seit der Diskussion um die Zustände in unseren Gefängnissen - Justitzwacheanstalten, auch so ein
Schönfärbewort - frage ich Irmgard immer wieder (so hintenrum): "Willst du nicht einmal die Geschichte von E erzählen?" Vor vielen Jahren schon ist Irmgard als Betreuerin von ORF Sendungen
auf das Schicksal eines jungen Mannes gestossen - wegen Mordes verurteilt - der Kontakt "nach außen" suchte. Irmgard hat ihm das in unglaublich engagierter Art und Weise bis zu seiner Entlassung geboten - ohne ihre Hilfe beim "Wiedereinstieg" wäre für ihn vielleicht ein normales Leben so leicht gar nicht mehr aufzunehmen gewesen. Trotzdem hatte aus ihrer Sicht nicht alles ein "happy end". - aber Irmgard wird die Geschichte "hinter Gittern" in Häppchen selbst erzählen...
Letztlich ist es aus der Perspektive des Häftlings E auch eine Geschichte vom Überleben zum Leben
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Die Diskussion um die Gefängnisse in Österreich
lässt wieder einmal Bilder in meinem Kopf aufleben, die zwar schon vor
Jahrzehnten (ich glaube in den Siebzigerjahren) entstanden sind, sich
aber in meinem Gedächtnis eingebrannt haben, weil ich zum einen noch
ziemlich jung war, und es zum anderen so außergewöhnlich war, da
‚Normalsterbliche‘, wenn sie nichts verbrochen hatten, kein Gefängnis in
dieser Form besuchen durften – schon gar nicht Frauen eine
Männerstrafanstalt. Zumindest zur damaligen Zeit.
Ich
war im Zuge meiner ORF-Tätigkeit mit einem Mann befreundet, der für die
Inspektionen der Strafanstalten zuständig war und eine kleine Gruppe
von KollegInnen mitnehmen durfte, als er die diversen Häuser
inspizierte. So kamen wir einmal zu den Jugendlichen in die
Justizanstalt Gerasdorf, wo uns eine Gruppe von jungen Burschen eine
Darbietung ihres musikalischen Könnens präsentieren durfte. Ich erinnere
mich an einen Siebzehnjährigen, der wegen dreifachen Mordes einsaß.
In
der Strafanstalt Stein bekamen wir eine Führung durch die Werkstatt, in
der Schwerverbrecher am Werk waren, und die vermutlich schon lange
keine weiblichen Geschöpfe mehr in nächster Nähe zu Gesicht bekamen
(eine Freundin von mir war mit – und es war Mini-Zeit).
Interessant
war der Kurzbesuch in Stein-Oberfucha, wo sich die sogenannten
Wirtschaftsverbrecher befanden. Ihre ‚Zellen‘ z.B. waren gar nicht
versperrt.
Was ich am Tragischsten
empfunden habe, ist mir aus Schwarzau, dem einzigen Frauengefängnis, in
Erinnerung. Wir bekamen dort ein Mittagessen, das uns eine Insassin
servierte, die ihr Kind ermordet hatte. Gerne hätte ich ein Gespräch mit
ihr gesucht, doch das war verboten. Erzählt wurde uns dann noch von
einer Frau, die zwanzig Jahr einsaß, entlassen wurde, außerhalb der
Gefängnismauern vermutlich von niemandem in Empfang genommen wurde, die
Straße überqueren wollte, von einem Auto erfasst und tödlich verletzt
wurde.
Auch mit der Strafanstalt Graz Karlau verbinde ich viele Erinnerungen, aber dazu vielleicht ein anderes Mal.