es hat zwar ein bissl gedauert – das
tiefe Atemholen der offiziellen katholischen Kirche „oben“–
aber nun hat sich Kardinal Schönborn doch in offener, freundlicher,
verständnisvoller Form zu Conchita und ihrem Song Contest Sieg
geäußert
in der U BahnZeitung HEUTE schreibt
Schönborn in seiner wöchentlichen Glosse:
„So
steht es auf der ersten Seite der Bibel: "Gott schuf den
Menschen als sein Abbild... Als Mann und Frau schuf Er sie." Was
für eine wunderbare Idee Gottes! Wie trostlos und langweilig wäre
es, gäbe es nur lauter Männer oder bloß Frauen auf dieser
Welt!
Das Leben ist erst richtig lebendig durch die
gegenseitige Anziehung von Mann und Frau. Wie köstlich und kostbar
ist die Ergänzung der Geschlechter! Es gäbe uns alle nicht, hätten
nicht ein Mann und eine Frau durch einen Liebesakt, der hoffentlich
wirklich ein Akt der Liebe war, uns gezeugt und empfangen und uns das
Leben geschenkt.
Wie wir aber alle wissen, gibt es im
Garten Gottes eine bunte Vielfalt. Nicht alle, die als männliche
Wesen geboren wurden, fühlen sich auch als Mann, und ebenso auf
weiblicher Seite. Sie verdienen als Menschen den Respekt, auf den wir
alle ein Recht haben. Ich freue mich für Thomas Neuwirth, der mit
seinem Auftritt als Conchita Wurst
einen solchen Erfolg hat. Ich wünsche ihm, dass ihm dieser
Erfolg nicht über den Kopf wächst, und bete für ihn um Gottes
Segen für sein Leben."
Und auch am Rande eines Besuchs in der
Wiener Votivkirche, wo derzeit eine Ausstellung zum Thema
„Leiblichkeit und Sexualität“ läuft, meinte der Kardinal „Das
Thema Toleranz, unter das Conchita Wurst ihre Performance gestellt
habe, sei "ein reales, ein großes Thema" "Menschen
wie Tom Neuwirth müssten viel Spott, Gemeinheit und Intoleranz
erfahren. Toleranz heiße jedoch, "jemand anderen zu
respektieren, auch wenn man seine Überzeugungen nicht teilt - und in
diesem Sinn brauchen wir alle Toleranz".
Allerdings,so sieht es der Kardinal,
weltweit ist noch lange nicht die Rede von Toleranz
„Die von Boko Haram entführten 276
christlichen Mädchen, die zwangsislamisiert werden, sind ein
erschütterndes Beispiel von Intoleranz, ebenso die Todesstrafe auf
Homosexualität in manchen Ländern. Sehr viel harmloser, aber
dennoch fragwürdig erlebe ich die Plakataktion des Life Ball. Ja,
unsere Welt braucht echte Toleranz, das heißt Achtung vor dem
Anderen, auch wenn man seine Ansicht nicht teilt.“