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Donnerstag, 14. August 2014

ABSCHIED von Bruder Franz

 
Bruder Franz Brugger SDS
3.2.1945 - 4.8.2014
       verabschiedet von der salvatorianischen Gemeinschaft 
von seiner Familie und von vielen vielen Freunden 
13.8.2014
Margarethen am Moos
„Ich habe dich beim Namen gerufen!“ (Jes 43,1)
REQUIEM
FÜR BR. FRANZ BRUGGER SDS
Ich habe zunächst dieses Foto von Bruder Franz ausgewählt - aufgenommen bei einem seiner vielen Hilfstransporte nach Rumänien,
immer schon sehnsüchtig auch von den Kindern erwartet -
ich habe dieses Foto ausgesucht, weil ich mir plötzlich dachte:
So, genau so - nur "umgekehrt" - wird es JETZT sein
so gütig wird Gott Franz im Arm halten -
und mit einer solchen "gestillten Sehnsucht" kann sich der kleine Franz
JETZT an den großen Gott schmiegen.
DAHEIM angekommen -


Nicht die Größe der Werke ist das Wichtigste,

sondern die Liebe,

mit der sie erbracht worden sind.“

Der Mensch ist nie schöner,

als wenn er um Verzeihung bittet

oder selbst verzeiht.“
Die letzten Eintragungen von Br. Franz in seinem Tagebuch

In der Pfarrkirche der Salvatorianer, in Margarethen am Moos, 
gab es die berührende, tröstliche Trauerfeier für Br.Franz. 

P.Berno Rupp nimmt Abschied, auch er ein Leben lang an der Seite der Armen
mit Br.Franz hat er in Temesvar das Salvatorianerkolleg
nach dem Ende des Kommunismus wieder aufgebaut

Zug von der Kirche in den Garten
wo die Trauerfeier stattfand












Die PREDIGT für Bruder Franz hielt P.Josef Wonisch, der Provinzial der Salvatorianer. Er hat 1995 im Kloster Gurk Franz Brugger zwei Jahre lang geistlich begleitet - als sich dieser im Alter von 50 Jahren zum Ordensleben als Salvatorianer entschlossen hat.


"Lieber Bruder Franz,

ich bin dir vor 20 Jahren in unserem Kolleg in Temesvar in Rumänien zum 1.Mal begegnet
Du warst schon Monate lang im vollen Einsatz mit P. Berno, um das nach der Wende wieder zurückbekommene Haus bewohnbar zu machen. Ja, ein echter Schwabe ist mir in den Sinn gekommen: „schaffe, schaffe Häusle baue“ vom frühen Morgen bis in die Nacht hinein, dazwischen kräftig beten, den Besuchern dann begeistert so manche Anekdote aus deinem Leben erzählen, später dann mit der Mundharmonika aufspielen bei einem Bier und oder Schnaps, Humor und Witz kommen durch – und eine Lebensfreude trotz so mancher Niederlagen. Ich habe dich als einen Mann in der Lebensmitte kennengelernt, der offen und  bereit ist, einen neuen Abschnitt seines Weges mit Gott bei uns Salvatorianern zu wagen

Ab Jänner 1995 habe ich dich dann als Kanditaten und Novizen in Gurk knapp 2 Jahre
begleiten dürfen. Du hast dich voll eingelassen im Vertrauen, dass Gott dich ruft und führt. Eine ganz wichtige Schlüsselstelle für dich wurde dabei der Jesajatext, den wir als Lesung gehört haben. Ich empfehle ihn gerne in Exerzitien zur Meditation." So spricht der Herr, der dich geschaffen hat, und der dich geformt hat, Franz : Fürchte dich nicht, ich habe dich beim Namen gerufen, - du bist in meinen Augen teuer und wertvoll, weil ich dich liebe... jeden, der nach meinem Namen benannt ist, habe ich zu meiner Ehre erschaffen, geformt und gemacht." Das Gott wirklich für mich persönlich abzunehmen, ihm zu glauben, dass Gott mich geschaffen hat, ja dass ich Gott wichtig bin und dass er mich so liebt, wie ich jetzt bin, geworden bin, mit meinen Prägungen und meiner Lebensgeschichte - das fordert unseren Glauben heraus. Gerade die Nachkriegsgeneration wie Franz hat ja oft die Erfahrung gemacht, dass ich nur dann liebenswert bin, wenn ich nicht nur gut, sondern nahezu perfekt bin, wenn ich tüchtig bin und viel geleistet habe, man mir nichts vorwerfen kann etc. – So hast du Franz, diese Zusage des Propheten Jesaja verinnerlicht, in deine Mitte genommen, sie zum Fundament deines weiteren Lebens als Salvatorianer gemacht. 
So schreibst du in einem der Ansuchen für die Profess: „ich selbst bin glücklich und spüre auch innerlich, dass ich mich auf dem richtigen Weg befinde."
Du hast dich einen inneren geistlichen Weg führen lassen, bist bei Jesus dem Salvator in die Schule gegangen dein Leben lang

Du hast nach deinem Vorbild unseres Gründers P. Franziskus Jordan eine Art geistliches
Tagebuch angefangen – und dahin Gebete, Texte geschrieben, wo du dich wiedergefunden hast und die dich motiviert haben, dran zu bleiben und weiterzugehen.
 
