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Donnerstag, 28. August 2014

Psalm 22 - Gott,mein Gott, warum hast du mich verlassen?

Foto AP
 Solidarität für James Foley

Die katholische Kirche feiert heute als Gedenktag: „Enthauptung Johannes des Täufers“ - die Geschichte selbst nun schon über die Jahrhunderte ein tauglicher Stoff für Literatur, Musik und Malerei. In Wirklichkeit fühlt man sich wohl nicht betroffen – aber schon als Kind fand ich die fast lustvollen Darstellungen der Schale mit dem blutenden Kopf des Enthaupteten schrecklich. Der Schleiertanz der Salome, die rachsüchtige Königin, der schwache König, der einen Mann ermorden läßt, den er eigentlich schätzt ….
Aber in diesen Tagen gehen ganz andere Nachrichten durch die Welt. Der entsetzliche Tod des jungen US Journalisten James Foley – enthauptet vor laufender Kamera – hat weltweit Schock ausgelöst. Hier hat der Tod ein Gesicht bekommen – obwohl wir nun seit Wochen wissen, wie die Truppen der IS Islamisten überall dort wüten, wo sie Gegner ausmachen. Enthaupten, niedermetzeln, kreuzigen … als wären wir zutiefst wieder im Mittelalter angekommen.
Tagelang habe ich versucht, mich den Nachrichten zu entziehen – in der Familie eine wunderbare Hochzeit – man will die Bildes von so viel Leid und Grausamkeit nicht an sich heranlassen. 

Heute plötzlich das „Kirchenfest“ - Fest der Enthauptung des Joahnnes des Täufers. Es ist auch mein Geburtstag. Pervers kommt es mir plötzlich vor – es dreht mir den Magen um. In den Worten der Lesung sagt der jüdische Gott Jahwe heute zum Propheten Jesaia: „Gürte dich, tritt vor sie hin, erschrick vor niemand – sie werden dich nicht bezwingen, denn ich bin mit dir, um dich zu retten. Wort des Herrn“ Aber wo ist der Gott, der hilft, der Gott, der einschreitet? WEN errettet er aus der der Hand seiner Feinde? Und warum hilft er den einen und den vielen anderen nicht. 

                                                                          Foto AP
 
In der Kirchenzeitung JA 35/2014, 31.8. 2014 lese ich einen Bericht über James Foley, der vor seinem grauenhaften Tod schon einmal als Kriegsreporter in Gefangenschaft war.

„James, ältester von fünf Brüdern, arbeitete in verschiedenen Ländern als Kriegsreporter. 2011 wurde er während des libyschen Bürgerkriegs für sechs Wochen festgenommen, weil Truppen von Muammar al-Gaddafi ihn für einen Spion hielten. Gleichzeitig mit ihm wurden zwei weitere Journalisten gefangen genommen, die Amerikanerin Claire Gillis und der Spanier Manu Brabo. Bei der Festnahme erschossen die Soldaten den südafrikanisch-österreichischen Fotojournalisten Anton Hammerl. Foley organisierte daraufhin eine Auktion bei Christie’s in London, deren Erlös der Witwe und den Kindern Hammerls zugute kam.
In einem Artikel für das Magazin der Marquette University, an der er studiert hatte, schrieb er später über seine Gefangenschaft in Libyen: „Ich begann, den Rosenkranz zu beten. Es war das, was meine Mutter und Großmuter gebetet haben: 10 Ave Maria zwischen jedem Vater unser. Es dauerte etwa eine Stunde, die 100 Ave Maria zählte ich an meinen Fingerknöcheln. Es half, mich zu konzentrieren. Claire und ich beteten laut miteinander. Ich fühlte Kraft über unsere Schwächen und Hoffnungen zu sprechen.”
James Foley hatte zuletzt im syrischen Al-Shifa-Krankenhaus die Arbeit der Ärzte gefilmt und eine Spendensammlung für einen neuen Rettungswagen organisiert. Am 22. November 2012 wurde er in einem umkämpften Gebiet nahe der syrischen Stadt Binesh gemeinsam mit seinem Übersetzer aus einem Taxi entführt. Sein Begleiter wurde freigelassen, zwei Jahre war James Foley Gefangener – dann richteten IS-Extremisten ihn vor laufender Kamera hin. 
Foleys Eltern haben nun seinen letzten Gruß, einen "Brief" veröffentlicht. Natürlich durfte foley in seiner Gefangenschaft nicht schreiben - ein Mitgefangener hatte die Zeilen auswendig gelernt.

