wortgewaltig und fast einschüchternd klingt heute der liturgische Text am zweiten Tag der Fastenzeit, am Tag nach Aschermittwoch. Zitiert wird aus dem alten biblischen Buch Deuteronomium - der Führer der Israeliten, MOSE, spricht da sozusagen Klartext mit seinen Leuten -
ENTWEDER
ihr glaubt bedingungslos an Jahwe, an unseren Gott, und ihr lebt dementsprechend
ODER
es wird kein Segen auf eurem Leben sein. ENTSCHEIDET EUCH
Das ist natürlich keine Reportage vor dem Einmarsch ins "Gelobte Land"
Wir wissen heute: Die Bücher des Alten Testaments sind nicht von Gott in einem Guss diktiert, sie sind kein authentisches Offenbarungsdokument, sondern ein historisch gewachsenes, literarisches Erzeugnis von Menschenhand, an dem unterschiedliche Autoren aus unterschiedlichen Zeiten mit jeweils sehr spezifischen theologischen und politischen Zielsetzungen mitwirkten. Die Texte der alten Bibel entstanden in einem langwierigen, mehrstufigen und äußerst komplizierten Prozess, der um 1000 vor Christus anfängt und erst rund 600 Jahre später abgeschlossen ist.
MOSE ist höchstwahrscheinlich, so die bibelwissenschaftliche Forschung - keine historische Figur - aber in ihm und in allen Mose Erzählungen ist gebündelt, was eine tiefe jahrhundertealte Erfahrung des israelitischen Volkes war. Es geht um die Identität eines kleinen Volkes, das vor allem in der Hinwendung zu DEM EINEN GOTT seine Überlebensstärke bekommt - in allen Jahrzehnten der Unterdrückung und Versklavung.
WÄHLE DAS LEBEN
diese Entscheidung war für das kleine israelitische Volk über-lebenswichtig -
und das ist es auch für uns: ganz abgelöst von der Forderung "zu glauben" - glauben ist eine persönliche Einzel-Entscheidung - aber
DAS LEBEN WÄHLEN
das muss ich jeden Tag. Jeden Tag mich für das entscheiden, was mir wirklich GUT tut - den Kompromiss finden zwischen dem, wie man anderen GUT tun will und
den eigenen Möglichkeiten. Sich "nicht verausgaben" - und nicht zu "sparsam" mit sich selbst umgehen. An sich alles banal, aber Leben ist banal - die Fastenzeit lässt uns nur darüber nachdenken.
Aber was, wenn LEBEN plötzlich der Vernichtung ausgesetzt ist, wie in der Ukraine!!???
WÄHLE DAS LEBEN: was heißt das für die Menschen in der Ukraine? (und für alle, die einer Kriegs-und Verfolgungssituation ausgesetzt sind)
Wie würde ich mich selbst in einer solchen Extrem Situation verhalten?
Das LEBEN WÄHLEN - und mit meiner Familie flüchten?
DAS LEBEN WÄHLEN - für Freiheit und Unabhängigkeit, für HEIMAT und Nation? und das hieße: BLEIBEN und kämpfen. Und das LEBEN riskieren! ????
Am 5.März rufen wir hier in Österreich den "Tag der Freiheit" aus -
TAG DER FREIHEIT, weil man endlich unmaskiert Schnitzel futtern kann
ich schäme mich!!!
Ich bete für die Ukraine ´(und spende) - aber sonst fühle ich mich hilflos. Weil ich nicht einmal weiß, was DAS RICHTIGE ist - was ich meinen eigenen Leuten in so einer Situation raten würde.
Ja, dafür schäme ich mich auch, irgendwie - Vertrauen ???