Lieber Franz, Du hast da schon viel mitgebracht an Erfahrung von deinem jahrzehntelangen ehrenamtlichen Engagement beim Roten Kreuz in Bad Wurzach. Du hast gelernt, dass das Leben nur fruchtbar ist, wenn es sich verschenkt, wie das Weizenkorn. Die 2 malige Begegnung mit Mutter Theresa in Kalkutta hat dir sicher einen nachhaltigen Impuls dafürgegeben. In deiner Freizeit hast du dich 30 Jahre lang mit allen Kräften eingesetzt als voll verantwortlicher Fahrer im Rettungsdienst. Du hast als Ausbilder die Lehrgänge in Erster  Hilfe sowie im Sanitätsbereich geleitet. Und du hast das Jugendrotkreuz, sowie die Aktion „Licht für die Alten“ gegründet. 20 Jahre lang hast du das Jugendrotkreuz und diese Aktion erfolgreich geleitet, die dir und vielen Menschen große Freude und viel Sinn gebracht hat.

Das war eine deiner großen Gaben: Die vielfältigen Gesichter der Armut und Not vor Ort zu sehen und gerade zu den Men-schen am Rand hinzugehen und ganz konkret zu helfen. Diese Menschen sind dir ans Herz gewachsen und wurden dir immer mehr ein Herzensanliegen, für sie hast du dann bewusst als Salvatorianer die letzten 2 Jahrzehnte dein ganzes Herz gegeben und verbraucht: Angefangen hat es mit einigen Straßenkindern, die du im Fernwärmeschacht vor unserer Kirche in Temesvar in der kalten Jahreszeit entdeckt hast.Als konkrete Hilfe, hast Du die nunmehr 20 Jahre durchgehaltene Tradition angefangen, dass die Kinder und Jugendlichen im Kolleg jeden Tag eine warme Mahlzeit und andere  Hilfe bekommen. Gleich von Gurk aus hast du in deiner Ordensausbildung angefangen ein Sparbuch anzulegen, um solchen Kindern und Jugendlichen Hoffnung und Zukunft zu geben.
Als Salvatorianer warst du dann in Österreich in 3 unserer Kollegien: zunächst in Graz am
Lindweg, wo du deine ganze Kraft im Haus, Garten und Park, im Umbau des Internates in
ein Studentenhaus und dann für die Studenten eingesetzt hast. In deiner Freizeit warst zum großen Teil in der Vinzenzgemeinschaft der Salvatorpfarre engagiert. Als Obmann hast du bald für diesen Dienst an den Notleidenden auch viele Jugendliche begeistern und gewinnen können. Und in deinem letzten Jahrzehnt hast du zunächst von Gurk aus und dann besonders von Margarethen/M. viele Transporte zu den Menschen am Rand von Temesvar organisiert unddurch-geführt, um Freude und Glück zu bereiten. Das hat dir den Titel und Ruf als „ Engel auf Rädern“ eingebracht. Und das warst du wirklich für viele Familien dort und auch hier wie alle, die dich auf den Fahrten begleitet haben, hautnah erleben konnten. Sie wurden berührt von der oft unvorstellbaren Not nur 600 km von uns entfernt. Du hast viele motivieren und ihre Herzen gewinnen können  dass sie sich für einander interessieren und dass sie lernen zu teilen ,Trost und Hilfe zu geben

Franz, so bist vielen Menschen nah und fern im wahrsten Sinn ein echter Bruder geworden
  – ein Mensch auf Augenhöhe, wo die Menschen etwas von der Güte –und Menschenliebe
Gottes gespürt haben. Dadurch ist ein großartiges Netzwerk entstanden, eine Solidari-tätsgemeinschaft, die sicherlich nicht mit deinem Ableben auf-hören wird. Das ist dein tiefer Wunsch und ich glaube auch all derer, die du für diese Menschen in Not gewinnen konntest.

Rund ein Monat vor deiner schweren Herzoperation habe ich dich gebeten, mir auf 4 Fragen schriftlich zu antworten. Wie du warst, hast du mir innerhalb von ein paar Tagen deine Antworten gemailt.Heute lese ich das auch als ein Vermächtnis von dir.

