Gottvertrauen?
Eine Lehrgeschichte aus der Sufi-Tradition erzählt von einem Mann, der ununterbrochen
darum betete, Weisheit zu erlangen und zu erkennen, wie er richtig leben
sollte. Wo immer er war suchte er nach einem Zeichen, das ihm seine Fragen
beantworten würde
Auf einer seiner Wanderungen durch den Wald hielt er an, um auszuruhen.
Da sah er zu seinem fassungslosen Erstaunen einen Fuchs ohne Beine, der an
einem kühlen Platz zwischen zwei großen Steinen lag. Neugierig, wie ein Fuchs
ohne Beine überleben konnte, wartete der Mann bis zum Sonnenuntergang, als er
einen Löwen erblickte, der dem Fuchs ein Stück Fleisch vorlegte.
„Ah, jetzt verstehe ich,“ dachte der Mann, „das Geheimnis für gutes Leben
ist mein großes Gottvertrauen. Gott ist es, der sich um alle meine Bedürfnisse
kümmern wird. Ich brauche gar nichts zu tun. Alles, was ich tun muss, ist mich
ganz meinem alles erhaltenden Gott hinzugeben. Oh Gott, wie weise bist du, wie
wunderbar sorgst du für all deine Geschöpfe. Von nun an möchte auch ich ganz auf
die Gnade Gottes vertrauen“
Ab diesem Zeitpunkt aß der Mann nicht mehr und er trank nichts.
Nach
einigen Wochen, fast an der Grenze des Hungertodes, als niemand kam um ihm zu helfen, klagte der Mann bitter,
dass Gott gerade Ihn verlassen hätte. „Warum hast du mich vergessen?
Bin ich
denn weniger wert in deinen Augen als ein Fuchs?“
Da erschall eine kräftige Stimme vom Himmel:
"Was bist du bloß für ein Dummkopf.
Öffene deine Augen für die Wirklichkeit.
Imitiere nicht den invaliden Fuchs –
ahme das Beispiel des Löwen nach!“