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Donnerstag, 25. Februar 2016

womöglich doch schon am Zentralfriedhof? Offener Brief an meine Ulli


"Wennst aufwachst in der Früh und dir tut nix weh -
dann bist vermutlich schon am Zentralfriedhof"
Mit diesem halb-launigen Satz eines guten - an sich sehr sportlichen und fitten Freundes - im Ohr,
bin ich jetzt schon SEHR LANGE wieder in der Früh aufgewacht.
Ah, Gott sei Dank, NICHT Zentralfriedhof:
WEIL .....da und da ..und dort ....tut einfach was weh
Manchmal mehr, manchmal weniger. Aber es tut weh: verläßlich!
Wenn ich Glück habe: wird es im Lauf des Tages weniger
Hab ich Pech: wird es ein bissl mehr.
Dann nimmt man ein Pulver ....
Die Zeiten, wo es dann aufhört halblustig zu sein, weil man ständig mit "irgendeinem Schmerz"
beschäftigt ist, sind immer mehr geworden.
Gstell, Kopf, ja sogar die Zähne .... ohne erkennbare Zahnschäden - TUN WEH....
plötzlich ist da die Erkenntnis/Diagnose: Folgeschäden nach einem schweren Sturz auf den
Hinterkopf (Therme Oberlaa) - 14 Monate ist das her.
Irgendwann machen sich die "Verschiebungen" von damals bemerkbar - von der Wirbelsäule bis hinein in den Kiefer ...
Besuch bei einer Osteopathin war hilfreich - denn dort erst sind wieder die Erinnerungen an den Sturz von damals aufgetaucht - aber was jetzt?
und plötzlich weiß ich: "HÖCHSTE ZEIT FÜR ULLI"
Ulli, "meine" Feldenkraistherapeutin
schon einmal hat sie mir aus einem Schlamassel nach einer schweren Sportverletzung heraus
geholfen ... ganz ganz sanft - aber NACHHALTIG.
Bis ich gar nicht mehr an sie dachte, weil eben: (fast) NIX MEHR WEH GETAN HAT
bis : BIS JA, BIS JETZT
Gestern nachmittag Feldenkraistherapie
In erster Linie freue ich mich Ulli wieder zu sehen - und: "schaden" kanns ja auch nicht.
WOs mir grad am akutesten weh tut?
Ja mei: entweder ist es das linke Ohr (oft Schmerzen wie Mittelohrentzündung + Zahnweh)
 - oder die rechte Hüfte/Leiste, wie damals nach den Radlstürzen
Dann leg ich mich auf ihr Therapiebett
überlasse den Rest Ulli Händen

ich muss gar nix tun - ich versuche nur zu spüren und aufzuspüren und Zusammenhänge herauszufinden. Ah, der Punkt hinterm Ohr ..... schon entspannt sich die Hüfte ..
die Hüfte leicht anheben ... der Druck hinterm Ohr wird leichter ...
NACH der Stunde bin ich, wie ich es immer nach Feldenkrais war, "groggy"
Obwohl selber nix getan .... fahre nur nach Hause, schon vor 22.00 bin ich im Bet
ja und WACHE AUF IN DER FRÜH  - UND SPÜR NIX
SPÜR NIX
Wo ist das Ohr? wo ist das Kreuz?
Ich steh auf - es ist 4.30 - ich bin putzmunter
und setz mich wenig später aufs Radl und fahr zu meiner Früh-Frühmesse.
Was ich ewig lang schon nicht mehr getan habe. Mit dem wehen Früh-Gstell wär ich erst
gar nicht aufs Radl gekommen .....
so, jetzt bin ich wieder zurück  - auch ohne weh und ach vom Radl abgestiegen -
und schreib der Ulli einen Brief
und weil ich nur so patschert erzählen kann, wie Feldenkrais tut und wirkt, hier:
Ulli Jaksch selbst, wie sie mir vor etwa 2 Jahren ihren eigenen Werdegang zur Feldenkrais-Trainerin beschrieben hat - und DAS, was ihre Arbeit ausmacht



"Es war einmal eine junge, schmerzgeplagte Physiotherapeutin von Anfang Zwanzig, die zwar anderen aber - sich selbst nicht helfen konnte und die darüber sehr frustriert und depressiv war. Ein Freund schickte sie zu einem Wochendend-Seminar über die Feldenkrais-Methode. Sie ging hin, ohne zu ahnen, was das sei und wohin das führt.
Und seit damals geht es mit der Freude bergauf!
Einige Dinge sind mir in lebhafter Erinnerung, obwohl dieses denkwürdige Wochenende etwas mehr als fünfundzwanzig Jahr zurück liegt. Es ist nichts Spektakuläres passiert beim Feldenkrais. Hauptsächlich lagen wir am Boden herum und kugelten einmal dahin und einmal dorthin oder wir machten eine gute, lange Pause oder nix. Es gab keine Anstrengung, keine Forderungen, kein So und so-Sein-Müssen. Die Stimmung war heiter, es wurde viel gelacht. Am meisten beeindruckt hat mich jedoch die Feldenkrais-Lehrerin, Gaby Yaron, eine der ersten Schülerinnen von Moshe Feldenkrais. Sie war Mitte Sechzig, und sie hatte einen Habitus wie ein junges Mädchen. In mir reifte der Wunsch "So will ich sein, wenn ich alt bin". Am Feldenkrais-Angelhaken war ich und bin ich bis heute.
Kreuzweh? Weg. Depression? Weg.

Das Besondere an Feldenkrais ist, Menschen mittels Bewegung zu begleiten, die schwere Zeiten haben. Ihnen beizustehen, sich ohne Plage verändern und entwickeln zu dürfen. Ihnen zu zeigen, wie sie sich besser spüren und eigene Wege finden können. ..Die Physiotherapie war nicht der geeignete Zugang für mich. 
Zu streng. Zu sehr an der Frage "Was ist kaputt" orientiert. 
Feldenkrais stellt die Frage: Was ist los? Du bekommst eine Lebensgeschichte, mit der zu arbeiten ist, anstatt einer Schadensmeldung. Trotzdem – ich habe meinen Frieden gemacht mit meinem ersten Beruf, denn mich suchen gerade deswegen viele Menschen auf, die komplexe Traumen erlitten haben." 

"erfunden" hat die Feldenkrais Methode in den 20er Jahren des vorigen Jahrhundert ein
israelischer Kernphysiker und Judomeister. Moishe Feldenkrais 

 "Mich interessieren nicht bewegliche Körper, 
sondern bewegliche Gehirne."   war sein Motto:

"Bewusstheit durch Bewegung" war sein Programm
und das ist wirklich eine spontane Erfahrung die sich einstellt: man geht raus aus
der Feldenkrais Stunde und "fühlt sich leichter"
vielleicht sogar 
ein bißchen in der Seele erleichtert


und heute früh fühlte ich mich sogar ein Stückchen größer: kam mir zuvor schon
so geschrumpft vor - und plötzlich ....
nein, also doch (noch) nicht Zentralfriedhof!!!!!