Du schreibst: "Alles, was ich bisher im Orden gemacht habe, das habe ich als Salvatorianer getan! Ich träume immer noch vom wunderschönen Gurk, vom Lindweg in Graz und habe jetzt in Margarethen die Möglichkeit, dort, und zwar bei den Ärmsten in Rumänien zu helfen, die eigentlich nie von einem Hilfstransport erreicht werden Mit meiner ganzen Kraft möchte ich mich auch weiterhin einsetzen
für die Ärmsten, diese kommen nicht als Erfolgsmeldung in die Zeitung, aber ich bin mir sicher, dass P. Jordan es auch so gesagt hat:  Seit bereit, mit allen Mitteln zu arbeiten, die uns durch die Zeichen der Zeit geschenkt werden, denn wir sind zu einer Vielzahl von Apostolaten verpflichtet."

 
Auf die Frage, welche Chancen du für uns Salvatorianer siehst, schreibt du:  
"Unsere heutigen Menschen sind besonders offen für alle sozialen Belange. Genau hier sehe ich die Chance, die richtigen Menschen zu gewinnen. Jemand, der sich für andere einsetzt, ist bei uns im Orden der Salvatorianer sicher am richtigen Platz." 

Und nach der Hoffnung gefragt, anwortest du: 
"Ein vertrauensvolles Miteinander, wo es  möglichst wenig “Einzelkämpfer“ gibt, die nur für sich leben. Gemeinschaften, die miteinander leben können. Das gemeinsame Leben nicht nur vorbeten, sondern auch versuchen zu leben."

Und: was du uns bittest ist:
"Für einander da sein. Und wenn es auch manchmal nicht möglich ist, so zu handeln wie der Andere es wünscht, wenigstens ein offenes Ohr, Verständnis für seine Anliegen und oft ein gutes Wort!"

 Lieber Bruder Franz. Ich danke Gott, dass er dir so ein weites und offenes Herz gegeben hat und ich danke dir im Namen von uns Salvatorianern, dass du es uns, deinen Geschwistern mit ihren Familien und so vielen anderen auch gezeigt hast. 
Wir begraben heute was sterblich ist an dir. Auch deine Defizite, Eigenheiten und Schattenseiten, die wir natürlich auch erlebt haben und die jeder Mensch hat – auch die Heiligen. Wir vertrauen sie der Barmherzigkeit Gottes an!

Die kraftvollen, lebendigen Erinnerungen an und mit dir: die Leidenschaft, die Freude, das Lachen und Weinen, das Zu-hören, die Glücksmomente und Augenblicke voll Zweifel, das Gefühl der Geborgenheit, des Verstehens, der Geduld, die guten Gedanken und Gebete, die Hoffnung und vor allem die Liebe. Das alles werden wir niemals begraben, im Gegenteil: es lebt weiter und blüht in unseren Herzen
Lieber Bruder Franz: Du hast dich von Gott rufen und senden lassen – du hast dich hineingegeben in die konkreten Lebens-bewegungen wie das Weizenkorn – sei gewiss: Du bist erwartet und Er selbst wird dich am ewigen Gastmahl teilnehmen lassen."


Am Vorabend zu Maria Himmelfahrt heißt es in der 2.Lesung:
"Wenn sich dieses Vergängliche mit Unvergänglichkeit bekleidet
und dieses Sterbliche mit Unsterblichkeit, dann erfüllt sich das Wort der Verheißung:
"Verschlungen wurde der Tod vom Sieg.Tod wo ist dein Sieg. Tod wo ist dein Stachel!"


Bruder Franz lebt - bei Gott, an das glauben wir
aber er lebt auch in all den Menschen, denen er Bruder und Vater und Freund war


Am 10.11 2006 schrieb Bruder Franz dieses Gebet in sein "Geistliches Tagebuch"

Gott hat mich geschaffen, damit ich etwas Bestimmtes für ihn tue.
Er hat eine spezielle Arbeit für mich, die er für keinen anderen bestimmt hat.
Ich habe eine Mission.
Vielleicht werde ich es nie in meinem Leben erfahren, aber ich werde es im nächsten Leben wissen.
Ich bin ein Glied in der Kette. Ein Band der Verbindung zwischen Personen.
Gott hatte einen Grund mich zu erschaffen.
Ich werde Gutes tun. Ich werde mich bemühen, seine Aufgabe zu erfüllen.
Ich möchte ein Engel des Friedens sein.
Ein Prediger der Wahrheit auf meinem Platz – ohne dass es von mir beabsichtigt war – 
wenn ich nur seine Gebote halte.
Was immer ich bin, wo immer ich bin.
Wenn ich krank bin, wird meine Krankheit Gott dienen.
Er macht nichts umsonst. Er weiß, was er tut.
Er kann meine Freude wegnehmen.
Er kann mich unter fremde Leute werfen.
Er kann es zulassen, dass ich mich verlassen fühle und dass mein Geist danieder liegt.
Er kann meine Zukunft vor mir verhüllen.
Er weiß immer noch, was er tut.
Daher will ich ihm vertrauen.
Text nach Kardinal Newman