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Donnerstag, 9. Juli 2015

SDS Salvatorianer 17 - Türen öffnen????

 
Flüchtlingszelt in Salzburg nach den jüngsten Unwettern
viele Flüchtlinge rannten immer wieder in Panik aus den Zelten, 
weil sie Blitz und Donner als Kriegs-Einschläge wahrnahmen
Foto Werner Kammerer

ja, ich tu mir schwer - ich weiß, WAS alles geschieht an Hilfe, an Notlinderung, wieviele soziale Projekte es auch gerade von Seiten der Salvatorianer gibt - die großen Anstrengungen über Jahre jetzt schon in West- Rumänien für Arme, Obdachlose, Familien, Kinder, Behinderte ...ich weiß, was in den Ländern der Dritten Welt durch den Einsatz der Salvatorianer getan wird, wie gerade erst vor ein paar Monaten wieder in großem Umfang gesammelt wurde, nach einem Großbrand in Manila, wo 5.000 Menschen in höchster Not waren und vor den Trümmern ihrer ohnehin schon armseligen Existenz standen.

Ja, es geschieht so viel, nicht nur bei den Salvatorianern ....wir wissen was Caritas und Diakonie unermüdlich auf die Beine stellen, auch einzelne Pfarren und Ordensgemeinschaften.
Aber WANN wenn nicht JETZT 
ist es Jesus, 
der HIER BEI UNS 
vor der Tür steht und anklopft.
Wie können wir reagieren - 
wie müssten wir handeln? 
HIER - JETZT

Der Generalobere der Salvatorianer (SDS), Pater Milton Zonta, schrieb Weihnachten 2014 an alle Mitbrüder und Gemeinschaften:

Gemäß unserem Gründer besteht die Salvatorianische Berufung nicht im bequemen Leben, sondern vielmehr darin, unzugängliche und problematische Gegenden aufzusuchen, wo es keine vorgezeichneten Wege gibt und die eigene Sicherheit aufs Spiel gesetzt wird. 
 
Ich möchte Sie daran erinnern, dass die Salvatorianer unter solchen Umständen die ersten Missionen in Indien, in China, in Ecuador, in Tansania und an vielen anderen Orden aufbauten; ein Zeichen dafür, dass „die Werke Gottes nur im Schatten des Kreuzes gedeihen.“ 

Ich denke, es geht aber nicht mehr nur um MISSIONSGEBIETE - 
nun haben wir die "unzugänglichen und problematischen Gegenden/Situationen" 
HIER - MITTEN UNTER UNS. 
Nicht nur weit weg ...wo die Lebensbedingungen der Menschen natürlich noch viel dramatischer sind. Aber wir können auch HIER nicht wegschauen. 
JETZT, JETZT, JETZT müssten wir Christen handeln wie Jesus.

 Traiskirchen 
Juli 2015 Foto Orientierung

Ja, ich weiß es selbst nicht,wie ich es tun soll.
Spenden, das ist selbstverständlich
jahrelang habe ich zwei Migrantenkinder schulisch begleitet und betreut 
einer Flüchtlingsfamilie aus Aserbeidschan zur Erlangung des  Aufenthaltsrechtes geholfen
engagiere mich in den sozialen Foren für die Flüchtlinge
bei Demos dabei - bei Unterschriften und Apellen

ABER: die Menschen brauchen konkret Platz, Unterkunft, Aufnahme, Begleitung - 
Man muss ihnen menschenwürdig Platz verschaffen
Ich bin auch ratlos.
Immer wieder schaue ich mich in meiner 3Zimmer Wohnung um?
Ich tue mir schwer zu sagen: macht Platz in den Klöstern, in Pfarrhöfen, ...
und doch muss irgendetwas geschehen, woran man uns als Christen wahrnimmt
Wenn nicht JETZ, wann dann???
Die Journalistin Barbara Coudenhove Kalergi schreibt heute in der Tageszeitung "Standard":



"Das Schweigen der Kirchen
Das Wort der Kirchenführer hat hierzulande nur begrenzte Wirkung. 
Notwendig ist es dennoch

Als vor Jahren der Schwangerschaftsabbruch in Österreich legalisiert wurde, ging die katholische Kirche, voran der damalige Kardinal König, protestierend auf die Straße. Man verteidigte den "Schutz der Ungeborenen". So weit, so (für manche) gut. Aber wie steht es um den Schutz der Geborenen? Wo ist der Protest der Kirchen gegen unseren beschämenden Umgang mit den Flüchtlingen? Und wo ist deren Einsatz, wenn es darum geht, obdachlosen Menschen Quartiere zur Verfügung zu stellen?

