Seiten

Freitag, 8. August 2014

"Hast Du wirklich keine anderen Sorgen!!!!!"

                                                                Foto Irmgard Czerny

Da hat man das Schlimmste überstanden - Irmgard zweimal Zungenuntergrundkrebs mit zahlreichen Operationen und schweren Bestrahlungen - da hat man dann das alles überstanden - da sieht man
fast so unbeschwert aus, wie vor all dem: und DANN ....ja, dann fragen die Leute, wenn man sich erlaubt, plötzlich auch wieder ALLTAGSSORGE N zu haben: "Na hast du keine anderen Sorgen?"
Manchmal scheint es so, als dürfte jemand, der Schweres überstanden hat - sich nie mehr wieder über etwas beklagen. Wie Irmgard das sieht? Noch dazu Allein-lebend und ohne Familie?

                                                                    - 26 -

Singlealltagssorgen sind anders…

und viele werden fragen ‚ ja hast du denn keine anderen Sorgen?‘  Und ich werde antworten: eben, weil ich bereits  große, sehr große Sorgen hatte, beschäftigen mich die in anderen Augen banal klingenden  ‚Hürden des Alltags‘ mehr als sie es einen Mehrpersonenhaushalt tun, bzw. in einem Haushalt, wo Kinder oder Enkelkinder ‚greifbar sind‘. 

So sind mir zum Beispiel bei den heutigen ‚ganz normalen‘ Tätigkeiten im Haushalt die immer wiederkehrenden Gedanken gekommen.
Wie lange werde ich noch ohne fremde Hilfe das Spannleintuch über mein großes Bett ziehen können, wenn Kreuzschmerzen mich daran  hindern? 
Wie lange werde ich noch auf die Leiter steigen können, um die Pflanzen in den von der Decke hängenden Ampeln zu gießen, ohne Gefahr zu laufen, bei diesem Balanceakt abzustürzen? – 
Das Handy ist immer in Reichweite. 
Wie lange werde ich noch den Schraubverschluss der Sodawasserflasche so fest zu (und wieder auf) drehen können, wenn auch die körperliche Spannkraft (in den Händen) nachlässt - damit die Flasche nicht explodiert? 
Wie lange werde ich noch die beiden Markisen auf meinem Balkon händisch  kurbeln können, wenn ich die Schulterschmerzen einmal nicht mehr in den Griff bekomme?  
ja, manchmal erweist sich sogar das Strumpfhose anziehen als Problem, wenn nicht alle Teile des Körpers, die dafür notwendig sind, einsatzbereit sind.

Ich höre schon die Antwort, die auf diese Fragen kommt: dann mußt du dir halt helfen lassen. Freilich kann ich eine ‚Putzi‘ für die Hausarbeit engagieren, aber wartet die Sonne bis die Putzi kommt und die Markisen herunterlässt, und bleibt sie hier, bis es zu regnen beginnt, um sie wieder hinaufzukurbeln? Kann ich meinen Durst so lange zurückhalten, was ich dann auch von den Pflanzen verlangen müsste, bis die Putzi zum vereinbarten Termin wiederkommt?
So einfach ist das nicht, selbst für eine Person wie ich, die gut strukturiert und organisiert ist; wenn einzelne Funktionen des Körpers, vor allem die der ‚Karosserie‘ nachlassen oder gar ausfallen. Und damit müssen wir wohl alle rechnen – früher oder später.