Christine
Mayr-Lumetzberger
2002 war es - zumindest in der römisch-katholischen Kirche - ein Skandal. Mehrere Frauen sind zu Priesterinnen geweiht worden, durch einen katholischen Bischof (den die offizielle Kirche natürlich auch als "abspenstig" betrachtet) - Jahre später ist Christine dann auch zur Bischöfin "gesalbt" worden - alles, alles illegal sagt die römische Kirche und so sind auch alle Priesterinnen exkommuniziert worden - oder wie es kirchenbürokratisch gesehen wird: haben sich durch ihre
"Un-Tat" selbst ex kommuniziert. Außenstehenden kommt das reichlich mittelalterlich vor.
Ich
habe immer große Sympathie für die "Priesterinnen"
empfunden, andererseits finde ich, dass sie letztlich in alten
Strukturen agieren - wenn schon, denn schon...dann wünschte ich mir
ein bissl mehr NEUES...nur Hierarchie "weiblich" ist noch
nicht das, was ich mir vorstelle.
Und
dennoch: wunderbar, dass es diese Frauen gibt, ganz wunderbar.
Zufällig,
durch facebook, bin ich in Kontakt mit Christine Mayr-Lumetzberger
gekommen, und ich war ganz angetan von ihrem "unkompliziert und
authentisch" sein.
Für meine "Ollala - geistlichen Freunde" habe ich sie gefragt:
Christine, was ist DEINE SEHNSUCHT, was hat dich "getrieben" -
NUR der Ehrgeiz ist es nicht,wenn Menschen ein sicheres Umfeld aufgeben
und sich ganz Neuem aussetzen.
Christine, was ist DEINE SEHNSUCHT, was hat dich "getrieben" -
NUR der Ehrgeiz ist es nicht,wenn Menschen ein sicheres Umfeld aufgeben
und sich ganz Neuem aussetzen.
Hier Christines Text - die Fotos habe ich ua auch von ihrer facebook Seite,
"Betrachtungen
zu einem wichtigen Satz: "Wir
wollen nicht Herren sein über euren Glauben, sondern wir sind Diener
eurer Freude" (2 Kor 1,24)
Beim
Durchsehen meiner Bilder suche ich lange, bis ich ein richtig
„ernsthaftes“ finde. Oft lache ich, meistens lächle ich, auf
jeden Fall bemühe ich mich immer, wenigstens freundlich zu schauen.
Mein Lachen hat sogar einen meiner Weihebischöfe irritiert, weil er
mich für zuwenig ernsthaft gehalten hat. Ich konnte den Zweifel
ausräumen.
Immer
wieder flattern über meinen Monitor Bilder von Priestern und
Bischöfen, die echt verzwickt schauen. Diese ermahnen mich, meine
Freude am Glauben, am priesterlichen Dienst, meine freudige
Hoffnung auf die Hilfe des heiligen Geistes lebendig zu halten.
Ich
glaube schon, dass ich das „Gottes-Gen“ geerbt habe. Ich hatte
fast immer Freude an Kirche, Gottesdienst und allem Drumherum. Ich
mochte auch Priester, weil ich meinte, dass sie einen besonderen
Draht zum lieben Gott haben müssten. Die Realität hat mich alsbald
eines Besseren belehrt.
Aber als ewige Gottsucherin habe ich doch
immer wieder Menschen getroffen, die die Himmels-Telefonleitung
aktivieren konnten. Das waren selten die sauertöpfischen oder die
ganz ernsthaften. Sie sind fröhlich, genießen die Freuden des
Lebens. Ihre Askese besteht nicht darin, beim gedeckten Tisch nach
den Brotrinden zu greifen. Vielmehr, sie meckern einfach nicht
darüber, was auf ihren Teller kommt oder nicht – sie sind dafür
dankbar.
Als
Diakonin war mir klar, dass nicht ich im geistlichen Amt gefeiert
werde. Es war mein Dienst, darauf zu achten, dass die anderen ihr
Mahl bekommen – an den Tischen zur Sättigung, am Altar zur
Stärkung der Seele und Gemeinschaft.
Als
Priesterin stehe ich der Liturgie vor. Das heißt, ich bin
vorbereitet, ich blättere nicht in den Messbüchern oder begrüße
die Menschen mit falschem Namen. Wertschätzendes Verhalten ist meine
erste Aufgabe, der Respekt vor, dem „Leib Christi“, der die
Kirche ist. Das sind die Menschen, diejenigen, die da sind.
Als
Bischöfin ist mein erster Dienst der „Dienst an der Einheit“.
Das Mühen um Verständigung, das Zuhören, das Erahnen des nicht
Gesagten, das Nachfragen und Verstehen sind Aufgaben, die gelernt und
geübt werden wollen.
Das
Mühen um das Verstehen der verschiedenen Sprachen – damit meine
ich nicht die Fremdsprachen – ich meine die Zwischentöne und die
Sprachen des Körpers, der Stimme, der Situationen – das sind
wahrhaft priesterliche Aufgaben. Nein, dazu muss man/frau nicht
Bischöfin sein. Aber das Mühen um die Kenntnis dieser Sprachen
erleichtert den Dienst. Das „Gottes-Gen“ ist ähnlich wie eine
musikalische Begabung, es erspart nicht die Mühen des Lernens und
Übens.
