U Bahn Zeitung, schnell überfliege ich die Kolumne des
Kardinals.
Er beklagt, was die Statistik in kühlen
Zahlen ausdrückt.
Von 2,35 Millionen Familien in
Österreich leben bereits 40 Prozent ohne Kinder. Die Zahl der Ein
Personen Haushalte steigt, in Wien ist es mehr als die Hälfte.
Ja, das klingt nach Egoismus und
Einsamkeit.
Aber ich denke, das ist nur die eine
Seite der Medaille.
In Jugendumfragen zeigt sich, Familie
hat noch immer einen großen Stellenwert.
Die jungen Leute heiraten auch (bei
hoher Scheidungsrate) – aber warum dann die Kinder fehlen?
Ich schau mich in meinem Freundeskreis
um. Viele von uns, die beruflich sehr engagiert waren, haben ihre
Kinder spät gekommen. Diese Kinder sind heute Mitte 20 bis 30 Jahre
alt.
Fast alle haben ein fertiges Studium –
aber dann gibt es zwei Versionen, wie es weiter geht.
Die einen hatten Glück und haben
schnell in Berufen Fuß gefaßt - es sind aber sehr fordernde
Berufe. Den jungen Leuten „schenkt man nichts“. Der
Arbeitseinsatz geht über den normalen Acht Stunden Tag hinaus. Wer sich
durchsetzen will, ja,wer nur seinen Job behalten will, muss PRÄSENT
sein, muss verfügbar sein. Da kann man nicht um 17.oo den PC
runterfahren – da kann man nicht am Wochende den gemütlichen
Ausflug planen …
Wie sollen diese jungen Leute „Kinder
planen“ - sie sind rund um die Uhr gefordert, viele
Zusatzausbildungen kommen dazu …. wohin mit einem Kind???
Man nimmt sich vor :„später“ …..
Die zweiten Berufskarrieren nach einem
Studium können zäh sein. Keine fixen Anstellungen, manche leben von
einem Praktikum zum Anderen, tüchtige, engagierte junge Leute.
Bestenfalls sind sie ihre eigenen Dienstnehmer, volles Risiko, schon
morgen kann es mit dem Job schon wieder vorbei sein.Der Wohnungsmarkt
wird immer enger. Wer kann, wer will da Kinder planen.
Ich könnte auch „die Kirche“
fragen: wie sieht es bei den Institutionen aus, wie werden die Leute
da angestellt, wie hilft man da den jungen Leuten„Sicherheiten
schaffen“.
Ich bin überzeugt, auch dort setzt man auf
„flexible“Modelle.....
Nein,den Jungen soll man keinen Vorwurf
machen.
Es ist ein Wirtschafts und
Gesellschaftssystem, das Kinder-und Familienfeindlich ist.
Der Kapitalismus tötet, hat Papst
Franziskus lapidar festgestellt.
Ja, im
Kapitalismus vermehrt sich das Kapital (so man es hat)
aber auch die Kinder ….????