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Mittwoch, 22. Juli 2015

SDS Salvatorianer 21 - System erhalten - oder VISIONEN riskieren?

eben denke ich über meine "Fürbitten" nach,
da wird mir bewusst:

die heilige Birgitta von Schweden, deren Gedenktag liturgisch am 23.Juli ist, diese wunderbare, visionäre, mystisch begabte Frau,  die hat doch etwas mit den Salvatorianern zu tun.

Im Sterbezimmer der heiligen Birgitta in Rom hat Pater Jordan am 8.Dezember 1881 quasi seinen Orden gegründet. Den Ersten Grad seiner Apostolischen Lehrgesellschaft, wie er sie damals nannte. Bei dem Namen blieb es allerdings nicht, weil Rom dagegen Einwand erhob. Nicht der einzige Einwand gegen P.Jordans Pläne -

Pläne, oder sollte man nicht viel ehrlicher sagen "Visionen"

Denn es waren Visionen, die der junge Deutsche vielleicht schon seit seiner Erstkommunion hatte.  "Wie verwandelt" sei seit damals der bisherige Lausbub gewesen, sagen Schulfreunde - und P.Jordan selbst wird Vertrauten in späteren Jahren erzählen, dass er schon sehr bald als Jugendlicher, als Student und als junger Priester das ganz  starke Gefühl hatte, er solle etwas Bestimmtes auf die Beine stellen, Gott habe ein "Werk" mit ihm vor ...immer wieder spricht Jordan von einem "Werk", das er gründen solle.
Übigens, auch diese Bezeichnung verbietet ihm Rom - man sieht darin Assoziationen zu den Freimaurern, du meine Güte....

"Ein Werk gründen!"
Das ist doch wohl so etwas wie eine VISION.
Aber was VISIONEN betrifft, ja da ist der Vatikan bisweilen recht rigid - zumindest dann,
wenn sie nicht ins Altbewährte und ins eigene Konzept passen ...
was aber Visionen nicht ganz so gern tun
Tja, Visionen, die sind halt ANDERS....

"Wer Visionen hat, braucht einen Arzt", sagte vor einigen Jahren ein prominenter sozialdemokratischer Kanzler - ob er sich jetzt nicht auch denkt: MIT VISIONEN, da stünde
seine ehemals große Partei HEUTE vielleicht doch besser da????

Ja, ich denke, Pater Jordan hatte VISIONEN -
(wie ja auch die heilige Birgitta, wie wohl alle Heiligen und vielleicht auch wie wir selbst...,wenn wir uns nur trauten)

Ja, Jordan hatte Visionen und da muss man den Mut haben, nicht nach dem Arzt zu rufen sondern seiner inneren Stimme zu folgen....

Der deutsche Priester, er studiert und lebt in Rom (mit ein Grund ist der Kulturkampf in Deutschland) dieser nicht mehr ganz so junge Mann verfolgt  zielstrebig, was er als seine Mission ansieht.
Nach einer fast einjährigen Orientreise - Jordan ist übrigens ein Sprachengenie - bekommt er eine Audienz bei Papst Leo XIII,
(am 6.September 1880)  kann dem Papst seine Pläne vorlegen und bekommt dessen Segen für die Idee, eine eigene Gesellschaft zu gründen -

15 Monate später findet in ganz kleinem Kreis - eben im Sterbezimmer der heiligen Birgitta in Rom - "die Gründung" der Salvatorianer statt.  
Eine VISION nimmt Gestalt an.
Es ist der 8.Dezember 1881
Zwei Priester, enge Vertraute P.Jordans sind es, die sich in kleinstem Rahmen mit ihm zusammen auf die neue Gesellschaft mit Gelübde einschwören.


"Eigentliche Regeln besaß diese Priestervereinigung nicht; man einigte sich durch den Zweck, durch Verteidigung, Belebung und Ausbreitung des heiligen Glaubens der heiligen Kirche zu nützen unter Beobachtung der 3 heiligen Gelübde.
schreibt einer der Beteiligten, der Priester Bonventura Lüthen in seinen Erinnerungen an diesen Tag.

 Casa di Santa Brigida Piazza Farnese

Warum sich P.Jordan das Sterbezimmer der heiligen Brigitta 
für diesen intimen Gründungsakt seiner Gesellschaft ausgesucht hat?

Hier spinne ich wohl meine eigenen Gedanken!
P.Jordan hatte in seinen Plänen offensichtlich keine Berührungsangst vor Frauen. Sie sollten an seinem Werk, zu verkündigen, dass Jesus HEILAND der Welt ist - sie sollten gleichberechtigt an dieser Mission beteiligt werden, ganz gleich ob in einem Orden oder in der Zivilgesellschaft
(Na klar, man/frau kann das voraussagen: Einspruch vom Vatikan...)


