Quelle CARITAS https://www.facebook.com/caritas.omni.bus
Der Polizist Valentin Tunner schreibt über die anstrengendsten Wochen seiner bisherigen Dienstzeit:
"Wo die Hochpolitik nicht weiterkommt, da packen die Menschen (die vielen freiwiligen HelfeInnen) mit an.Hört auf euer Herz, seht den Bruder, die Schwester in dem Menschen gegenüber von euch.
Lasst euch nicht von Hass und Angst leiten. Diese Menschen und ihr alle, die ihr in welcher Art auch immer helft, habt meinen tiefsten Respekt. Da können die Rechtspopulisten noch so gut abschneiden, ich bin stolz auf dieses Land und auf uns.."
Hier der Brief im vollen Wortlaut:
"Die letzten Wochen in Spielfeld und Bad Radkersburg waren die wohl anstrengendsten in meiner bisherigen Dienstzeit. Nicht nur körperlich (vorgestern kam ich von einem 30h Dienst, gerade beende ich einen 24er), auch - und ganz besonders - psychisch ist das für alle Beteiligten die auch nur einen Funken Empathie haben,
eine ganz ganz große Belastung.
Und manche, die noch vor kurzem von "nur Wirtschaftsflüchtlinge und Asylmissbrauch" geredet haben, sehen hier Kinder kollabieren, Väter bitter weinen weil die Familie getrennt wurde aber auch die Freude wenn man mit Kleinigkeiten wie Süßigkeiten, Decken oder Worten hilft, und sind mittlerweile ganz anderer Meinung
.
Nach wie vor werde ich nicht blindlings alle über einen Kamm scheren,
weder positiv noch negativ. Was ich hier teilweise an Negativbeispielen erlebe, könnt ihr eh an anderen Stellen lesen, heute möchte ich mich aber aufs Positive konzentrieren.
Ich habe einen irakischen Kollegen von der Polizei getroffen, der mir Bilder von seiner Arbeit und Familie zeigte. Von seinen Kollegen, die der IS gezielt getötet hat.
Die Frisörin mit ihrer Mutter, deren 70 jährige Vater in ein anderes Lager in SLO gebracht wurde. Seither suchen sie verzweifelt nach Kontakt, wollen nicht weiter.
Der 12 jährige Bub mit seiner 8 jährigen Schwester an der Hand. Vollwaise - ihre Eltern wurden getötet, sie reisen gemeinsam mit einem Freund der Familie aus Angst, in die Jugendwohlfahrt zu kommen und nicht zu ihrer Tante, die es schon nach Belgien geschafft hat und nix vom Tod der Eltern weiß.
Und auch so viele Kollegen, die zeigen, dass Polizist sein in erster Linie auch Mensch sein heißt. Die in kleinen Dingen helfen - wenn wir einen Hotspot auf unseren Handys aufmachen, damit sie mit ihren Familien auf WhatsApp schreiben können und sich 1000 mal bedanken. Jeder von den Einsatzkräften ist bemüht, im Rahmen des Möglichen zu helfen und stoßt doch an seine Grenzen.
Was mich nach dem gestrigen Durchbruch der derzeit ins Landesinnere gehenden Flüchtlingen an der Grenze in Spielfeld am meisten bewegt hat ist, dass sich entlang der Bundesstraße so viele Menschen am Straßenrand aufgestellt haben - den Kofferraum voll Gewand, Lebensmittel und Hilfsgüter und einfach geholfen haben. Weil sie gesehen haben, was los war.
Vielleicht hat das auch etwas Gutes gehabt, vielleicht braucht es manchmal das "Elend vor der Haustür". Die Bilder in der ZiB von der Grenze schauen ja recht weit weg aus. Ich denke, jeder der selbst dort war und mit den Flüchtlingen, die zum Gutteil ganz ordentliches Schulenglisch sprechen, geredet hat, weiß was ich meine
.
Wo die Hochpolitik nicht weiterkommt, da packen die Menschen mit an.
Hört auf euer Herz, seht den Bruder, die Schwester in dem Menschen gegenüber von euch. Lasst euch nicht von Hass und Angst leiten.
Diese Menschen, also auch ihr alle, tun und geben so viel, das wiegt alles wieder auf, was ich in letzter Zeit in meinem Bekanntenkreis so miterleben musste.
Diese Menschen und ihr alle, die ihr in welcher Art auch immer und oft neben Job und Familie helft, habt meinen tiefsten Respekt. Ich bin stolz auf dieses Land und auf uns alle.
Danke dafür."
DANKE Valentin Tunner!!!!