ZEIT HABEN
"Wir Mönche leisten 
uns übrigens auch einen Luxus – und sollten es noch mehr tun: Wir nehmen
 uns Zeit, Zeit füreinander, Zeit für ein Gespräch mit anderen Brüdern 
oder Gästen, Zeit zum Beten, Zeit für eine lange Liturgie, Zeit zum 
Feiern und Spielen, Zeit für die Freude am Leben, ja Zeit für das Leben.
 Zeit nehmen, sich Zeit lassen, einander Zeit schenken ist das Gegenteil
 der modernen Hektik, unter der viele Menschen stöhnen.
So wichtig die Arbeit ist, aber kann sie allein den Sinn unseres Lebens 
ausmachen? Arbeitsprozesse werden gestrafft, Arbeitsplätze abgebaut, die
 Einzelnen müssen in derselben Arbeitszeit noch mehr bringen. Diese 
Problematik hat auch unsere Klöster erfasst, und doch sind wir keine 
Zufluchtsstätten für arbeitsscheue und bequeme Menschen. Uns hilft die 
feste Struktur des Tages und die Verpflichtung, sie einzuhalten. Der 
Mensch steht im Mittelpunkt, und zwar der in Gott verankerte Mensch. Wir
 kommen zwar dabei ebenfalls in manchen Konflikt, wenn die Arbeit 
drängt, aber Gott muss die erste Stelle gehören. Im gemeinschaftlichen 
Beten und Singen lösen wir uns von den äußeren Zwängen.
Als ich kürzlich eines Abends so viel um die Ohren hatte und nicht mehr 
ein noch aus wusste angesichts der Arbeit, die noch auf meinem 
Schreibtisch drängte, und überlegte, ob ich mich nicht doch von der 
Vesper dispensieren sollte, erinnerte ich mich des Wortes der 
Benediktusregel: „Dem Gottesdienst soll nichts vorgezogen werden“, stand
 auf und ging in die Vesper. Als ich im Chor stand und mit den Brüdern 
die Psalmen sang, fühlte ich mich auf einmal befreit von allem Druck. 
Ich durfte wieder Mensch sein, eins mit Gott. Die Arbeit lief an diesem 
Abend dann leichter von der Hand, ich hatte Abstand gefunden, mich 
selbst. Das ist es, was uns Mönche von Stress und Burn-Out befreit."
 Aus: Notker Wolf, Mit Gott leben, zitiert im Fastenkalender Linz St.Peter
Ja, DIESEN LUXUS sollten wir uns auch gönnen!!!!  

