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Dienstag, 12. August 2014

Verzweifelte Lage der Jesiden

 Foto Reuters Rodi Said 

Rund 50.000 Menschen ist nach Angaben des Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR) in den vergangenen drei Tagen die Flucht aus dem nordirakischen Sindschar-Gebirge in die kurdischen Autonomiegebiete und nach Syrien gelungen. Nach wie vor befinden sich aber weiterhin mindestens 20.000 wenn nicht viel mehr Angehörige der religiösen Minderheit der Jesiden in der von der Terrormiliz IS eingekesselten Region. Dort fehlt es nicht nur am Notwendigsten wie Wasser und Lebensmitteln. Laut UNO ist auch die Gefahr eines drohendes Massakers durch IS-Milizen weiter nicht gebannt. Grund dafür ist nicht zuletzt, dass sich die Dschihadisten ungeachtet laufender US-Luftschläge weiter auf dem Vormarsch befinden.
Heute ist ein Hubschrauber der irakischen Armee bei einem Hilfseinsatz im Nordirak abgestürzt. Der Pilot kam ums Leben. 20 weitere Insassen, unter ihnen eine jesidische Abgeordnete des irakischen Parlaments, seien verletzt worden, berichtete heute das kurdische Nachrichtenportal Rudaw.
Die Maschine vom Typ MI-17 habe Hilfsgüter für Flüchtlinge im Sindschar-Gebirge an Bord gehabt. Unglücksursache sei ein „technischer Defekt“. Neben den Irakern fliegt auch die US-Armee derzeit Hilfseinsätze in der Sindschar-Region.

                                                                               Foto Reuters
             diese Flüchtlinge haben in einem sicheren Korridor vorerst die Flucht geschafft
                           
Nach Angaben von UNO-Experten sind die Betroffenen im Sindschar-Gebirge weiter „der unmittelbaren Gefahr von Massakern“ ausgesetzt. „Es muss dringend alles getan werden“, so die UNO-Sonderberichterstatterin für Minderheiten, Rita Izsak, „um massenweise Gräueltaten und möglicherweise gar einen Völkermord“ zu verhindern.
Die irakische Regierung und die internationale Gemeinschaft stünden in der Pflicht, die Jesiden davor zu bewahren, betonte Izsak. Der UNO lägen überprüfte Berichte vor, wonach IS-Truppen systematisch Jesiden und andere Angehörige von Minderheiten oder Andersgläubige in die Enge trieben, sagte der für illegale Hinrichtungen zuständige UNO-Sonderberichterstatter Christof Heyns.
Zugleich verwies die UNO-Berichterstatterin über Gewalt gegen Frauen, Rashida Manjoo, auf Informationen, wonach IS-Mitglieder Hunderte von Kindern und Frauen entführt und viele von ihnen vergewaltigt hätten. Viele Frauen seien ermordet worden. „Solche Verbrechen gegen die Menschlichkeit müssen unterbunden und bestraft werden“, forderte Manjoo.

„Akut vom Tode bedroht“

Der Sprecher des Zentralrats der Jesiden in Deutschland, Holger Geisler, sagte, viele der Flüchtlinge seien akut vom Tode bedroht. „Sie werden stündlich weniger“, sagte er. „Sie sterben an Hunger und Durst oder weil sie Blätter oder Baumrinde essen und dadurch vergiftet werden oder daran ersticken.“ Laut dem Zentralrat kamen binnen nur eines Tages 300 Kinder um. 

Von einem „immer schlimmere Dimensionen“ annehmenden Drama spricht auch der österreichische EU-Abgeordnete Michel Reimon (Grüne), der sich derzeit an Ort und Stelle befindet und über sein Blog aus der Region berichtet. Er ist auch immer wieder im Ö1 Mittagsjournal zu hören
http://www.reimon.net/2014/08/09/nie-genug/