„Ich erinnere mich noch daran, wie ich mit Dad ins Einkaufszentrum gegangen bin, an eine lange Radtour mit Mom. Ich erinnere mich an so viele schöne Augenblicke mit der Familie, die mich aus diesem Gefängnis davontragen. Träume von der Familie und Freunden tragen mich davon, und Freude erfüllt mein Herz.
Ich weiß, ihr denkt an mich und betet für mich. Und ich bin sehr dankbar. Ich kann euch alle fühlen, vor allem, wenn ich bete. Ich bete für euch, dass ihr stark bleibt und weiter glaubt. Ich spüre, dass ich euch selbst in dieser Dunkelheit berühren kann.
18 von uns werden zusammen in einer Zelle gehalten, was mir hilft. Wir haben uns, um lange Gespräche über Filme, Nichtigkeiten und Sport zu führen. Wir spielen Spiele, die wir aus Abfällen in unserer Zelle gebastelt haben… Wir haben Wege gefunden, Dame, Schach und Risiko zu spielen… Und wir machen Wettbewerbe, für die wir ein paar Tage lang Strategien vorbereiten. Die Spiele und gegenseitiges Unterrichten helfen dabei, dass die Zeit vergeht. Sie sind eine große Hilfe. Wir erzählen uns immer wieder die gleichen Geschichten und lachen, um die Spannung zu verringern.  
Ich habe schwache und starke Tage. Wir sind so dankbar, wenn jemand freikommt. Aber natürlich sehnen wir uns nach unserer eigenen Freiheit. Wir versuchen, uns zu ermutigen und die Kraft zu teilen. Wir werden inzwischen besser und täglich mit Essen versorgt. Wir haben Tee, manchmal Kaffee. Ich habe fast alles Gewicht, das ich im vergangenen Jahr verloren hatte, wieder zugenommen.
Ich denke sehr viel an meine Brüder und an meine Schwester. Ich erinnere mich daran, wie ich mit Michael in der Dunkelheit Werwolf gespielt habe und an so viele andere Abenteuer. Ich denke daran, wie ich Mattie und T um die Küchenzeile herumgejagt habe. Es macht mich glücklich, an sie zu denken. Wenn auf meinem Konto noch Geld übrig ist, möchte ich es an Michael und Matthew geben. Ich bin so stolz auf Dich, Michael, und dankbar für meine glücklichen Kindheits-Erinnerungen – und Kristie, für die glücklichen Erinnerungen als Erwachsene.
Und Big John, wie sehr ich es genossen habe, Dich und Cress in Deutschland zu besuchen. Danke, dass ihr mich bei euch hattet. Ich denke viel an RoRo und versuche mir vorzustellen, wie Jack so ist. Ich hoffe, er hat RoRos Charakter!
Und Mark… auch auf Dich bin ich sehr stolz, Bro (Bruder - d. Red.). Ich denke an Dich an der Westküste und hoffe, Du bist ein bisschen snowboarden und campen. Besonders erinnere ich mich daran, wie wir zusammen im Comedy Club in Boston waren und an unsere große Umarmung danach. Die besonderen Momente lassen mich hoffnungsvoll bleiben.  
Katie, bin sehr stolz au Dich. Du bist die Stärkste und Beste von uns allen!! Ich denke an Dich, wie Du hart arbeitest und als Krankenschwester Menschen hilfst. Ich bin sehr froh, dass wir uns noch SMS geschrieben hatten, kurz bevor ich gefangen genommen wurde. Ich bete, dass ich zu Deiner Hochzeit kommen kann… jetzt höre ich mich schon an wie Granny (Oma - d. Red.)!!
Granny,  bitte nimm Deine Medikamente, gehe spazieren und weiter zum Tanzen. Ich habe vor, Dich zu Margarita`s auszuführen, wenn ich nach Hause komme. Bleib stark, weil ich Dich dabei brauchen werde, mein Leben wieder zurückzugewinnen.
Jim



Heute Fest „Johannes Enthauptung“
Beten wir, …..ja, ich weiß nicht, wie ich das formulieren soll 

                                                      in memoriam James Foley  foto AP