Traiskirchen, Foto Orientierung 
vor den gestrigen Unwettern hat das Innenministerum Busse zum "unter-sitzen" zur Verfügung gestellt, 
was für eine Schande! 
 
Nicht, dass es solche Beispiele nicht gibt. Der Wiener Kardinal Schönborn hat in diesem Sinne an die Katholiken appelliert und auch selber Flüchtlinge aufgenommen. Es gibt quer durch Österreich viele Pfarren und Ordensgemeinschaften, die ihre Türen für Neuankömmlinge weit aufgemacht haben. Und Caritas und Diakonie stehen an vorderster Front in der Flüchtlingsarbeit, unterstützt von tausenden Freiwilligen mit und ohne Taufschein. Aber reicht das? Auf die große Kampagne wie damals in Sachen Abtreibung wartet man bisher vergebens. Und viel zu viele Klöster und kirchliche Gebäude verfügen nach wie vor über viel zu viele leerstehende Räumlichkeiten.

Die große Kampagne: Das wäre ein Aufruf der Bischofskonferenz. Das wären Hirtenbriefe, in allen Kirchen am Sonntag verlesen, die den Kirchgängern sagten, was im Jahr 2015 Christenpflicht wäre. Dass man Fremde aufnehmen soll, steht im Alten wie im Neuen Testament mit unanfechtbarer Deutlichkeit
Aber es scheint, als sonnte sich die Kirchenleitung lieber in der Beliebtheit von Papst Franziskus, der für seine erste Reise bekanntlich die Flüchtlingsinsel Lampedusa als Ziel wählte, und verlässt sich im Übrigen auf die Caritas. "Der Landau macht das schon" ist offenbar das Motto.
Jeder weiß, dass Österreich nicht die Welt retten und das Flüchtlingsproblem ein für alle Mal lösen kann. Und niemand verlangt von einzelnen Bürgern heroische Opfer. Niemand erwartet, dass Herr und Frau Österreicher in ihrer Dreizimmerwohnung fremde Leute aufnehmen. Aber ein wenig Geld spenden? Sachen bringen, die die Mittellosen brauchen können? Kindern und Jugendlichen bei den Hausaufgaben helfen und sie vielleicht einmal auf einen Ausflug mitnehmen? Und als Nachbar von Flüchtlingen und Asylwerbern den Neuen zeigen, dass man sie zunächst einmal als Mitmenschen wahrnimmt und nicht als Eindringlinge und potenzielle Verbrecher? Ist das alles wirklich unzumutbar?

 vor der Moschee in Traiskirchen, 
Flüchtlinge warten auf Essen zum Fastenbrechen
Foto Orientierung
Unzumutbar sind Sager wie der Rat der FPÖ-Abgeordneten Dagmar Belakowitsch-Jenewein, unerwünschte Flüchtlinge mit Militärmaschinen abzuschieben, "da können sie schreien, so viel sie wollen". Und, Copyright H.-C. Strache, "da können
sie sich anurinieren". Das ist unverhohlene Nazisprache, und man fragt sich, warum so etwas konsequenzlos hingenommen wird. Es gibt nicht viele Autoritäten in Österreich, auf die die Leute hören. Der Bundespräsident hat wenigstens in einem Radio-Interview erklärt, dass Zelte für Flüchtlinge gar nicht gehen. Eine programmatische Rede à la Joachim Gauck vonseiten seines österreichischen Amtskollegen wäre freilich nicht verkehrt. Auch das Wort der Kirchenführer hat hierzulande nur begrenzte Wirkung. Aber notwendig ist es dennoch. Es wäre höchste Zeit."
 (Barbara Coudenhove-Kalergi, 8.7.2015)


http://derstandard.at/2000018799658/Das-Schweigen-der-Kirchen


PS:
inzwischen - neueste Meldung - lagert die Innenministerin "das Problem" in die Slowakei aus ... 500 Asylwerber werden dorthin verschickt
"Die Slowakei übernimmt die Versorgung, die Verfahren sollen aber weiter in Österreich laufen, erklärte ein Sprecher von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Gespräche über solche Pläne gibt es schon länger, und wenn es nach dem Innenministerium geht, soll aus dem Konzept ein Pilotprojekt werden, das über zwei Jahre geht. Details wie etwa die Kostenfrage sollen noch geklärt werden."orf.at