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Dienstag, 16. November 2021

Fürbitten 17.11. alles beginnt mit der Sehnsucht (Nelly Sachs)

 


17.11.2021  Der Christ der Zukunft wird Mystiker sein, oder er wird gar nicht mehr sein“

In der Liturgie der Kirche wird heute eine der großen Frauen des Mittelalters gefeiert:                        Gertrude von Helfta. 1256 in Thüringen geboren, ist eine der großen Mystikerinnen des Mittelalters, humanistisch und theologisch hochgebildet, sie lebt in einem Frauenkloster.                                       Was aber ist Mystik? Es gibt sie nicht nur in allen Religionen, es gibt sie in jedem Leben. Nehmen wir   nur die Definition von Friedrich Nietzsche: „Wo Sehnsucht und Verzweiflung sich paaren, da entsteht Mystik“ Und der große Konzilstheologe Karl Rahner sagte:   "Der Christ der Zukunft wird Mystiker sein, oder er wird gar nicht mehr sein“ Auf Christen bezogen heißt das: es geht letztlich nicht darum, ein braver Kirchgänger zu sein: letztlich zählt nur die Sehnsucht. Die Sehnsucht, eine ganz persönliche echte lebendige Beziehung zu diesem Jesus Christus zu finden. Gertrud von Helfta hat in ihren Visionen, in ihrer Beziehung zu Jesus das gespürt, was Liebespaare als ganz selbstverständlich empfinden. „Wir sind EINS“ – und sie spürte auch: Gott liebt auch uns wie ein Liebender. Es ist kein „Mit-einander“ – es ist ein „In-einander“ Bitten wir heute


 Dass wir nicht brave fromme Pflichterfüller sind – sondern unsere eigene, persönliche Beziehung zu Gott suchen


Dass uns diese Beziehung keine Last ist, sondern wir uns damit leicht und lebendig fühlen, wie Verliebte


dass wir nie Angst haben, aus dieser Liebe Gottes zu fallen – dass wir ihn durch nichts verlieren können

 

dass wir wissen, dass in dieser Liebe auch all unser Versagen aufgefangen ist, all das, was wir selbst nicht an „gut-sein“ schaffen

 

dass unsere Liebe auch zu Menschen einen langen Atem hat, dass wir geduldig sind, dass wir großzügig sind, dass man sich auf unsere Zuneigung und unsere Treue verlassen kann

 

niemand nach unserer Pfeife tanzen muss, dass wir uns die Menschen nicht zurechtbiegen, wie wir sie wollen

So bitten wir dich guter Gott: schenke uns diese Liebe, die unser ganzes Leben trägt und die uns hilft, auch das Leben anderer mitzutragen: so wie wir von Gott getragen sind.  Amen

 

PS 

Die Frauen in den Frauenklöstern des Mittelalters waren nicht "eingesperrt", sie  hatten in vielen Fällen große Chancen auf Bildung und Eigenständigkeit, man denke nur an Hildegard von Bingen.