Und doch hat sich seither so erschreckend viel geändert. Die vietnamesischen Flüchtlinge sind
zumeist mit offenen Armen aufgenommen worden. Auch hier in Österreich. Viele Pfarren haben engagiert Patenschaften übernommen, Einzelfamilien wurden betreut, leben teilweise noch heute bestens integriert in Österreich. Durch Zufall finde ich dieser Tage in einem Wiener Pfarrblatt einen "RÜCKBLICK" auf ein solches Flüchtlingshilfe-Projekt der 80er Jahre.
Dieter Bender war "einer von denen" - die gemeinsam mit anderen Pfarrmitgliedern - "angepackt" haben. Kann es ein VORBILD für HEUTE sein? Hier sein Bericht
"1980 hat sich unsere Pfarrgemeinde auf ein Projekt eingelassen, das die Bereitschaft zu großzügigen Spenden
voraussetzte. Es ging um die Übernahme einer Patenschaft für eine
vietnamesische Flüchtlingsfamilie.
1975 endete der
Vietnamkrieg und ein Flüchtlingsstrom großen Ausmaßes ergoss sich über reichere
Länder der ganzen Welt. Das österreichische Innenministerium unter Minister
Lanc und die Caritas unter Prälat Ungar erarbeiteten 1980 ein
Patenschaftsprogramm folgenden Inhaltes. Wenn eine Pfarre für eine Familie eine
Wohnung samt Ausstattung zur Verfügung stellt, für entsprechende Arbeitsplätze
sorgt und die finanziellen Mittel für einen Übergangszeitraum aufbringt, (also
aus dem Budget keine direkten Zahlungen erforderlich sind) erhält die Familie
den Status anerkannter Flüchtlinge mit allen damals verbundenen Rechten.
Die Gemeinde
hatte beschlossen, sich an diesem Projekt zu beteiligen. Binnen kurzer Zeit
hatten wir über 200.000 Schilling Startkapital gesammelt (weit käme man mit ca.
15.000 Euro heute nicht mehr), neben einer Reihe von monatlichen
Daueraufträgen. Eine
Mietwohnung hatten wir bald gefunden (die Maklerin
verzichtete sogar auf ihre Provision).
Am 28. März 1980 holten wir „unsere“
Familie aus dem Sammellager in Retz ab, in dem sie die letzten Monate verbracht
hatte. Sie bestand aus fünf Frauen. Einer 51 jährigen Mutter von drei Töchtern
(33, 30 und 17 Jahre) und einer 10jährigen Enkelin. Die zugehörigen Männer
waren in Vietnam zur Umerziehung verschickt worden und seither verschollen.
Die
Arbeitsplatzsuche war ein großes Problem. Nur für die Mittlere der drei Töchter
fand sich rasch eine Stelle bei der Werkzeugfirma Huber. Die 17-jährige konnte
ab dem Sommer als Lehrling im Friseurladen eines Gemeindemitglieds arbeiten, für die älteste Tochter erhofften wir die Möglichkeit einer
Heimarbeit und die Familienmutter konnte krankheitsbedingt nur kurze Zeit in einem
Krankenhaus arbeiten. Die Einkünfte der Familie waren demnach gering
und konnten die Kosten für die Wohnung und das tägliche Leben über lange Zeit
nicht decken. Doch wir hatten genug Geld und Sachspenden gesammelt, um die
Wohnung einzurichten und den vier Frauen und dem Kind ein menschenwürdiges
Leben zu ermöglichen.
