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Dienstag, 5. August 2014

Krebs - wie ein Überfall, das ist das Unheimliche

 Foto Irmgard Czerny  
St.Lambrecht, am Ursprung der Quelle

Meine Freundin Irmgard.
Zweimal Zungenuntergrundkarzinom, zweimal!
So viele Operationen, so viele Bestrahlungen - ein Kampf über Monate,
lange Zeit mit den schlimmsten Einschränkungen. Niemand sieht ihr HEUTE das Geringste an


Auch wenn sie hier in den Einträgen immer wieder schreibt, WAS ALLES sich letztlich doch
durch diese Krankheit und ihre Folgen verändert hat.
Durch den überraschenden Tod von Barbara Prammer beginnen wir wieder darüber zu reden.
Wie heimtückisch diese Krankheit einen überfällt. Wie lange schlummert sie schon in einem?
Wie lange trägt man den Krebs mit sich herum? Ein Feind im eigenen Körper. Unheimlich.
Es macht Angst. Jeden kann es treffen.Entartete Zellen, wir haben sie ständig in uns.
Vor kurzem ist Irmgard von einem kurzen Urlaub in der Steiermark zurück gekommen -
dort, ja sie glaubt genau dort und damals - war es bei einem Besuch vor sechs Jahren schon zu spüren gewesen...und hatte noch keinen Namen. ES
eine "Unpässlichkeit", die zur Lebenskatastrophe wird

                                                          -  25 -


Erinnerungen werden wach.
Erinnerungen daran, wie ‚es‘ angefangen hat. Aber  wie hat ‚es‘ angefangen, und wann und wodurch, und vor allem, warum? Eine zufrieden stellende Antwort auf diese Fragen habe ich nie bekommen und werde sie auch nie bekommen.
Im Herbst des Jahres 2008 besuchte ich mit einer Freundin Freunde in St.Lambrecht, ein wunderschönes Plätzchen in der grünen Steiermark und bekam wieder einen neuen Eindruck von unserem schönen Land. Meine Freundin musste zum Arzt, und ich begleitete sie natürlich. Ich zeigte ihm die bereits seit einiger Zeit bestehende  Schwellung auf der rechten Seite meines Halses, die er  nicht genau definieren konnte und für einen Teil einer Erkältung hielt, mir aber nahelegte, der Sache nachzugehen; was ich dann auch unverzüglich in Wien tat. Mit dem katastrophalen Ergebnis:  diese Geschwulst war bereits die Metastase eines Karzinoms, das erst gefunden werden musste. Und man wurde fündig, am Zungengrund.
Aber darüber wurde bereits berichtet.
Und eben in dieses St.Lambrecht zu meinen Freunden führte mich vorige Woche – fast sechs Jahre danach - neuerlich der Weg in 1200m Höhe. Nette Begegnungen, schöne Ausflüge mit vielen Kurven, der Besuch beim Mittelalterfest in Friesach und die Unterkunft im idyllischen Ort St.Blasen, alles zum Glück bei trockenem Wetter, und gutes Essen ergab insgesamt eine ‚runde Sache‘. Mit  neuen schönen Erinnerungen. 

Doch die Erinnerungen an ‚damals‘ ließen sich nicht ausblenden. Wie lange war ich denn schon krank, ohne es zu wissen, wie wäre die Sache ausgegangen, hätte ich länger zugewartet oder es auf die leichte Schulter genommen? Bin ich denn jetzt bei meinem zweiten Besuch gesund? 
Wie schwer es ist, die Balance zwischen  Hysterie, dem Hören der Signale des Körpers und der Gleichgültigkeit oder ‚Kopf in den Sand‘-Taktik zu wahren, wird mir immer mehr bewusst; auch, wenn mir angesichts meines ‚gesundes Aussehens‘  gratuliert wird. Wir alle wissen ja nicht, was in uns schlummert, und ob ‚es‘ durch irgendein Ereignis ausbricht – oder nicht.