Foto Irmgard Czerny
Hier werden Texte meiner Freundin
stehen, einer meiner besten Freundinnen.
Wir sind gleich alt, haben
einander bei der Arbeit im ORF kennengelernt und dabei erst rekonstruiert,
dass wir auch die gleiche Schule in unterschiedlichen Klassen besucht
haben.
2008 erhielt meine Freundin die
Diagnose „Zungenuntergrundkrebs“. Es war auch für mich
niederschmetternd. Nach einer ersten Operation und der Hoffnung, "nun
ist alles ausgestanden", begann die Tragödie von Neuem ….
Wer Irmgard sieht, eine elegante, fesche, jugendlich- temperamentvolle Person, kann nicht ahnen,
welche Hölle erst seit kurzem hinter ihr liegt. Eine schwere zweite Operation, eine noch schwerwiegendere Bestrahlungsserie, wo sie danach lange Zeit nur künstlich ernährt werden konnte....Ihr Beispiel soll allen Mut machen, die
Schweres erleben - ich habe sie gebeten, einfach "drauflos zu schreiben" ...wie immer ihr die Gedanken und Erinnerungen kommen....
Die Gedanken kommen täglich
"Die Gedanken daran kommen täglich –
einmal stärker, einmal weniger stark. Ganz sicher aber beim
morgendlichen und abendlichen Blick in den Spiegel, wenn die Narben
auf beiden Seiten des Halses danach verlangen, eingecremt zu werden,
um nicht so ‚schrumpelig‘ auszusehen. Und an Tagen, an denen das
nur langsam wieder zurückgekehrte Selbstbewusstsein wankt, stellt
sich die Frage, nehme ich heute die zum G’wand passenden Clips oder
nicht; eine Frage, die vielen banal und ‚nicht wirklich wichtig‘
erscheinen mag , doch ist eben dieses Tragen der Clips auch ein
Schritt in die Normalität, bzw. eine Rückkehr (Rückfindung) zur
‚ursprünglichen Persönlichkeit‘, die bekannt war für ihren
originellen Ohrschmuck. Und ich glaube nicht, daß mich die
Menschen, die mich ansehen, einfach nur verschonen wollen mit
Bemerkungen wie… das sieht unmöglich aus, das solltest du lieber
lassen. Nein, ich habe es angenommen, mit dieser optischen
Beeinträchtigung zu leben, die auch niemanden anderen so sehr
stört, daß er es in abwertenden Worten ausdrückt, sondern mich
als Mensch sieht, dem es gelungen ist, wieder annährend so zu sein
und auszusehen, wie er es vor dem gesundheitlichen Schicksalsschlag
war."