Frauen wie Birgitta zeigen aber eindrucksvoll, 
wie unverzichtbar für die Kirche das Charisma der Frauen ist.

Birgitta, ca. 1303 geboren,
eine Bürgerliche, kam aus einem politisch engagierten Elternhaus, auch ihr Mann stand im poltischen Leben, war Jurist und Reichsrat am könglichen Hof, wo auch Birgitta Einblick ins politische Leben bekam. Beide führten eine glückliche Ehe, hatten 8 Kinder und als diese groß waren, zogen sich Birgitta und ihr Mann in Klöster zurück:

Birgitta tief-fromm, seit ihrer Jugend mit starken mystischen Erfahrungen, war aber durch und durch nüchtern, sah die Probleme der Zeit und nicht zuletzt auch die Probleme einer in vielen Facetten schon sehr verwahrlosten Kirche.
Sie mischte sich ein, versuchte 1348 zwischen den Kriegsparteien Frankreich und England zu vermitteln, sie bestürmte den Papst für eine Kirchenreform, gründete selbst ein Kloster.

Ob P.Jordan hier die Parallele schon bewusst war , nein, wohl noch nicht:
Auch Birgitta hatte trotz ihres großen Einflusses beim Papst Probleme, ihre Ordensregel durchzubringen. Auch ihr strich der Vatikan vieles an Formulierungen in dieser Regel -
seit 1350 bemühte sich Birgitta um die Anerkennung, erst 1370 approbierte Papst Urban V die Regel, aber in einer stark verkürzten Vision, was Birgitta nicht glücklich machte.
Die offizielle Anerkennung des Ordens 1378 erlebte sie erst gar nicht mehr!
Also: nicht viel Neues unter dem Himmel - auch wenns um fast Himmlisches geht.

Wofür die hl Birgitta aber vor allem steht:
für den MUT ZU VISIONEN. Zu ihrer Zeit war das brandgefährlich -  ihre mystischen Erfahrungen, das innere Drängen, das "von Gott gerufen" werden, das sie immer wieder beschreibt -
das 100% prozentig überzeugt sein, von dem was Gott von einem will:
es hätte auch zu großen Problemen Birgittas mit Rom führen können.
(später wurden solche "Probleme" auch auf brennenden Scheiterhaufen gelöst, siehe Jean d'Arc, die für Frankreich so bedeutend ist wie Birgitta für Schweden)

Aber wie Birgitta von Schweden ging auch P.Jordan unbeirrbar seinen Weg -
ja, mit "Einbrüchen", weil man auch ihm seine Visionen nicht einfach so durchgehen ließ ...
da musste einiges an Kompromissen geschlossen werden.
Bisweilen scheint P.Jordan, an sich durch und durch treu und fromm, auch auf einen neuen Papst gehofft zu haben.

Wie wäre das HEUTE?
mit einem Papst Franziskus?

Könnte man sich nicht neu an VISIONEN wagen - und nicht nur "System erhalten"?

Der Generalobere des Ordens P.Milton Zonta sagte im Mai dieses Jahres bei einem Treffen mit europäischen Pronvinzleitern in der Pfarkirche Tafers in der Schweiz, wo P.Jordan seine erste Ruhestätte nach seinem Tod am 8.9.1918 gefunden hat


"Meine Brüder, wenn wir Dinge ändern wollen, lasst uns aufhören, die gleichen Dingen wie gewohnt zu machen. Im Dokument “Vita Consecrata” wird immer wieder wiederholt, dass das geweihte Leben in der Kirche existiert und weiter existieren wird, aber nicht notwendigerweise in den bekannten Formen. (Siehe Nr. 3b, 29b und 63c). Wie die Realität sich verändert so verändern auch wir uns ständig.  Wir wurden nicht gegründet, um uns zu erhalten, sondern viel mehr für einen bestimmte Auftrag in der Kirche und für die Kirche. Wir sind in dieser Mission nie allein. Der Geist des Gründers ermutigt uns, inspiriert uns und leitet uns an, weiter zu gehen.

SIE haben es gehört, am 19.und 20.Mai 2015 in Fribourg, 
die Ordensoberen der Salvatorianer aus ganz Europa,
die mit ihrem Generaloberen zusammen gekommen waren

und ein allerletztes Wort
es geht ja nicht nur um Ordensgeschichte - 
immer geht es darum
WAS SOLL MAN SELBST SICH 
zu-TRAUEN