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Samstag, 29. März 2014

Marie Collins - vom kirchlichen Mißbauchsopfer zur Aufdeckerin

 

Die Irin Marie Collins,selbst mit 13 Jahren von einem Priester mißbraucht und jahrzehntelang darunter schwer leidend - soll mit sieben anderen Personen den Missbrauch in der katholischen Kirche  aufklären. Denn erst Anfang Februar hatte der UN-Ausschuss für die Rechte der Kinder dem Vatikan vorgeworfen, noch immer nicht genug getan zu haben, um Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche zu unterbinden.
Die Kirche müsse sich von Priestern trennen, die des Kindesmissbrauchs verdächtigt oder sogar überführt wurden. Diese sollten umgehend aus ihren Ämtern entfernt und den staatlichen Behörden überstellt werden. Die Experten werfen dem Vatikan außerdem vor, Auskunft über das genaue Ausmaß von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche zu verweigern. Damit stelle der Vatikan den Ruf der Kirche über das Kindeswohl.
Nun hat Papst Franzsiksus in der vergangenen Woche einen entsprechenden Untersuchungsausschuß eingesetzt. Eines der Mitglieder - Marie Collins, selbst ein Opfer

Dazu Martin Allioth im "Standard"(28.3.2014): 

Wenn das bloß eine Propagandaveranstaltung wäre, hätte es vernichtende Folgen für die Kirche", bemerkte Marie Collins nüchtern nach ihrer Ernennung vor einer Woche. Die 67-jährige Irin hatte soeben erfahren, dass sie eines von acht Mitgliedern des neuen "Päpstlichen Rates für den Schutz von Minderjährigen" werden sollte. "Es ist ihre letzte Chance, ehrlich zu sein", fügte sie mit Bezug auf die katholische Kirche hinzu.
Papst Franziskus wollte mit der Ernennung dieses Gremiums (vier der fünf Laien sind Frauen) den verspäteten Nachweis erbringen, dass er die Tragweite des klerikalen Kindsmissbrauchs in Nordamerika und Europa erfasst hat. In einem Interview mit dem Corriere della Sera hatte er unlängst - in eklatantem Widerspruch zu den Tatsachen - behauptet, die Kirche habe mit "Transparenz und Verantwortungsgefühl" auf die Flut von Missbrauchsfällen reagiert. Niemand habe mehr unternommen, meinte Franziskus.

Innerer Frieden

Marie Collins wird ihn daran erinnern können, dass die Kirche in Wahrheit alles unternahm, um Missbrauch zu vertuschen. Kein anderes Land weist, im Verhältnis zu seiner Größe, mehr Fälle von Missbrauch auf als Irland. Collins wurde 1960 als 13-Jährige in einem Krankenhaus von dem Priester Paul McGennis sexuell missbraucht. Sie litt anschließend jahrzehntelang unter schweren Depressionen und verbrachte viel Zeit in Krankenhäusern. Ihre späten Versuche, den Täter dingfest zu machen, wurden von der Kirche erstickt. Der damalige Erzbischof von Dublin, Desmond Connell, warnte Collins, sie solle nicht versuchen, das Leben eines guten Priesters zu ruinieren. Erst als Polizei und Justiz aufgrund ihrer Beharrlichkeit tätig wurden, konnte McGennis hinter Gitter gebracht werden. 2009 wurde bekannt, dass die irische Kirche seit 1960 von seinen Taten gewusst hatte - seit der Zeit, als Marie Collins' Leben ruiniert wurde.
Collins hat erst in den letzten Jahren inneren Frieden gefunden. Sie wolle ihr Äußerstes tun, sagte sie, um innerhalb des päpstlichen Beratergremiums, dessen genaue Aufgaben erst noch festgelegt werden müssen, die Stimme der Opfer zu vertreten. Sie wird dabei nicht allein auf ihre eigenen Erfahrungen zurückgreifen können, sondern auch auf das kollektive Trauma, das der systematische Missbrauch von tausenden Kindern und Jugendlichen durch katholische Geistliche in Irland hinterlassen hat.


http://derstandard.at/1395363460593/Selbst-missbraucht-Eine-unbequeme-Beraterin-fuer-den-Papst