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Dienstag, 4. März 2014

ICH - Wer BIN ich?

Eine Studentin ist da für einen kleinen Videoclip. Am Ende sagt sie: „Jetzt müssen sie sich aber noch mit ein paar Worten vorstellen. Wer sind sie...?“
Wer ich bin? Du meine Güte, sag ich, wie soll ich das wissen.
Je älter ich bin, desto weniger weiß ich es. Wer ich BIN?
ICH?
BIN ich das Kind von „damals“
BIN ich das Mädchen, die junge Frau
BIN ich die Studentin, die Journalistin
BIN ich das,was ich gearbeitet habe
BIN ich die Frau, die Mutter
BIN ich liebevoll,zornig,engagiert,ratlos...
BIN ich die, die sucht
WEN sucht?
SICH sucht
SICH SELBST sucht
so viele ICHs gibt es – wo ist das SELBST?
ICH SELBST

"Wir sehen jetzt durch einen Spiegel, ein dunkles Bild;
dann aber werden wir sehen von Angesicht zu Angesicht"

In einem seiner Romane erzählt der griechische Schriftsteller Nikos KAZANTZAKIS von blinden Menschen in einem Dorf. Eines Tages kommt ein großer König mit seinem Heer vorbei. Er reitet auf einem gewaltigen Elefanten. Neugierig nähern sich die Blinden dem Tier, um es zu berühren. Einer von ihnen packt den Elefanten am Rüssel, ein anderer am Fuß, ein Dritter an der Seite. Einer faßt das Ohr, und wieder ein anderer läßt sich auf dem breiten Rücken des Elefanten nieder. Als sie später austauschen, was sie erlebt haben, liegen ihre Schilderungen weit auseinander. Für den einen war es ein Schlauch, der sich bewegte. Ein anderer meinte, eine mit Haut und Haaren bekleidete Säule vor sich zu haben. Der Dritte sprach von einer Festungsmauer, der Vierte von einem dicken Teppich, der sich bewegt, wenn man ihn anfaßte. Der letzte schließlich sagt: "Was redet ihr für Unsinn? Es ist ein gewaltiger Berg, der sich bewegt." Die Blinden beziehen sich auf ein und dieselbe Wirklichkeit. Aber alle haben sie ein anderes Bild von dieser Wirklichkeit. Wer von ihnen hat recht? Welches Bild entspricht der Wirklichkeit wirklich?

Wer BIN ich?