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Donnerstag, 9. April 2020

Zwangsneurotisch 19 KIRCHE hin - KIRCHE her

KLARSICHT - ja, wenn das so einfach wäre.
Eigentlich wollte ich heute gar nichts schreiben
GRÜNDONNERSTAG
Wann immer es in meinem Leben möglich war,
habe ich an diesem Tag STILLE gesucht
Für mich ist es ein Tag mit einer ganz besonderen Atmosphäre: "Das letzte Abendmahl"
Natürlich haben wir es wohl fast alle als Bild von
Leonardo da Vinci gespeichert

Hier eine Darstellung der
"anderen Art"" von Hermann Nitsch.  (Bild Ressler Kunst Auktionen) Das Bild  wühlt mich eher auf. Das Gemütliche, das Harmlose
fehlt - auch wenn ich bei Leonardo natürlich auch die Unruhe spüre, die Unsicherheit, Mißtrauen, Angst im Hintergrund.
Bei Nitsch habe ich das Gefühl, da ist ein Mensch im Mittelpunkt,
der nicht erst am Kreuz ausgereckt und ausgestreckt

und ausgeliefert und hilflos
und doch irgendwie "gottergeben"
wirkt. Jetzt schon, beim gemeinsamen Pessach feiern,  innerlich zerrissen
von den engsten Freunden, von ihrem
nicht Verstehen können - einer ist da im Zentrum, der ins Innere der Anderen
sieht und der weiß, wie verloren und einsam
er selber ist. Bis er auch noch zuletzt schreien
wird:  "Mein Gott, mein Gott, warum hast
du mich verlassen"
Der GRÜNDONNERSTAG ist für
mich das Eingeständnis tiefster Einsamkeit -
gerade auch in der Runde der engsten
Lebensgefährten. Es nützt dir alles nichts ....
GRÜNDONNERSTAG ist seit langem  - in diesem Sinn - für mich
mehr "menschlich" als religiös.
Wie soll ich das sagen: Kirche hin - Kirche her"
Die Einsamkeit dieses Mannes übersteigt für mich "Kirche"
Das ist nackt und existentiell - das "gehört" niemand, diese Einsamkeit gehört allen
Ich sehe auch nicht den GOTT, ich sehe den MENSCHEN!
Natürlich - wenn ich nicht krank war oder wenn mich nicht jemand genau zu dieser Zeit gebraucht hat - bin ich an jedem Gründonnerstag abend meines Lebens zum Gottesdienst gegangen. Gerne!
Und doch ein Ritual.
Ich merke es heuer - Corona fordert mich heraus.
Sei ehrlich! Wirst du mit einer "Kirchengemeinde" virtuell mitfeiern?
Ich hab das Wort von Nietzsche vor mir 
"Man muss die Gerüste wegnehmen, wenn das Haus gebaut ist." 
Das Haus, mein Haus ist vorderhand gebaut - nicht fertig, ganz sicher nicht
aber ich sollte den Mut haben ohne das Gerüst "Kirche" zu leben
Nicht im Bösen abstreifen, dankbar für alles - und doch geht der Weg ,
wenn ich nicht zu feige bin, "hinaus" - wohin weiß ich nicht.  
Als würde ich wie Abraham geschickt - Geh in "DEIN LAND"

In diesen Tagen denke ich  an Willigis Jäger,
den Benediktinermönch und Zen Meister.
Vor wenigen Tagen, am 20.März ist er gestorben.
Er ist einen Weg gegangen, der auch hinausgeführt hat aus "Kirchen und Religionen" - hin zu diesem EINS-SEIN, das wir selbst sind, im göttlichen Urgrund unseres Lebens. 
Jäger musste sogar den Orden verlassen, zu radikal mystisch hat er gedacht,  (sein Zen-Namen Kyo-un Rōshi), letztlich aber - und dieses Bild habe ich ganz stark vor mir:
ist Willigis Jäger in der Kutte der Benediktiner, 
am Handgelenk aber das Zen Amulett - 
dort zu Grab getragen worden , wo er es sich so sehr gewünscht hat. In "seiner" Benediktiner-Abtei Münsterschwarzach.Wegen der Corona Beschränkungen nur ein kleines Begräbnis, aber begleitet von allen Mitbrüdern.
Die Ex-Klaustration aufgehoben, Willigis durfte wieder
"heimkommen"
Das ist für mich das starke, das tröstliche Zeichen:

Wenn unser Glaube letztlich "Liebe" meint,
jenseits vn allen, auch religiösen Ideologien,
dann stimmt es

"Gott will nicht verehrt,
Gott will gelebt werden. 
Gott ist in uns Mensch geworden und möchte in diesem unserem Körper, zu dieser Zeit und an diesem Ort durch die Welt gehen. Darin liegen unsere Einzigartigkeit und unser unverwechselbarer Wert - das Göttliche hier und jetzt in dieser Form zu leben"  (Willigis Jäger)




ein kleines PS noch. auch heute am Gründonnerstag gibt es die digital gelesenen
"Gute Nacht Geschichten - wie immer ist Donnerstag der Lesetag meiner Freundin Irmgard
Start 19.00 - aber man kann auch "nachhören"  https://www.gutenachtgeschichte.at/