12.2.2016 Jes,58.1 Wie sollen wir „fasten“?
In der jüdischen Bibel, beim Propheten Jesaia, gibt es
heute eine unzweideutige, präzise Gebrauchsanleitung, wie „richtiges fasten“
aussehen soll. Da geht’s nicht darum, kurz einmal mit dem Rauchen oder mit Süßigkeiten
oder mit ein paar Glaserln Wein aufzuhören:
Jesaia geht es um die gesellschaftliche
Dimension unseres Glaubens.
„Nur für mich allein fromm sein“ - das ist gut und doch
zu wenig. Fast jeder Satz in der heutigen Lesung ist eine Anklage an unseren
Umgang mit Armen und Heimatlosen und beruflich Ausgenützten. Bitten wir, dass
uns wenigstens in unserem eigenen kleinen Umfeld
manches von Jesaias Forderungen gelingt
...dass wir Fesseln des Unrechts lösen,
dass wir erkennen, wo wir selbst Anderen Unrecht tun,
Schluss mit Tratschereien, Schluss mit Vorurteilen, Schluss
mit schlechten Nachreden
Dass wir aber auch mit uns selbst gerecht und barmherzig umgehen
dass wir die Stricke des Jochs entfernen
dass wir niemand von uns abhängig machen, dass wir nicht nur
dann liebenswürdig und hilfreich sind, wenn die Anderen nach unserer Pfeife tanzen
dass wir auch selbst aus unseren Abhängigkeiten
herausfinden
dass wir die Versklavten freilassen
dass wir aufhören, anderen – so oft auch unseren Kindern -
unsere Ansichten aufzuzwingen
dass wir Niemand abwerten und klein machen, um uns selbst
besser zu fühlen
dass wir jedes Joch zu zerbrechen
dass wir Menschen aufrichten, dass wir ihnen Mut machen, sie
selbst zu sein
dass wir selbst uns frei machen von der unterwürfigen Sorge,
Anderen alles Recht machen zu müssen
dass wir an die Hungrigen unser Brot austeilen
dass wir großzügig sind, nicht nur mit Spenden
dass wir vor allem unsere Zeit teilen, dass wir uns selbst
zur Verfügung stellen,
Dass wir uns aber auch Zeit für uns selbst nehmen
dass wir die obdachlosen Armen ins Haus aufnehmen, dass
wir Nackte bekleiden
dass wir uns als Christen keine Angst vor Flüchtlingen machen lassen.
Dass wir zwar auch Probleme sehen aber wissen, dass wir letztlich bedingungslos
helfen müssen. Dass wir als Christen der Gesellschaft für diese Aufgabe Mut machen und Vertrauen
geben
und noch eines fordert Jesaia: dass wir uns den
Verwandten nicht entziehen
wie oft es viel leichter, sich um „Andere“ anzunehmen, als
daheim DA zu sein, wo man gebraucht wird. Herr hilf uns, dass wir uns liebevoll
und geduldig Zeit und Auszeit nehmen,
- in unseren eigenen
Gemeinschaften, in unseren Freundschaften, Partnerschaften, am Arbeitsplatz
um all das bitten wir in diesen Tagen der Fastenzeit:
Jesus, schenk uns immer mehr von der Freiheit, die wir brauchen, um Dir in all unseren Schwestern und Brüdern zu
begegnen,
Amen