Seiten

Freitag, 9. Mai 2014

das Trauma verläßt einen nicht


Foto Irmgard Czerny

meine Freundin Irmgard, 2008 an Zungenuntergrundkrebs erkrankt, nach schlimmen Jahren schwerer Behandlungen: heute wieder ALLTAG. Und doch: Das Entsetzen sitzt immer noch tief in einem drinn. Plötzlich löst eine simple Zahnbehandlung tiefe Ängste aus. Wieder wird ja im Mund herum manipuliert .....über viele Brücken muss man ...ins Leben
                             - 4 -
 
Ein Zahn ist ausgebrochen. Nicht die Gedanken an ev.Schmerzen oder an die Kosten der Sanierung stehen im Vordergrund. Nein, alle Erinnerungen an die vielen Untersuchungen werden wach und halten mich wach, wenn ich einschlafen will. Kein noch so schöner Gedanke an meinen Garten, an ein nettes Kompliment am Tag davor… kann die Erinnerungen an die vielen Spitalsaufenthalte, an die vielen Hände und Geräte, die in und an meinem Hals tätig waren, an die dreißig Bestrahlungen mit Schiene und Keil im Mund und Maske über dem Gesicht in diesem Moment besänftigen. Auch die tröstenden Worte der FreundInnen vermögen nicht, das Geschehene vergessen zu lassen. Ein erster Besuch bei der Zahnärztin, die ihrer Freude Ausdruck verleiht, mich, auch nach so langer Zeit, (denn eine längst fällige Kontrolle wurde immer wieder aufgeschoben) wiederzusehen, beruhigt ein wenig und nimmt der Traumatisierung etwas von ihrer Schärfe. Langsam gewinnt die Vernunft Oberhand mit dem selbstformulierten Satz: das ist doch ein Klacks – die Wurzelbehandlung – was dir da bevorsteht, gemessen an dem, was du alles mitgemacht und überstanden hast. Aber die Überwindung, am Tag der Behandlung in die Ordination zu gehen, ist groß. Sicher nicht so groß wie es jedes Mal enorme Überwindung war, zur nächsten Operation ins Krankenhaus zu gehen, auch wissend, was mir bevorsteht.