1915-1968
Trappistenmönch, Mystiker, Schriftsteller, Dichter und
Friedensaktivist, im Dialog mit dem Dalai Lama, Buddhismus und
Hinduismus
"Das Großartige ist BETEN. BETEN als solches. Im GEBET entdecken wir, was wir bereits haben. Wir haben bereits alles, aber wir wissen es nicht und erfahren es nicht.
BETEN ist riskant. Die Gefahr besteht, dass unsere eigenen GEBETE zwischen Gott und uns geraten. Das Großartige am GEBET ist, nicht zu beten, sondern direkt zu Gott zu gelangen. Wenn das Aufsagen eurer GEBETE ein Hindernis zum BETEN ist, lässt es weg. Der beste Weg zu BETEN ist: aufhören. Lasst das GEBET in euch BETEN, ob ihr es wisst oder nicht. Das heißt ein tiefes Bewusstsein unserer wahren inneren Identität.
Wenn wir wirklich GEBET wollen, werden wir ihm ZEIT geben müssen. Wir müssen auf ein menschliches Tempo verlangsamen und wir werden beginnen, ZEIT zu haben um zu horchen. Sobald wir auf das horchen, was vor sich geht, werden die Dinge selbst Form annehmen. Aber dafür müssen wir Zeit auf eine neue Art erfahren.
Der Grund, weshalb wir uns keine ZEIT nehmen, ist das Gefühl, das wir in Bewegung bleiben müssen. Das ist eine richtige Krankheit. Heutzutage ist ZEIT eine Ware und für jeden von uns eine Hypothek. Wir erfahren ZEIT als eine unendliche Verpflichtung. Wir sind Pächter der ZEIT. Eine Kettenreaktion bedroht uns: Überarbeitung – Überstimulation – Überkompensation – Überfrachtung.
Wir müssen uns der ganzen Vorstellung von ZEIT auf eine neue Art nähern. Wir sind frei ..und wir müssen frei werden von allen eingebildeten Ansprüchen. Wir leben in der Fülle der ZEIT. Jeder Augenblick ist Gottes eigene gute ZEIT, sein Kairos. Das Ganze läuft darauf hinaus, uns im Gebet die Chance zu geben zu erkennen, dass wir haben, was wir suchen. Wir müssen ihm nicht hinterher laufen. Es ist die ganze Zeit da, und wenn wir ihm Zeit geben, wird es sich uns selbst kundtun.
Suzuki Roshi, der buddhistischen Abt von Tassajara sagt, dass ein Zen-Schüler lernen muss „ZEIT gewissenhaft zu verschwenden“. Das ist es, was auch wir lernen müssen, wenn es ums Beten geht: ihm Zeit zu geben.“
Wir brauchen jene, die den Mut haben, das Gegenteil von allen anderen zu tun. Wenn ihr diesen Mut habt, werdet ihr Veränderung bewirken.
Die wahre kontemplative Norm ist – keine Norm zu haben, nur sich selbst zu sein. Das ist es, was Gott von uns verlangt, sich selbst zu sein."
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