Bischöfinnen Konferenz in den USA Juli 2014
Und
dann freue ich mich über das, was ich habe und bekomme. Es bleibt
immer die Sehnsucht nach mehr. Aber es wird weder gejammert noch
gemeckert, sondern gelacht oder wenigstens gelächelt.
Allen meine
„geistlichen“ FreundINNEN und Freunde will ich am Ende ihres
Beitrages aber auch noch eine Frage stellen: gibt es ein Gebet, einen
Gedanken, ein Mantra, ein Gedicht – das für Dich, dass für Sie
besonders wichtig und GUT ist. Etwas, zu dem man- in guten und
weniger guten Stunden – Zuflucht nimmt, etwas, das einem hilft,
ruhig macht, tröstlich ist, Zuversicht gibt
Christine schrieb:
„Meine Hoffnung
und meine Freude, meine Stärke, mein Licht, Christus, meine
Zuversicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht, auf dich
vertrau ich und fürcht mich nicht“
und alle Psalmen - da kannst viel
unterbringen - alles Gottvertrauen und alle Feinde! Die Menschen
haben schon gewußt, was sie dem lieben Gott sagen können und ich
weiß es auch!
Wer noch ein bißchen mehr lesen will - übers "Gottes Gen": hier Auszüge aus Christines "Sehnsuchts"Biografie, die sie noch vor ihrer Priesterweihe 2002 schrieb
Gemeinsam mit
meinen Geschwistern spielte ich immer wieder Messe. Geduldig
schnitten wir mit einer Nagelschere aus Backoblaten Hostien, die dann
in einem Eierbecher aufgewahrt wurden. Mein Bruder wollte immer den
Pfarrer spielen, aber er konnte nur die Wandlungsworte auswendig
sprechen. Als Bub reklamierte er die Rolle des Pfarrers für sich,
meine Schwester und ich konnten aber auch die übrigen Messtexte
auswendig.......
In der Gemeinde gab es bereits Anfang der 70er Jahre einen Liturgiekreis, in dem ich auf Empfehlung des Pfarrers mitarbeitete. Endlich konnte ich auch am Altar stehen oder wenigstens am Ambo und mitarbeiten am Gottesdienst. Den konkreten Wunsch, Priester zu werden, getraute ich mich damals noch nicht zu formulieren; ich hatte ja auch niemanden, dem ich das hätte erzählen können... Gezielt suchte ich die Bekanntschaft von Ordensleuten und Priestern, informierte mich über Ordensregeln und Klöster,
Nach meinem Schulabschluss trat ich
in das Kloster der Benediktinerinnen des Unbefleckten Herzens Mariens
ein. Ich erhielt den
Schwesternnamen “Marie Christin” und wählte die “Allerheiligste
Dreifaltigkeit” als Adelsprädikat.
Ich hoffte, am Ziel meiner geistlichen Wünsche zu sein. Ich nahm die
Ordenserziehung sehr ernst.. und liebte und genoss das stundenlange
Chorgebet.Ich hielt das Klosterleben für eine unentbehrliche
Vorstufe auf meinem Weg zum Altar. Die Aufgaben der Schwestern in
Richtung alleiniger Pfarrführung schienen mir interessant. Nach
Postulat, zwei Jahren Noviziat und Profess wollte ich zum
Theologiestudium nach Salzburg. Mit dem Hinweis auf den Gehorsam
musste ich nach Linz auf die Akademie, um Religionslehrerin zu
werden. Die Ausbildung war gut, aber nicht die, die ich wollte. Es
gab Konflikte mit den Oberinnen und einige Erlebnisse, die mich
bewogen, mein Suchen nach Gott neu zu beginnen. (Die Suche nach Gott
ist die eigentliche Frage an jemanden, der an das Tor eines
Benediktinerklosters klopft, um einzutreten.)
Nach
fast 5 Jahren verließ ich das Kloster am Ende meiner Professzeit,
schweren Herzens, wieder nicht das Gesuchte gefunden zu haben, aber
reich beschenkt mit geistlichen Erkenntnissen. Innerlich
bin ich Benediktinerin geblieben, auch wenn ich den äußeren Habit
abgelegt habe. Die Profess mit der ernstlichen Ausrichtung auf Gott
hin gilt für mich immer noch.
Ich weiß mich von Gott geliebt,
gerufen, auserwählt, aber auch ausgesetzt. Immer wieder muss ich
auch für mich die Zugänge zu den Geheimnissen suchen, denn sie
gefunden zu haben, heißt gleichzeitig, sie auch verloren zu haben.
Ich möchte Priester sein in meiner konkreten Lebenssituation, für
die Menschen, die ich lieb habe, die mir gegeben und anvertraut sind,
für meine konkrete Zeit und ihre Fragen und Probleme. Ich möchte
nicht kämpfen müssen für die Kirche in 100 Jahren, denn ich lebe
jetzt. Ich will die Zeit nützen, die ich habe, und nicht Phantomen
nachjagen müssen" Christine Mayr-Lumetzberger