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Freitag, 29. August 2014

ein Priester öffnet seine Wohnung für Flüchtlinge


Dr.Franz Reiter
Seelsorger für die Salvatorianerinnen und  Krankenhausseelsorger St.Josef, Wien

ja ich bin so stolz auf ihn. Er als Privatperson, als Priester, gibt Flüchtlingen Unterkunft.
Gerade heute früh lese ich wieder in der Zeitung : "Zeltstädte für Flüchtlinge in Österreich geplant" - weil wir angeblich "die Flut" an Flüchtlingen nicht mehr unterbringen - ich empfinde es als Provokation, wir sind nicht Lampedusa! Unzählige Gasthäuser hätten Platz, Wohnungen stehen leer und schon vor Tagen  begann mit einem lieben Freund im facebook, er ist gerade dabei in einen Orden einzutreten, die hitzige Debatte: Warum öffnet die Kirche nicht "ihre Tore". In so vielen Klöstern gäbe es Platz, auch in Pfarrhöfen würde sich wohl eine kleine Wohnung finden (wir haben das ja zB.auch bei den Vietnam-Flüchtlingen, den boat people, so gehalten) - warum hört man zwar die Caritas immer inständiger um Hilfe bitten, aber andererseits: warum wird nicht da und dort im kirchlichen Bereich ein Platz für eine Flüchtlingsfamilie geschaffen? Ich glaube mich zu erinnern, dass Kardinal König vor Jahren im erzbischöflichen Palais in Wien eine vietnamesische Familie unterbracht hatte.
Von Dr.Reiter, den ich seit Jahren kennen, erfahre ich nun durch Zufall, dass er in aller Stille genau das tut: Er hat die Wohnung seiner verstorbenen Eltern nicht gewinnbringend vermietet - in ihr wohnt seit Jahresbeginn eine syrische Flüchtlingsfamilie. Viel mehr will Dr.Reiter darüber nicht reden - für ihn eine selbstverständliche Sache! Seit Jahren auch engagiert er sich für verfolgte Christen und anders Gläubige in aller Welt. Oft brennt während des Gottesdienstes eine Kerze für einen Menschen, der besondere Hilfe braucht - die entsprechenden Ungterschriftenlisten liegen dann ebenfalls auf.
Seit mehr als 10 Jahren ist er der Priester bei den Gottesdiensten, zu denen ich fast täglich um 5.45 gehe. Ein soo liebenswerter Mensch. Gerade als ich meine schwere Beinverletzung und schwere Schmerzen hatte, hat er mich immer wieder getröstet, in der Kirche für mich gebetet - zusammen mit den Schwestern war er für mich "Familie". Er gehört einfach da herein zu meinen "geistlichen
Freunden". Ich habe ihn um ein paar Daten aus seinem Leben gebeten


Gerne versuche ich, einige Daten (Lebensbild) zusammenzustellen.
Franz Reiter,72, Krankenhausseelsorger im St. Josefspital, Wien 13. Hauptinteresse Menschen mit Jesus bekannt machen. Ziemlich unauffällige Kindheit und Jugend im Nachkriegs- Wien.

 

Etwa mit 16 allmählicher Entschluss zum Priestertum. Ein nächtlicher Spaziergang unter dem winterlichen Sternenhimmel, die innere Gewissheit von Gott ist mir da in Erinnerung, aber auch das Vorbild eines liebevollen Religionsprofessors, das katholische Elternhaus. 



Nach der Weihe im Stephansdom durch Kardinal König viele Jahre Seelsorgedienst als Kaplan (Perchtoldsddorf und Gänserndorf), dann  als Pfarrer (Kaltenleutgeben, Gloggnitz) und nun als geistlicher Begleiter für die Kranken. Durch einen Kamillianerpater, P. Anton Gots („Das Ja zum Kreuz“) wurde ich besonders auf die Bedeutung des seelisch-gläubigen Beistands für kranke Mitmenschen vorbereitet 

Was mich besonders betroffen macht: Das unendliche Leid durch die Kriege. Als 14jähriger lernte ich das tägliche Gebet, besonders den Rosenkranz, als meinen Beitrag für den Frieden kennen. Damals war eben erst die „Wasserstoffbombe“mit ihrer ungeheuren Zerstörungskraft entwickelt worden die . Aus diesem Interesse für den Frieden auch mein Dissertationsthema „Zur Dynamik des Friedensbegriffs bei Augustinus“. 




Viele Petitionen für die Verfolgten, besonders die verfolgten Christen und die Flüchtlingsschicksale seit der schrecklichen Entwicklung des Syienkonflikts bewegen mich. Daher der Entschluss vor Jahresfrist, die von meinen verstorbenen Eltern erhaltene Wohnung für Flüchtlinge aus Syrien zur Verfügung zu stellen ( das Wort Jesu: „Gib Deinen Besitz den Armen“ hat mich immer innerlich unruhig gemacht). Die Umsetzung war dann eigentlich schnell: Durch die Bekanntschaft mit Maria Loley(„Bewegung Mitmensch“) ergab sich zu Jahresbeginn die dringende Notwendigkeit, das Familienhaus für „meine“ Syrer, einer Familie mit zwei Jugendlichen zur Verfügung zu stellen. Schon vor vielen Jahren hatte ich als Gemeindepfarrer erlebt, was für eine Belebung es für eine ganze Gemeinde bringt, Flüchtlinge aufzunehmen. Ende der siebziger Jahre waren das damals Vietnamesen.

Die Zusammenarbeit mit dem sehr kompetenten Leiter des genannten Hilfswerkes und der Pfarrcaritas läuft harmonisch. Ich erlebe die Dankbarkeit der Flüchtlingsfamilie über das neugeschenkte Leben in Frieden und Sicherheit als großes Glück, zu dem ich auch andere, die eine ähnliche Möglichkeit haben, Flüchtlinge aufzunehmen ermutigen darf: Die Hilfe von „oben“kann ich spürbar erleben,, wie sich vorausgehende Sorgen und Ängste aufgelöst haben. Freilich, der schwierige Umgang in der neuen, völlig anderen Heimat, die Sprachbarriere, die Mühen in einer neuen Gesellschaft Wurzeln zu schlagen ist neben der steten Sorge um die in Syrien mitten in der Kriegszone mit  vielen Entbehrungen und der steten Ungewissheit über das weitere  Schicksal der Angehörigen eine große Last. Daran mitzutragen werden Mitmenschen gesucht.