Ein Hochzeitsblog sorgt in Norwegen für Aufregung: In Tagebucheintragungen und mit vielen Bildern erzählt Thea die Vorbereitungen zu ihrer Hochzeit mit Geir. Nur: Thea ist erst zwölf - ihr Zukünftiger 37. „Hochzeitstermin“ ist der 11. Oktober - der Internationale Mädchentag.
Binnen eines Tages sorgte das Blog für einen Aufschrei, zahlreiche Norweger meldeten die Website der Polizei. Erst dann enthüllte die Kinderschutzorganisation Plan Norge, dass sie hinter dem Blog steht. Mit der Inszenierung der ersten norwegischen Kinderehe will man auf das Schicksal von Zehntausenden minderjährigen Mädchen hinweisen, die täglich zwangsverheiratet werden.
Theas blog http://theasbryllup.blogg.no/
Thea schildert ihre Hochzeitungsvorbereitungen mit dem 37-jährigen Geir aus einer kindlichen und damit realistischen Perspektive. Es geht um die Auswahl des Brautkleids, der Hochzeitstorte und um ihre Sorgen und Ängste. Sie müsse jetzt wohl nicht mehr in die Schule gehen, heißt es in einem Beitrag. Und ihren Wunsch, Tierärztin zu werden, müsse sie jetzt wohl aufgeben, heißt es in einem anderen: Ihre Mutter habe ihr gesagt, dass ihr Mann arbeiten gehe und sie zu Hause bleiben müsse. Jede Menge Selfies und auch der Schreibstil lassen erahnen, warum viele Norweger das Blog zunächst für echt hielten.
Insgesamt wurden mehr als 700 Millionen der heute weltweit lebenden Frauen nach UNO-Angaben schon im Kindesalter verheiratet. Knapp die Hälfte aller Mädchen in Südasien heiratet einem UNO-Bericht zufolge vor dem 18. Geburtstag. Jedes fünfte Mädchen war bei seiner Hochzeit jünger als 15 Jahre, hieß es in einem im September vom UNO-Kinderhilfswerk UNICEF vorgestellten Bericht.
Rund 250 Millionen Mädchen würden sogar vor ihrem 15. Geburtstag verheiratet. Werden die Teenager schwanger, sterben sie häufiger in der Schwangerschaft und im Wochenbett als junge, volljährige Frauen. Fast die Hälfte der Kinderbräute lebt demnach in Südasien. Das Land mit dem höchsten Anteil an Kinderehen ist aber das afrikanische Niger mit 77 Prozent.
130 Millionen mit Genitalverstümmelung
Den neuen Daten zufolge leben weltweit 130 Millionen Mädchen und Frauen, denen die äußeren Geschlechtsorgane ganz oder teilweise entfernt wurden. Beschneidungen und Kinderehen fügten den Mädchen tiefes und dauerhaftes Leid zu, erklärte UNICEF-Geschäftsführer Anthony Lake. Sie würden daran gehindert, ihr volles Potenzial zu nutzen. „Mädchen sind kein Eigentum“, sagte er laut Mitteilung weiter. „Sie haben das Recht, über ihr Schicksal zu bestimmen.“ale INFOS http://orf.at/stories/2248818/2248830/
http://orf.at/stories/2248818/2248826/