gott schuf den Menschen als sein Abbild... Als Mann und Frau schuf Er sie." Was für eine wunderbare Idee Gottes! Wie trostlos und langweilig wäre es, gäbe es nur lauter Männer oder bloß Frauen auf dieser Welt! 
Das Leben ist erst richtig lebendig durch die gegenseitige Anziehung von Mann und Frau. Wie köstlich und kostbar ist die Ergänzung der Geschlechter! Es gäbe uns alle nicht, hätten nicht ein Mann und eine Frau durch einen Liebesakt, der hoffentlich wirklich ein Akt der Liebe war, uns gezeugt und empfangen und uns das Leben geschenkt. 
Wie wir aber alle wissen, gibt es im Garten Gottes eine bunte Vielfalt. Nicht alle, die als männliche Wesen geboren wurden, fühlen sich auch als Mann, und ebenso auf weiblicher Seite. Sie verdienen als Menschen den Respekt, auf den wir alle ein Recht haben. Ich freue mich für Thomas Neuwirth, der mit seinem Auftritt als Conchita Wurst einen solchen Erfolg hat. Ich wünsche ihm, dass ihm dieser Erfolg nicht über den Kopf wächst, und bete für ihn um Gottes Segen für sein Leben."

Und auch am Rande eines Besuchs in der Wiener Votivkirche, wo derzeit eine Ausstellung zum Thema „Leiblichkeit und Sexualität“ läuft, meinte der Kardinal „Das Thema Toleranz, unter das Conchita Wurst ihre Performance gestellt habe, sei "ein reales, ein großes Thema" "Menschen wie Tom Neuwirth müssten viel Spott, Gemeinheit und Intoleranz erfahren. Toleranz heiße jedoch, "jemand anderen zu respektieren, auch wenn man seine Überzeugungen nicht teilt - und in diesem Sinn brauchen wir alle Toleranz".

Allerdings,so sieht es der Kardinal, weltweit ist noch lange nicht die Rede von Toleranz
„Die von Boko Haram entführten 276 christlichen Mädchen, die zwangsislamisiert werden, sind ein erschütterndes Beispiel von Intoleranz, ebenso die Todesstrafe auf Homosexualität in manchen Ländern. Sehr viel harmloser, aber dennoch fragwürdig erlebe ich die Plakataktion des Life Ball. Ja, unsere Welt braucht echte Toleranz, das heißt Achtung vor dem Anderen, auch wenn man seine Ansicht nicht teilt.“