9.7.2015 chinesische Märtyrer
Heute ist in der Liturgie das Gedächtnis chinesischer Märtyrer.
Hochaktuell durch die politische Situation in China, in der die katholische Kirche noch immer – seit Mao
- eine gespaltene Kirche ist. Zerrissen zwischen einer vom chinesischen Staat
anerkannten Kirche und einer römisch-katholischen Untergrundkirche.
Am 1. Oktober 2000 hat Papst Johannes Paul II. insgesamt 120 Märtyrer in
China aus der Zeit der Missionsepoche vom 17. Jahrhundert bis 1930 heiliggesprochen.
Sie wurden unter dem Gedenktag 9. Juli zusammengefasst, Augustinus Zhao Rong
führt die Liste dieser Märtyrer an. Er
ist 1815 noch in der Kaiserzeit getötet worden. Er war zunächst Soldat - Als er
den Auftrag erhielt, christliche Gefangene nach Peking / Beijing zu bringen,
hat er sich dabei zum Christentum bekehrt und ließ sich im Alter von 30 Jahren
taufen. Mit 35 Jahren wurde er zum Priester geweiht. In den Verfolgungen unter
Kaiser Jiaqing wurde er zum MartyrerIm heutigen China wächst die Zahl der Christen rasant. Offiziell gibt es etwa nach unterschiedlichen Schätzungen 20 bis 60 Millionen Protestanten und 6 bis 13 Millionen Katholiken. Offiziell gibt es keine „Christenverfolgung“ - dennoch leiden viele Christen unter Repressionen und privaten und beruflichen Benachteiligungen. Die internationale Organisation open doors, die sich weltweit der verfolgten Christen annimmt bittet ganz konkret um unsere Fürbitten. In ihrem Apell heißt es
Bitte beten Sie für China:
- um Gottes Hilfe für die Christen muslimischer Herkunft, besonders im Autonomie-Gebiet Xinjiang im Nord-Westen, wo die Regierung sie oft als politische Bedrohung einstuft
- um mehr reife Leiter für die kleinen Versammlungen der Christen tibetischen Hintergrunds, die aus politischen Gründen von der Regierung als gefährlich betrachtet werden
- für die Jugend der Gemeinden der Han-Mehrheit, die – anders als ihre Eltern - mehr mit Materialismus und Konsum zu kämpfen haben, als mit Verfolgung
darum bitten wir, so wie für alle Menschen,die wegen ihres
Glaubens oder ihrer Überzeugung Gewalt
und Verfolgung erleiden. Durch Christus unseren Herrn Amen
Im Folgenden Auszüge aus einem interessanter Artikel aus der Neuen Zürcher Zeitung
vom 7.7.2015 von Jürgen Kahl
http://www.nzz.ch/international/asien-und-pazifik/warnung-vor-dem-gesichtsverlust-1.18575421
„ ….Auf der Suche nach Spiritualität und geistig-moralischer Orientierung entdeckt seit einiger Zeit eine wachsende Zahl von Chinesen, vor allem aus der intellektuellen Mittelschicht, die christliche Lehre für sich. Dieses «Christentum-Fieber», von dem chinesische Soziologen etwas übertrieben sprechen, hat vor allem den verschiedenen protestantischen Gemeinden ein schnelles Wachstum beschert. Folgt man den unterschiedlichen Schätzungen gibt es in China heute zwischen 20 Millionen und annähernd 60 Millionen Protestanten. Auch die Zahl der bekennenden Katholiken, die auf insgesamt zwischen 6 und 13 Millionen geschätzt wird, nimmt zu, allerdings mit einer deutlich geringeren Dynamik.
Zu den unterschiedlichen Gründen, mit denen das erklärt wird, gehören auch der prekäre Zustand und das Bild der Zerrissenheit, das der organisierte Katholizismus in China bietet. Es sind die fatalen Folgen des von Mao Zedong 1951 vollzogenen Bruchs mit dem Vatikan, die bis heute nicht überwunden sind. Das Bekenntnis zur römisch-katholischen Kirche ist vor allem für den chinesischen Klerus immer noch eine hochpolitische, riskante Sache.
Religionsfreiheit ist in China zwar durch die Verfassung
garantiert, zugleich ist diese an Bedingungen geknüpft. So sind religiöse
Tätigkeiten nur dann legal, wenn sie in einer von den Behörden anerkannten
Religionsgemeinschaft ausgeübt werden. Nach der Machtübernahme der Kommunisten
im Jahr 1949 zwang die atheistische Staatsführung die Katholiken, sich vom
Papst loszusagen. In der Folge kam es zur Spaltung; neben einer Art offiziellen
Nationalkirche entstand eine romtreue Untergrundkirche. Peking erklärte diese
Gemeinschaft für illegal und ließ damals viele Priester und Bischöfe verhaften.
Bis heute leiden die Christen unter Repressionen. Noch im jüngsten von der
amerikanischen Regierung veröffentlichten «International Religious Freedom
Report» wird von einem Priester der Untergrundkirche in der nördlichen Provinz
Hebei berichtet, der festgenommen und an einen unbekannten Ort verschleppt
worden sei.
Am deutlichsten zeigt sich der Riss in dem Nebeneinander – manchmal auch
seltsamen Miteinander - von romtreuer Untergrundkirche und der nach der Zahl
der Gläubigen etwa gleich starken staats-offiziellen katholischen Kirche.
Letztere wird unter dem Dach der sogenannten Patriotischen Vereinigung vom
Staat überwacht und kontrolliert. In der vom Vatikan nicht anerkannten
Bischofskonferenz sitzen kanonisch rechtmässig geweihte Bischöfe mit
illegitimen und vom Papst exkommunizierten Oberhirten zusammen.
Obwohl sich der kirchenfeindliche Kurs der Regierung
mancherorts wieder verschärft hat, ist Rom schon länger daran gelegen, das
Verhältnis zu China zu verbessern. Bisher scheiterten die Bemühungen auch
daran, dass Peking vom Vatikan verlangt, seine Beziehungen zu Taiwan
abzubrechen, und es dem Papst abspricht, als geistiges Oberhaupt der
chinesischen Katholiken aufzutreten. Franziskus, der nach seiner Wahl von der
«Priorität Asien» sprach, hat sein Interesse an China bereits kundgetan. Als
Jesuit gehört er jenem Orden an, der vor bald 500 Jahren die christliche
Mission der Neuzeit im Land begründete. Angesichts der weiterhin vielfältigen
Probleme zwischen Peking und dem Heiligen Stuhl scheint für einen Besuch des
Papstes die Zeit aber noch nicht reif zu sein….“