"Fasten mit Samya"
ist plötzlich ganz spontan eine Rubrik in dieser Fastenzeit. Denn völlig überraschendfinde ich am Aschermittwoch auf meiner facebook Seite "lyrische Post" von Samya.
Sie weiß, wie sehr ich gerade ihren Adventblog liebe -
http://baldschonistweihnachten.jimdo.com/2015-und-seine-reste/montag-30-november-2015/
ganz intensive Gedanken, Assoziationen, Musik, Bilder, Bilder, Bilder ... ein Fixpunkt in meinem Advent, wo auch ich immer wieder Freunde bitte, mir Gedichte und Texte zu schicken die ich dann das ganze Jahr über wieder neu verteilen kann.
zur Fastenzeit - also Geschenk von Samya an MICH -
jeden Tag ein Teilen von Gedanken, Gefühlen...
sie weiß, welche Freude mir das macht
Samya gehört zu meinen "ältesten" facebook Freundinnen - etwa vor 5 Jahren begann die Freundschaft und auch erst relativ spät sind wir einander "von Angesicht zu Angesicht" begegnet.
Aber da waren wir einander schon so vertraut, dass es sich anfühlte, als würde man sich ohnehin jeden Tag sehen. Samyas Name war für mich schon Musik. SAMYA - HAMIEDA - LIND. Noch ohne viel zu wissen, haben sich Kulturen aufgetan - und so war es auch.
Samya, Regisseurin, Dramaturgin, Fernsehfrau,...sie war für mich die PERSONA, in der sich irgendwie alle drei mir so wichtigen abrahamitischen Religionen kreuzten. Juden, Christen, Moslems.
Vom jüdischen Gott hat sie ihre unbeugsame Kompromißlosigkeit, wenn es gegen Faschisten und alle Menschenverachter geht - von den islamischen Mystikern hat sie ihre grenzenlos offene Güte - vom Christengott und Jesus? Vielleicht kommt von dort das Schmunzeln und die offenen Arme:
ich hab mich in diesen Armen (Metapher,war ja "nur"facebook) in manchem Kummer sehr geborgen gefühlt.
Vor einem Jahr etwa hatte ich eine blog Rubrik "Olalla - meine geistlichen Freunde" (Freunde, die mich inspirieren ...) und da bat ich natürlich auch Samya: bitte schreib mir ein bissl was über dich - und das schrieb SAMYA
"ich bin, die ich bin und ich
bin es meistens gerne. die bunte mischung, die mich meine eltern haben werden
lassen, die macht mich aus. italienisch-österreichische wurzeln von meiner mama
und ägyptisch-arabische wurzeln von meinem vater. das ist schon ein geschenk.
dieses wird dann zur hypothek, wenn das kindsein und erwachsenwerden im
katholischen
övptirol stattfindet.
das leben darf nicht leicht
sein. es muss herausfordern. das habe ich früh erkennen dürfen – eigentlich
müssen, und das ist gut so. irgendwie war ich immer zu schnell im begreifen und
durchschauen. natürlich war ich auch zu neugierig und zu offen. ich wollte
wissen und lernen. das alles macht mich auch heute noch aus.
ich bin nicht religiös.
meinen kinderglauben habe ich längst verloren. um einen anderen hab ich mich
nicht wirklich bemüht. das war mir nicht wichtig genug. die geschichten aus dem
ersten testament finde ich herausfordernd. ich mag sie. meine
lieblingsbibelgeschichten sind die ‘josefsgeschichten‘ und mein lieblingsbuch
ist ’josef und seine brüder‘ von thomas mann. darin kommt israel vor. darin
kommt ägypten vor. meine beiden heimaten. meine mutter ist jüdin. so bin ich es
auch. mein vater lebt leider nicht mehr. er war muslim. das spannungsfeld
dieser beiden abrahamreligionen liegt mir im blut. für beide religionen bin ich
das andere.
für mich bin ich eben die, die ich bin.
meine katholische
schulerziehung in tirol hat mich nicht brechen können. ich war und bin zu
widerspenstig. bischof stecher, ein toller mensch, hat mich seinerzeit zu drei
könig in die melchiorklamotten gesteckt. mein gesicht wurde schwarz gefärbt.
ich bin beim sternsingen mitgegangen, habe laut und falsch gesungen. die
theatralen inszenierungen der römisch-katholischen gottesdienste haben mir
eindruck gemacht und auch die wirklich schönen gewänder der priester, die sie
sehr weiblich wirken lassen.
schöner waren nur die frauen in ihren habits und
in ihren geheimnisvollen klöstern. am ende meiner pubertät verliebte ich mich
richtig ernsthaft in eine. es gelang mir nicht, maria für mich zu gewinnen und
mit ihr wenigstens eine zeitlang eine liebe zu leben. sie war ja schon mit
jesus verheiratet. das warf bei mir die frage auf, ob dieser jesus nicht
bigamist und egoist sei, weil er mit allen nonnen der welt verheiratet ist.
später, als ich schon studierte, waren es dann mezzosopranistinnen, die mich
beschäftigten und mir mein herz brachen. längst interessieren mich
mezzosopranistinnen nur mehr stimmlich für meine arbeit. über alles lieben tu
ich meine frau. sie liebt mich auch.
Samya und Doris
immer wieder begegne ich
nicht nur in meiner arbeit der religion in all ihren facetten, weil sie die
menschen bewegt und herausfordert – all das auch fernab vom glauben.
ob es gott gibt, das weiss ich nicht. meine urgrossmutter, die ich
achtunddreissig jahre nach ihrem tod immer noch vermisse, sagte in ihrem ewig
gebrochenen deutsch mit italienischem akzent : ‘ woher soll ich wissen, ob es
gott gibt? ich weiss nur, dass es aus drei liter wasser, zwei kilo rindfleisch,
karotten, sellerie und ein paar pfefferkörner eine wirklich gute suppe gibt.‘
das mit der suppe hab ich ausprobiert und das stimmt. etwas anderes erleb ich
immer wieder: es gibt menschen, die mein leben reich machen. du, ilse, gehörst
auf jeden fall dazu. dafür danke ich dir. samya
samya hamieda lind dr. mag. phil.
theater.
film. pädagogik.
regie.
text. konzept. intervention. vernetzung.
Das also ist "Fasten mit Samya"