Doch es ging
nicht nur um die materielle Unterstützung. Ein Betreuungsteam aus Angehörigen
der Gemeinde sorgte für einen regelmäßigen Deutschunterricht, für Hilfestellung
bei allen anfallenden Problemen mit Behörden und des Alltags, die sich für diese
Menschen in einer für sie völlig neuen Welt ergaben. Mit den anderen Haus Mietern, die zum Teil die Fremdlinge mit scheelen Augen wahrnahmen,
traten wir in intensiven Kontakt, was sich letztlich für alle Seiten positiv
auswirkte.
die betreute vietnamesische Familie,
ein altes Foto aus der Pfarrchronik
Unsere Schützlinge waren fröhliche Menschen, offen für das Neue, dem sie sich stellen mussten. Nach wenigen Jahren standen sie voll und ganz auf eigenen Füßen, erlebten Freuden und Leid, wie andere Menschen in unserem Land auch und fühlten sich zu Hause. Über Jahrzehnte verband sie Freundschaft mit ihren damaligen Betreuern, von denen einige bereits verstorben sind. Meine Frau und ich hatten vor ca. 2 Jahren bei einem Wohnungseinweihungsfest zum letzten Mal Kontakt mit ihnen.
Es war der
persönliche Einsatz einiger Gemeindemitglieder und die Bereitschaft Vieler zur
großzügigen finanziellen Unterstützung, die diese humanitäre Hilfe zu einem
Erfolg geführt hat. (Nicht alles Geld benötigten wir für diese
Flüchtlingsfamilie, und ein paar Daueraufträge laufen dankenswerter Weise bis
heute. Auch andere Flüchtlinge haben davon profitiert..)
Schließen
möchte ich aber mit einer kleinen, netten Geschichte, die auch die sprachlichen
und interkulturellen Schwierigkeiten im Integrationsprozess verdeutlichen kann.
Bei ihrem Chef
und den KundInnen war die junge vietnamesische Friseurin sehr beliebt und alle nahmen an, dass
sie die Lehrabschlussprüfung ohne weiteres schaffen würde. Doch es kam anders.
Die praktische Prüfung war kein Problem, doch bei der mündlichen habe sie auf
keine Frage eine Antwort gegeben, erfuhr ihr Chef. Nach dem Grund befragt
schwieg sie bockig mit finsterem Gesicht. Es wurde meine Aufgabe, möglichst um
Aufklärung zu sorgen. Wir arbeiteten beide in der Innenstadt, also lud ich sie
in einer Mittagspause zu einem gemeinsamen Essen ein. Als die Stimmung locker
und heiter war, fragte ich sie, warum sie bei der Prüfung keine Antworten
gegeben hätte. Zuerst sah sie mich düster an und flüsterte dann mit gesenktem
Kopf: „Alle haben mich ausgelacht, die Lehrlinge und die Prüfer. Da
konnte ich nicht mehr reden.“ Mir war klar, sie hatte ihr Gesicht verloren,
aber was konnte der Auslöser gewesen sein? Ich fragte sie, was sie wohl gesagt
habe, bevor sie ausgelacht wurde. „Ich habe über Massage reden sollen.“ (Im
Zusammenhang mit der Behandlung der Kopfhaut eine durchaus korrekte Frage.) Als
sie das Wort „Massage“ aussprach, musste ich alle meine Beherrschung aufwenden,
um nicht ebenfalls zu lachen. Es klang so: “Ma Schaas“. Ich erklärte ihr, dass
dieses Wort in ihrer Aussprache eine ganz andere Bedeutung habe und man darüber
wirklich lachen müsse, sie also nicht ausgelacht wurde. Ich würde es ihr nach
dem Essen erklären. Es fiel mir nicht leicht, diesem 17-jährigen Mädchen dezent
klar zu machen, was sie gesagt hatte. Doch als es mir beim anschließenden Weg
durch die Kärntnerstraße gelang, blieb sie abrupt stehen, sah mich an und lachte,
lachte, lachte. In diesem Lachen lag die ganze Erleichterung, die es ihr erst
ermöglichte, die Prüfung zu wiederholen, die sie dann mit Bravour schaffte."
Herr Benda lacht: "Sie werden es nicht glauben: der Sohn dieser Familie hat eine Tochter "unserer" Familie geheiratet"
"die Kinder des Kardinals"
steht unter diesem Foto der ORFTVthek
Ja, Happy End
warum schaffen wir es nicht mehr für die "NEUEN FLÜCHTLINGE????
PS mehr zu den "Kindern des Kardinals": http://anschnallenoderloslassen.blogspot.co.at/2014/10/unter-einem-dach-fluchtlingskinder-und.html