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Freitag, 17. Oktober 2014

Wenn der Mensch zur WARE wird - Aktionstag gegen Menschenhandel



Der 18.Oktober ist heute zum 8. Mal europäischer Aktionstag gegen Menschenhandel. 

Ein Problem, weit weg? Nein,absolut nicht. Mitten unter uns leben Betroffene.
Allein in Wien soll es 7ooo Menschen geben, vor allem Frauen und Kinder, die Opfer von Menschenhandel sind. Meist sind es Frauen, die im Ausland von Kriminellen unter falschen Vorgaben nach Österreich gelockt und dann hier in die Prostitution gezwungen werden.
Seit zwei Jahren gibt es in Wien ein eigenes Zufluchts-Haus für betroffene Frauen. Sie müssen ja ganz besonders vor ihren Verfolgern geschützt werden, um sich ein neues Leben aufzubauen.
Das Projekt wird von 6 österreichischen Frauenorden finanziert und organisiert, sie haben sich im Verein SOLWODI Österreich zusammengeschlossen, eine an sich internationale Gemeinschaft                            Solidarity with  Women in Distress
                                                  SOLidarity with WOmen in DIstress


Gründerin dieser internationalen Gemeinschaft ist die Ordensfrau Lea Ackermann

In Kenya hat sie miterleben müssen, wie reiche Urlauber Frauen und zum Teil Kinder als Prostituierte benutzt haben. Das hat sie veranlasst, Gruppen zu gründen, die Frauen ermächtigen, „dass sie sich selbst für ihre Rechte einsetzen.“ Das liegt Jahre zurück und heute ist Solwodi in mehreren Ländern vertreten mit dem Ziel, „Frauen, die Opfer von Frauenhandel und Zwangsprostitution geworden sind, eine Perspektive zu eröffnen, Wohnungen zu vermitteln und einen Beruf zu erlernen, damit sie unabhängig leben können.“

                                       Lea Ackermann bei den Salvatorianerinnen in Wien
                                                                Foto Katrin Bruder

Es sei ungeheuer wichtig, dass viele Menschen ungeschminkt hinschauen und um zu wissen,
„was in der Szene wirklich los ist.“ Auch im EU-Raum entstehe erst ganz langsam ein Bewusstsein, dass wir es auch bei uns mit Menschenhandel zu tun haben .

                                                Die Schwestern von SOLWODI Österreich
                                                                  
Man schätzt, dass  mindestens 880.000 Menschen in Europa unter sklavenähnlichen Bedingungen leben und arbeiten, 76 Prozent von ihnen als Prostituierte, meist sind es Frauen und Kinder.

  Grafik standard.at


Weltweit, so die Schätzungen, leben fast 30 Millionen Menschen in Sklaverei. Viele von ihnen sind von kriminellen Banden als Sex-Sklaven oder Hilfsarbeiter verkauft worden, wie die Stiftung "Walk Free" mitteilte. Unter moderne Sklaverei fallen dabei ebenso Zwangsarbeit und  Praktiken wie Schuldknechtschaft, Zwangsverheiratung sowie der Verkauf und die Ausbeutung von Kindern.

Die Obfrau des Vereins SOLWODI in Österreich ist die Ordensfrau Sr. Patricia Erber , eine Salvatorianerin

                                      Sr.Patricia Erber SDS, sie sagt in einem Interview:

"Besonders Migrantinnen sind immer wieder Opfer des Verbrechens Menschenhandel.  Durch die große Notlage Zuhause geraten sie immer wieder in die Prostitution In der Schutzwohnung von SOLWODI erhalten Frauen Hilfe bei rechtlichen  Problemen, bei Fragen des Aufenthaltsstatus, sie erhalten medizinische Versorgung und eine psychologische Betreuung. Man ist einfach da für die Frauen. Grundlegende Dinge wie Essen, ein eigenes Zimmer, Ruhe und Schutz sind gefragt. Oftmals kümmern wir uns auch um die Kinder, die mit den Frauen in unsere Schutzeinrichtung kommen. Internationale Orden nutzen ihre Ressourcen wie etwa im Bereich der Vernetzung. Das Netzwerk der Orden kann dem Netzwerk der Menschenhändler entgegenarbeiten. Es ist wichtig, dass es in den Herkunftsländern Angebote für Frauen gibt, etwa durch Aufklärungsarbeit. Die Frauen müssen aufgefangen werden. Es bedarf auch einer speziellen Betreuung für Opfer von Frauenhandel, die in ihre Heimat zurückkehren. Die Kirche müsste in meinen Augen bei diesem Thema verstärkt auftreten, und zum Beispiel bei milden Urteilen von Menschenhändlern aktiv werden. Das Thema als solches sollte generell in kirchlichen Kreisen und von der Politik mehr aufgegriffen werden ..." Ihre Motivation als Ordensfrau sich hier zu engaieren?
"Eine Frömmigkeit, wo es nur darum geht, meine Beziehung zu Gott zu leben und nur im Gespräch mit Gott zu sein, ist für mich keine glaubhafte Frömmigkeit. GLAUBEN beinhaltet immer auch ein Handeln für mich“, sagt Patricia Erber.   
„Gott will schließlich, dass der Mensch in Freiheit leben kann!“, sagt sie.

Die Salvatorianerin und ihre Mitschwestern arbeiten auch eng mit Joana Adesuwa Reiterer zusammen. 1981 in Nigeria geboren, konnte sie selbst ihrem eigenen Ehemann – einem Menschenhändler – noch rechtzeitig entkommen. Von ihrem Vater war sie verstossen worden, weil eine Vodoo Priesterin meinte, das Kind sei verhext, eine "Wassergöttin"



Heute leitet Joana die NGO „Exit“ und verhilft ehemaligen Zwangsprostituierten in Österreich zu einem Neuanfang. Frauen, die gerade aus den Händen ihrer Zuhälter und Zuhälterinnen flüchten konnten und auf Schutz angewiesen sind, vermittelt Joana A. Reiterer weiter an die Schutzeinrichtung der Ordensfrauen. Ihre Bücher "Hexenkind" und "Die Wassergöttin" Von der Women's Federation für World Peace wurde Joana Reiterer mit dem Titel "Ambassador of Peace" geehrt

SOLWODI Österreich, Seuttergasse 6, 1130 Wien
Tel. : 00431 ( 0 ) 664 88632590
info @ solwodi.at, www.solwodi.at

vor der Michaelerkirche der Salvatorianer in Wien gibt es heute tagsüber einen Infostand mit Diskussionsmöglichkeit und Straßentheaterzum Thema "Ware Mensch - Menschenhandel"