Eine Kapelle im Studentenheim Peter-Jordan-Straße: "Dieser 
unbestimmt leere Raum, den das Christentum auf seinem Rückzug 
hinterlassen hat". Foto: Robert Newald
Reportage  http://derstandard.at/1395362845725/Die-Seele-und-ihr-Zweck  22.3.2014
eine der für mich traurigsten Reportagen der letzten Zeit. Aus der eigenen Studienzeitung erinnere ich mich an die Katholische Hochschulgemeinde in der Ebendorferstraße. Gab es da nicht jeden Tag zu Mittag einen Gottesdienst? Heute, so lese ich,  nur mehr einmal im Monat - vor kleiner Besucherzahl.Studieren heißt heute - und der Bologna Prozeß hat dazu beigetragen: so schnell wie möglich fertig werden müssen. Denken und leben - das hält nur auf ...es reicht, Skripten wieder zu geben. Wo ist heute noch ein Professor, der nach dem fragt, was ein Student denkt?
So unkompliziert wie möglich reproduzieren, so schnell wie möglich "fertig" machen, so schnell wie möglich Job und Karriere - darauf läuft es hinaus. Wie wird unsere Gesellschaft aussehen? 
"Seelsorge - Wer braucht das an den Unis noch? In den 33 
Jahren, die Hans Kouba von der KHG dabei ist, haben sich die Lebenshintergründe der 
Studierenden und damit auch die Bedingungen für die Seelsorge drastisch 
verändert. Der Hauptfaktor ist Zeit, denn die hat heute niemand mehr, 
vor allem nicht für Nebenpfade, kleine Sackgassen, Unbekanntes, 
intellektuell Weitschweifiges. Im Studentenwohnheim der 
Peter-Jordan-Straße, in dem Kouba als Relikt noch sitzt, zeigt sich das 
beispielhaft. Früher wohnten hier vor allem österreichische StudentInnen
 vom Land, die vornehmlich die nahegelegene Boku besuchten. Heute 
beherbergt das Wohnheim, auch weil es wegen seines niedrigen Standards 
preiswert ist, viele Studierende aus Osteuropa mit Schwerpunkt 
Wirtschaft. "Das ist das Europa von morgen", sagt Kouba. Ein ganz neuer 
Typ von Studierenden sei das, sehr effizient, sehr ehrgeizig und 
zielstrebig überprüften sie Angebote darauf hin, ob sie nützen. 
Kartenspielen, Zusammensitzen, die berühmt-berüchtigten Wohnheimpartys 
der TirolerInnen sind Vergangenheit. "Die studieren nur mehr", sagt 
Kouba. "Gemeinschaft entsteht höchstens, wenn der Server gestört ist."...
 Die Kapelle des Studentenheims Peter-Jordan-Straße ist eisig. Die 
Heizung ist seit längerem ausgefallen, und den Fußboden aufzustemmen, um
 nach dem Fehler zu suchen, wäre zu viel des Aufwands. Der 
denkmalgeschützte Raum aus blankem Beton sieht im Dunkeln aus wie ein 
großer Luftschutzkeller, und er ist ein Statement demokratisch gesinnter
 Schlichtheit. Kurz vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil von Ottokar Uhl
 entworfen, enthält er kein festes Kircheninventar, alles im Raum kann 
verschoben werden bis auf die Säulen und den Tabernakel, der wie ein 
kleiner Tresor fest in die Betonwand eingelassen ist, aber so platziert,
 dass jeder und jede ihn berühren könnte.
Früher feierte man wöchentlich eine Messe im Studentenheim mit 
"Zugehpriestern"Heute reicht 
einmal im Monat."..
 Der Festsaal wird nicht oft genutzt. "Er stammt aus einer Zeit, als die 
Kirche glaubte, sie könne für Studentinnen und Studenten noch ein Milieu
 bilden", sagt Kouba. Die Rechnung ist nicht aufgegangen. Denn die 
christlichen Kirchen bilden kein soziales Milieu mehr, die 
Selbstverständlichkeit des Hineinwachsens, das den Kirchen Zulauf 
bescherte, existiert nicht mehr. Und vielleicht sind nicht Religion, 
Religiosität oder Spiritualität die heute eigentlich herausfordernden 
Begriffe, sondern - gerade im Durchlauferhitzer Universität - das 
Konzept der Gemeinde. Dass das Christentum den Glauben als rein private 
Angelegenheit nicht akzeptiert, sondern notwendig an Gemeinschaft 
knüpft, ist in der individualisierten Gesellschaft der eigentliche 
Skandal." 
der ganze Artikel von Andrea Roedig:  http://derstandard.at/1395362845725/Die-Seele-und-ihr-Zweck

