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Mittwoch, 2. März 2022

anschnallen? oder lieber loslassen?

 


fasten your seat belts - ja, so habe ich vor 8 Jahren meinen blog "getauft" 

im März 2014 habe ich begonnen, "ins Blaue" hinein zu schreiben, es war wohl auch kurz

vor dem Aschermittwoch . Wo sollte die Reise hingehen?

Ich habe mich gefragt: geht es ums anschnallen? 

oder geht es ums loslassen? Worauf kommt es im Leben an? 

„Wo ich gehe – du!
Wo ich stehe –du!
Nur du, wieder du, immer du!
Du, du, du!
Ergeht`s mir gut – du!
Wenn`s weh mir tut – du!
Nur du, wieder du, immer du!
Du, du, du!
Himmel – du, Erde – du,
Oben – du, unten – du,
Wohin ich mich wende, an jedem Ende
Nur du, wieder du, immer du!
Du, du, du!"

(M. Buber, Die Erzählungen der Chassidim. Zürich 1984)

Warum habe ich damals Martin Buber zitiert? 

Wie lese ich sein großes DU heute? 

Soll ICH mich weiter "anschnallen" an dieses DU ?

oder kommt irgendwann der Zeitpunkt, wo man das Loslassen vom DU riskieren muss?

"DU bist ICH"... (Tat twam asi).... sagt Buddha  

und das meint wohl unser Miteinander-Mensch sein. Was ich DIR antue, tue ich

eigentlich mir an - alle Kriege könnte man sich ersparen....

Martin Bubers DU aber geht weiter. Meint den oder das, für das es kein Wort gibt

Wenn dieses DU - ICH bin ! 

sollte man dann nicht  auch das loslassen riskieren können?

 


Eigentlich ist heute nur Banales passiert. 

Weil ich sehr verkühlt bin, kann ich ausgerechnet am Aschermittwoch zu keinem Gottesdienst gehen. Ich glaube fast, das ist noch nie passiert.  Ich versuche, ein Gefühl des Bedauerns zu spüren - ich denke mir, es müsste mir doch jetzt etwas "fehlen" - nicht nur das Aschenkreuz auf der Stirn - eine bestimmte Stimmung, Einstimmung müsste doch jetzt fehlen - irgendwie lebt man von Ritualen und Gewohnheiten, "angeschnallt" an äußere Sicherheit im Kreis von vielen, die ähnlich denken und glauben.                                                     Ich erlebe in mir aber etwas ganz anderes. Es ist wie eine ganz große Erleichterung. Als hätte man mir eine Last abgenommen. Ich weiß, dass dieses Bedürfnis "leichter zu sein"  schon lange da ist, aber doch immer wieder überdeckt wird von der Angst, ich könnte etwas Kostbares "verraten".              Heute spüre ich plötzlich: ich darf loslassen, ich darf loslassen, auch wenn ich nicht einmal genau definieren kann, wovon ich mich frei machen will /muss.                                                                                                            Das DU bin ICH, ich kann es nicht verlieren