Wovon lebt der Mensch? Das ist für
mich heute eine der zentralen Fragen in den Lesungen.
Gott schuf den Menschen, hören wir in
der Genesis Erzählung, aber der Baum der Erkenntnis sollte für Adam und Eva tabu sein. Aber schon das erste
Menschenpaar will mehr, als das, was man ihm zugesteht. Warum soll
irgendetwas unerreichbar sein? Es gehört sicher zur Würde des
Menschen, dass er nicht bei dem stehen bleibt, was ihm vorgegeben
wird. Man könnte sich auch fragen, worin liegt der Sinn, wenn Gott
dem Menschen die Einsicht in gut und böse vorenthalten möchte. Und
ist es nicht gut, wenn den Menschen die Augen aufgehen und sie
sehen,wie die Wirklichkeit ist: „und sie erkannten,dass sie nackt
waren..“ Schon als Kind habe ich gefunden, dass Eva mutig ist und
dass sie Recht hat, den Schritt über das Verbot hinaus zu machen.
Gott hat uns nach seinem Bild und Abbild geschaffen, heißt es doch
ebenso stolz in der Bibel: warum besteht plötzlich die Sünde darin,
„wie Gott sein zu wollen“? Nicht mehr Knechte seid ihr, sagt
Jesus, Miterben und Besitzer seid ihr....
Ja ich denke, der Mensch lebt davon,
seine Grenzen auszuloten, er lebt auch davon, seine Grenzen zu
überschreiten. Nicht immer ist das gut – und doch glaube ich, dass
Gott auch heimlich ein bißchen stolz auf die Unerschrockenheit der
Eva ist …
Jesus, nach langem Fasten in der Wüste,
empfindet vielleicht Ähnliches wie Eva. Warum sich mit wenig
zufrieden geben,wenn man Alles haben kann. Könnte ihm nicht die
ganze Welt zu Füßen liegen? Warum nur ein kleiner frommer Jude
sein, wenn man so viel mehr haben könnte?
Wenn man lange fastet, fühlt man sich
sehr stark. Man hat sich selbst überwunden, nichts scheint
unerreichbar. Man fühlt sich vielleicht ein bißchen wie „der Herr
des Universums“ - „Versucht durch den Teufel“ beschreibt das
das Evangelium. Jesus entscheidet aber vielleicht gar nicht so viel
anders als Eva. Denn sich so radikal für Gott zu entscheiden –
gegen all das, was möglich wäre – ist so eine Entscheidung nicht
auch eine Grenzüberschreitung. Auch Jesus verläßt damit das
Paradies, den gemütlichen Weg …. für ihn wird es bald ein Weg in den
Tod sein …
Ich denke mir: am Baum der Erkenntnis
rütteln – oder sich so radikal wie Jesus für einen Weg mit Gott
zu entscheiden: das erfordert Mut, das „setzt uns der Wirklichkeit aus“ - dann
sind wir keine geschützten "Mitläufer", dann stehen wir nackt da, wie Adam und Eva, wie Jesus vor seiner
Kreuzigung: Nackt stehen wir vor Gott
Aber einen anderen Weg gibt es nicht. Der Rest ist Glauben
Lesung: Genesis 2,7 - 3,1
Evangelium Matthäus .4.1