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"PensionistInnenalltag…
könnte so schön sein; wären da nicht immer wieder
‚Einsätze‘ notwendig, die einerseits überraschend, andererseits aufregend und
anstrengend sind. Und ein solcher war gestern. Bereits nach 8h rief meine
Schulfreundin, mit der ich bis heute all ihre Schicksalsschläge getragen habe,
an, sie hatte am Tag davor einen Autounfall (zum Glück nur Prellungen
erlitten); dennoch war von Polizei über Rettung bis hin zu Zeugen alles im
Einsatz.
Also: Mittagstermin absagen, Vormittagstermin auf
Nachmittag verschieben, Freundin aus Hietzing holen, über Kaltenleutgeben nach
Sulz, wo das demolierte Auto stand, fahren, Fotos machen und weiter zur Polizei
nach Breitenfurt, die Formalitäten erledigen. Eine kurze Mittagspause einlegen,
um ein warmes Süppchen einzunehmen, zurück nach Wien auf den Gürtel, um in der
Werkstatt die Autoschlüssel abzugeben. Schließlich zum Ausgangspunkt Hietzing,
die Freundin samt Gepäck zustellen. Alles mit Ruhe, viel Geduld und
Konzentration absolvieren, div. Geschichten drei bis viermal anhören, behutsam
und langsam fahren, immer in Bremsbereitschaft, falls die Freundin plötzlich
die Autotür aufreißen und sich übergeben muß; schließlich hat sie ja auch eine
Kopfprellung.
Zu Hause angekommen, ist es bereits 15h. Eine knappe
Stunde später kommt, wie vereinbart, ein Freund, um ein Kastl am Balkon zu
streichen. Während dieses trocknet, intensives Gespräch mit ihm über seine
Freundin, die vor der Entscheidung Chemo oder Bestrahlung steht. Nach Abschluss
dieser ‚Aktion‘ – bereits schielend vor Müdigkeit – Nachfrage bei der Freundin,
deren Mutter sich in einem sehr schlechten gesundheitlichen Zustand befindet.
Kurzes Telefonat, da auch sie nach einem anstrengenden Tag kaum mehr reden
konnte und wollte. Den jüngsten Stand der Dinge in Salzburg abfragen, wo meine
mütterliche Freundin zwei wichtige Arztbesuche hinter sich haben sollte.
Schließlich noch eine Freundin, die nach und vor weiteren Hautkrebsoperationen
an der Nase im Krankenhaus Wiener Neustadt liegt, anrufen, und auch von dort
nichts Aufbauendes erfahren. Nach den Seitenblicken Licht und Telefon aus!
Zum einen total erschöpft, zum anderen froh, nach dem
eigenen gesundheitlichen Schicksalsschlag wieder so weit fit zu sein, um im
Notfall helfen zu können, denn immer wieder bewahrheitet es sich, dass Männer
(obwohl einer vorhanden) für organisatorische Einsätze und in Krisensituationen
unbrauchbar sind.
Heute bereits beiden Letztgenannten zum einen als Vorbote
zum 95.Geburtstag, der anderen als kleines Trostpflaster - von Wien aus
organisiert - einen Blumengruß übermittelt."
Irmgard Czerny
Irmgard Czerny