8.4.2020 Mt. 26.14 Der „Judas“in mir
Drei
Tage lang war Judas Iskariot in diesen Tagen seit Palmsonntag eine der
Hauptfiguren in den Evangelien. Er, der Verräter, der Mann, der seinen Freund
ausgeliefert hat, der Feigling, der sich dann umbringt. Aber diesen Judas sollen
wir nicht verächtlich zur Seite schieben – „Judas“ ist durchaus auch ein Teil
von uns selbst. „Unser Bruder Judas“ nennt ihn sogar der ehemalige Salzburger Erzbischof
Kothgasser in einem Buch. Ja, Judas ist ein Teil von uns. Nicht, weil wir
andere so oft verraten – sondern weil wir immer wieder UNS SELBST verraten,
uns selbst untreu sind.
Bitten
wir heute nur still für uns : „Jesus, hilf mir“
wenn ich mich selbst verrate, weil ich mich
mit einer anderen Meinung, mit einem anderen Standpunkt nicht unbeliebt machen
will
wenn ich mich selbst verrate, weil ich mich
nach anderen richte und nicht tue, was für mich das Richtige ist
wenn ich mich selbst verrate, weil mir der Mut
fehlt, ehrlich über meine wirklichen Wünsche und Bedürfnisse nachzudenken
wenn ich mich selbst verrate, weil mich Neid
und Eifersucht oft Dinge verzerrt sehen lassen
wenn ich mich selbst verrate, weil ich nicht großzügig
aus Liebe handle, sondern aufrechne, was mir selbst abgeht
wenn ich mich selbst verrate, weil es mir
unbequem ist, zu sagen, was ich wirklich denke
Bitten wir heute auch für unsere jüdischen
Schwestern und Brüder, für die jüdische Gemeinschaft in aller Welt – heute abend
beginnt ihr Pessach Fest, die Erinnerung an den Auszug des versklavten Volkes
Israel in die Freiheit. Auch wir denken in unserer eigenen Osternachfeier an diesen
Weg, den Gott uns auch heute führen will. Wir bitten um Segen für unsere Welt
Du
guter Gott – wir glauben ganz fest, dass auch Judas die Verzeihung und
Versöhnung mit Jesus gefunden hat. Auch unsere Zerrissenheit kennst Du, unsere
Halbheiten, unsere Feigheit. Hilf uns heraus, aus allem, was uns selbst nicht
gut tut und auch den anderen schadet. In diesem Vertrauen leben wir und danken
wir Dir, heute und alle Tage unseres Lebens. Amen