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Sonntag, 25. Mai 2014

Frauenpriesterinnen ...wie lebt es sich "exkommuniziert"? Teil 2

Vor fast genau 12 Jahren, am 29. Juni 2002 wurden Christine Mayr-Lumetzberger und sechs weitere römisch-katholischen Theologinnen -  Ida Raming, Iris Müller, Adelinde Theresia Roitinger, Gisela Forster, Pia Brunner und Dagmar Braun Celeste auf einem Donauschiff zwischen Passau und Linz
zu Priesterinnen weihte. Der "Heilige Stuhl" bezeichnete diesen Akt als ungültig. Da die Frauen die Nichtigkeit ihrer Weihe nicht anerkannten und bis zum Ablauf einer festgesetzten Bedenkzeit „keine Zeichen der Reue und Umkehr“ zeigten, wurden sie am 22. August 2002 exkommuniziert

Anläßlich der Exkommunikation von Martha Heizer fragte ich Christine Mayr-Lumetzberger, wie es sich "denn so lebt": exkommuniziert.
Und sie schrieb mir - munter und lebendig:

Liebe Ilse!
Danke für Deine Nachricht - nach dem ersten Überlegen ist mir nichts anderes eingefallen, als darüber zu lachen und die Geschichte an den Absender zurückzuweisen. Wie kommen diese unverschämten Männer dazu, ein Gesetz exekutieren zu wollen, das sie im Willkürrecht erfunden haben?
Dazu kann man nur den Zauberer von Oz zitieren - riesige Maschine und nix dahinter!
Ich habe in allen Interviews gesagt, dass ich darüber lache und als Mutter und Lehrerin weiß ich, was das in der Erziehung bedeutet. Wenn du was machst und die Kids lachen dazu, hast Du verloren.
Meine beste Ausbildung in Richtung Kirche was das Lehramt für Sonderpädagogik. Wenn man nach diesen Regeln arbeitet, dann geht es am besten: nix erwarten, alles wiederholen, wiederholen, wiederholen. Sie denken nicht logisch und halten alle Menschen, die keinen Kirchentalar tragen für Untermenschen - man hinterfrage ihr Menschenbild. Wie käme sonst der Gedanke zustande, dass eine Frau nicht geweiht werden "könne"! - also, wenn ich jemanden geweiht habe, hat das tadellos funktioniert - ich weiß nicht, was die Männer da nicht können. Ein paar obergescheite Priester meinen, dass sie diese Exkommunikation an mir exekutieren müssen - unserem Bischof Schwarz habe ich dann einmal eine Hostie aus dem Kelch genommen und dann war ein Skandal. Aber die Kommunion "gehört" ihm ja nicht.
Martha wäre gut beraten, die Exkommunizierer ins unrecht zu stellen - und das immer zu wiederholen, an das Mittelalter zu erinnern, wo sich die menschen noch echt gefürchtet haben, weil Kirchens echt grausliche Macht hatten.
Aber heutzutage hat jedermann/frau sein/ihr eigenes Geld und umgebracht wird man auch nicht automatisch.
Ich persönlich tu so, wie wenns diese Exkommunikation nicht gäbe, mach meine Gottesdienste, streit mich um Kirchenbenützung - jetzt eigentlich nicht mehr, weils sie mich eh hineinlassen. Die Menschen wollen dauernd Hochzeiten, Taufen, Messen, Begräbnisse etc. von mir - ich mache alles als Diensttleisterin/Arbeiterpriesterin und lebe friedlich vor mich hin. Man braucht allerdings ein großes Vertrauen in den Heiligen Geist, dass eh alles recht wird und vor allem Zufiedenheit und Dankbarkeit und Gelassenheit.
Wo wohnst du denn, komm mich einmal besuchen!
Herzlichst grüßt Dich zwischen Wäsche und Kochen
Christine



"Wir wollen nicht Herren sein über euren Glauben, sondern wir sind Diener

eurer Freude" (2 Kor 1,24).



Dipl. Päd. Christine Mayr-Lumetzberger

Römisch Katholische Bischöfin

Initiative Weiheämter für Frauen in der römisch katholischen Kirche

RCWP - römisch katholische Priesterinnen

-  Scharnsteiner Straße 64,  A-4643 Pettenbach