Seiten

Montag, 13. Juli 2015

SDS Salvatorianer 18 - fast ein Klosterkrimi

Ich kann es selbst nicht glauben,
in Höchstspannung - wie einen Krimi - lese ich das schmale Büchlein von Peter van Meijl.
Der Historiker, Salvatorianerpater und Pfarrer von St.Michael
in der Wiener Innenstadt ist
"spezialisiert" auf Pater Jordan - den Ordensgründer der Salvatorianer. Durch die Publikationen von Pater Peter habe ich vor einigen Jahren überhaupt erst einen kleinen Einblick in diese Ordensgründung bekommen.
Die Salvatorianer sind ein "junger" Orden - erst 1881 in Rom gegründet, von einem deutschen Priester, Johann Baptist Jordan, geboren 1848. Aus kleinen Verhältnissen kommend,
erst spät kann er studieren, hat er schon bald eine große Vision:
Er spürt einen "Auftrag" : ETWAS NEUES gründen



Jordan will Menschen aus allen Berufen zusammenführen, die ein Ziel haben sollten: ihre eigene Begeisterung und Leidenschaft für Jesus und die Kirche weiter zu geben - und so den Menschen, vor allem den armen Menschen, zu dienen.
Im Mittelpunkt: Jesus, der HEILAND - der Salvator
Jordan formuliert es so 

Das ist das ewige Leben: Dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen 
und Jesus Christus, den du gesandt hast.


Foto: Ordensgründung, P.Jordan 2.v.links

Das BESONDERE: Johann Baptist Jordan will eigentlich keinen neuen Orden gründen, kein Kloster, keine Elite aussondern: ganz normale Menschen, Männer und Frauen, in ihren verschiedenen Berufen, sollten sich mit tiefer innerer Begeisterung zusammenfinden und gemeinsam an dieser Sendung, an dieser Mission, zu arbeiten. Aber Jordan muss seine Pläne vatikanischen Vorstellungen unterordnen, anpassen - einen Kompromiss finden - wie auch immer: 
Letztlich wird 1881 seine Gesellschaft gegründet.  (Foto Ordenshaus in Rom)


Aber von allem Anfang an gibt es auch ein "Durcheinander" - erst 1893 zum Beispiel bekommt die Gesellschaft ihren endgültigen Namen "Salvatorianer"= "Gesellschaft des göttlichen Heilandes"
  
Der neue Orden bekommt regen Zulauf, es gibt auch eine Schwesterngründung, 
"Ableger" in verschiedenen Ländern, 
1890 schon werden die ersten Missionare 
nach Assam Indien gesandt. 
Eine großartige, schwierige Mission. Zwei Missionare sterben schon nach kurzer Zeit an den Strapazen - aber Pater Jordan sendet neue Priester und nun sind auch Frauen dabei, Salvatorianerinnen.

Ein großer Schwung in diesem neuen Orden
große Einsatzfreude, große Hingabe an eine große Vision
So gut - so schön. 
ABER ...
das ist jetzt das Spannende am Büchlein "Wenn das GEHEN kommt"
Pater Peter scheut sich nicht, sehr detailliert, historisch fundiert, von den Problemen zu sprechen, 
die offensichtlich schon relativ bald im Orden aufgebrochen sind.
Und das ist spannend - weil es ehrlich ist und hilfreicher sein kann,als wenn man über alles
nur den Schleier der harmonischen, ungetrübten "Brüderlichkeit" legt.
Schon ab 1900 gab es Spannungen im Orden, in den verschiedenen Ordenshäusern, vor allem junge Salvatorianer entwickelten ihre eigene Vorstellungen. 
Es sind Spannungen,  die aber - und das ist auch das Problem des Historikers - nur unzureichend dokumentiert sind. Keiner der direkt Beteiligten hat seine Version des "Dramas" festgehalten - 
auch nicht Pater Jordan, der doch so penibel Tagebuch führte.
Doch, Pater Peter hält den Finger darauf, in den Tagebucheintragen von 1902 - 1906 kommt immer 
wieder - aber sehr allgemein formuliert - tiefe Verzweiflung des Ordensgründers zum Ausbruch.
Auch unmissverständlich deutlich in einem Brief an den Mitbruder Pater Bonaventura 
im September 1902: 

"Die Leitung der Gesellschaft fällt mir schwer" schreibt Pater Jordan  
"..wenn ich auch nichts ihnen geschrieben habe. 
Leider wirken die Sachen nachteilig auf mein Gemüt und auf die Gesundheit. 
Bin dieses Jahr großenteils ergraut, dass es mir selbst auffällig vorkam" 
zitiert nach Peter van Meijl "Wenn das Gehen kommt" S.87



54 Jahre ist P.Jordan zu diesem Zeitpunkt erst alt, erst knapp 20 Jahre liegt die Ordensgründung zurück - das müsste ja noch ungetrübte honey-moon Phase im Orden sein.
Was ist da passiert? Was spielt sich im Hintergrund ab?
 Gottes Fügung? soll es halt so sein?
 oder einfach Intrigen und mobbing?

Wer sind "die Guten" in diesem Spiel, wer sind "die Bösen"?
Wer die weißen Schafe, wo sind die schwarzen Schafe?
 Nein, so einfach ist es sicher nicht.

Offensichtlich aber ist der Ordensgründer frustiert, 
ja eigentlich unvorstellbar:
Jordan denkt sogar an eine NEUGRÜNDUNG
will den eigenen Orden verlassen ...
er macht da und dort Andeutungen
ist er depressiv, vielleicht krank? 
Ur spannend
dh eigentlich bewegt es mich auch menschlich sehr ....
Fortsetzung folgt