2.3.2024 Lk.15.1 ein verlorener Sohn – ein barmherziger Vater – ein verbitterter Bruder
Heute hören wir im Evangelium die Geschichte vom verlorenen Sohn – auch sie ist ein Klassiker der spirituellen Weltliteratur. Es ist die Geschichte vom gütigen und barmherzigen Vater, der sich bedingungslos über die Rückkehr des einen Sohnes freut, der Jahre zuvor im Streit von daheim weggegangen ist. Dieser Sohn ist gescheitert, er hat sein Erbe durchgebracht und sieht keinen anderen Ausweg mehr, als die Rückkehr zum Vater. Ihn will er um Vergebung bitten und ist dafür zu allem bereit. Der Vater aber braucht keine "Wiedergutmachung"- er feiert die Heimkehr seines Kindes mit einem Fest. Das wiederum verbittert den zweiten Sohn, den Älteren, der all die Jahre gewissenhaft und anständig daheim gelebt hat. Er reagiert verbittert, fühlt sich vom Vater verraten, er will nicht am Fest für seinen Bruder teilnehmen. Bleiben wir heute in Gedanken bei diesem älteren Bruder, dem, der nun mit seinem Leben hadert. Wird der Ältere seine Kränkung überwinden? Wird es zur Aus-Söhnung kommen?? Wie geschieht Versöhnung? Bitten wir heute und denken wir dabei auch uns selbst
Für alle, die ihr Leben mit dem Anderer vergleichen und glauben, schlechter dran zu sein
Für alle, die sich benachteiligt fühlen und sich ganz schwer tun mit Eifersucht und Neid
Für alle, denen es schwerfällt, ihr eigenes Leben mit dankbaren Augen zu sehen
Für alle, die sich verrannt haben und umkehren wollen
Für alle, die großherzige Menschen brauchen, die ein Versagen, eine Schuld, nicht nachtragen
Für alle, die sich um Versöhnung und Ausgleich und Frieden bemühen
Für uns alle, die wir Tag für Tag immer besser lernen müssen, was es heißt, „barmherzig“ zu sein – barmherzig mit anderen, aber auch barmherzig mit uns selbst
Bitten wir für die großen, unlösbar scheinende Konflikte in unserer Welt: dass es auch dort gelingt Gegner auszusöhnen und Frieden wieder herzustellen
Du guter
Gott versöhne uns mit dir und versöhne uns untereinander, versöhne uns aber
auch mit uns selbst, wenn wir an einer Schuld oder einem Versagen leiden: damit
wir fähig sind das Fest deiner Liebe zu feiern, mit Jesus unserem Bruder, Amen
EVANGELIUM |
Lk 15, 1-3.11-32 |
„In jener Zeit kamen
alle Zöllner und Sünder zu Jesus, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die
Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab
und isst sogar mit ihnen. Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte:
Ein Mann hatte zwei Söhne.
Der jüngere von ihnen
sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Da teilte
der Vater das Vermögen auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles
zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und
verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große
Hungersnot über das Land, und es ging ihm sehr schlecht. Da ging er zu einem
Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum
Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die
die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon.
Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen, und ich komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner. Dann brach er auf und ging zu seinem Vater.
Der Vater sah ihn schon von weitem kommen, und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein.
Der Vater aber sagte
zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand, und zieht es ihm an, steckt
ihm einen Ring an die Hand, und zieht ihm Schuhe an. Bringt das Mastkalb her,
und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn mein Sohn war tot
und lebt wieder; er war verloren und ist wieder gefunden worden. Und sie
begannen, ein fröhliches Fest zu feiern.
Sein älterer Sohn war unterdessen auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn heil und gesund wiederbekommen hat.
Da wurde er zornig und
wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch
er erwiderte dem Vater: So viele Jahre schon diene ich dir, und nie habe ich
gegen deinen Willen gehandelt; mir aber hast du nie auch nur einen Ziegenbock
geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist
der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat,
da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet.
Der Vater antwortete
ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber
jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot
und lebt wieder; er war verloren und ist wieder gefunden worden“.
https://www.erzabtei-beuron.de/schott/schott_anz/index.html?datum=2024-03-02