Den zwei Seiten Artikel
in meinem lieben Falter.
"Les Vulnerables" -
die Verletzlichen!! Die vulnerable,
die schutzbedürftige Bevölkerungsgruppe.
Gebetsmühlenartig höre ich
"vulnerabel". Und wundere mich dann gar nicht über Ideen, diese "schutzbedürftigen Alterchen" einfach mal wegzusperren, na ohnehin mit Mahlzeiten versorgt - (wie viel essen die pro Tag???) damit die produktiv
Jungen das Leben aufrecht erhalten können.
"Golden ager" war das nicht schon bisher so
ein amorpher Begriff, mit dem man unterschwellig eine Menge transportieren konnte: Die Alten auf ihren Kreuzfahrtschiffen,
mit den Zweithäusern auf Mallorca, von der Sonne versengt auf Karibik Sandstränden oder in VIP Tennisclubs und auf Golfplätzen ....
Komisch, dass mir immer die anderen Leutchen unterkommen, also die, die schnell vormittags in den Supermarkt gehen, damit sie dann ab Mittag für die Enkel da und da und da sind
Aber selbst die werden jetzt zur Last. Ja eben: unsere Vulnerabligen
"Wo gibt es hier eine Selbsthilfegruppe für Angehörige störrischer Alter" - fragt da mein Falter so ein wenig hinterfotzig,
indem eine anonyme "Twitter Userin" zitiert wird.
Ha,ich bade meine alte vulnerable Haut direkt
im Artikel über die (rot herausgehobenen) - Corona Hochrisikokandidaten.
"Essen liefern, lange Telefonate, mit oder ohne Videoschaltung - und viele Corona typische Diskussionen: Ja Mama, es ist besser, wenn du uns nicht besuchen kommst. Der Osterschinken kann warten....Nein Papa, der Stammtisch fällt aus..."
Ich lerne: In Reverse Parenting Zeiten leben wir jetzt:
Die Kinder müssen ihren Eltern helfen, und das,
HimmelHerrgottnocheinmal, zu einer Zeit, wo die nicht einmal noch mit dem Rollator herumkurven.
Da schlägt die Mama,die Oma mit dem Gehstock an die Kinder/Enkel Wohnungstüre , weil sie unbedingt den Osterschinken vorbeibringen will.
Der Opa nimmt den Krückstock und verlangt Einlass in seinem Stamm-Tisch-Lokal
Zu vernagelt, um zu kapieren, "it's Corona time".
Da kreuchen die Alten mit ihren Nordic Walking Stöcken zu einer Zeit im Freien herum, wo die ANDEREN (geplagte Eltern)
"nach Büroschluss, nach Home-schooling oder home office"
endlich einmal auslüften könnten: und auf wen treffen sie da???
Auf die ALTEN - und die sind natürlich auch noch solche, die sich über die ANDEREN (die Jungen) beschweren.
Klar, es ist ja ein kluger Falter Artikel, da wird dann alles schön brav relativiert : Diese Alten .."genießen den Primat des individualisierten Glücks" so zitiert man die Psychologin Perrig-Chiello . "Es sind Senioren, die gewohnt sind,auf sich selbst zu schauen und nicht den anderen zur Last zu fallen ...darum empfänden sie auch Einschränkungen als massiv einschneidend..."
Platz ist aber auch für den "utilataristsich-pragmatischen" Zugang: zitiert wird ein niederländischer Risiko-Experte :
"In den NL gilt die Faustregel: Eine Investition von 60.000 Euro für ein gewonnenes gesundes Lebensjahr ist in Ordnung. Und wenn es teurer wird? Dann sind die Kosten größer als der Nutzen, einfach weil der Gesundheitszugewinn vergleichsweise gering ist"
Was lernen wir daraus? Wenigstens dankbar sein, dass man uns - hier - nur vulnerabel nennt
Aber haltet uns nicht für störrische, uneinsichtige, undankbare Zeitgenossen/innen
Jeden Tag sehe ich hier, in meiner kleinen Wohnumgebung, oft schon in aller Früh, ältere Menschen spazieren gehen. Sie tun das nicht, weil sie tattelige Selbstgefährder sind, stur und trottelig: sie tun das, weil sie glauben (und vermutlich damit recht haben) dass sie damit ihrer Gesundheit etwas Gutes tun. Und dass auch das in Zeiten wie diesen helfen kann, auch dem Gesundheitssystem helfen kann. Lassts uns noch ein bissl an der frischen Luft! Ich, Oma, habe heute daheim einen kleinen Haufen Spielsachen zusammengepackt, die will ich dann per Taxi meinen Jungs schicken: wenn sie schon nicht hier damit spielen können. Damit ist das Thema Corona erledigt.
Die störrische Alte schleppt das nicht persönlich per Öffis an,
Sie färbt auch keine Ostereier, die sie dann verzweifelt alleine daheim im Garten versteckt und sucht - den Osterschinken isst diese Oma auch ohne den geringsten Gewissenskonflikt selbst. Diese Oma muss auch nicht täglich per Video Chat bespasst werden, für die Oma muss niemand einkaufen - diese Oma bemüht sich mit täglich bissl turnen und spazieren gehen einfach auch nur darum, möglichst gesund zu bleiben. Intensiv Bett will ich in Zeiten wie diesen keines belegen - außer zur Geburt meiner Kinder war ich praktisch noch nie im Spital, mein praktischer Arzt würde spontan meinen Namen nicht kennen, weil ich dort so gut wie nie einkehre. Ich halte mich diszipliniert an das, was uns allen als Einschränkung auferlegt ist (also nicht: nach mir die Sintflut)
Ich spitze nur beide Ohren
wenn der Herr Bundeskanzler ein paar Mal zu oft von
BIG DATA
spricht -
Meinetwegen ist die Oma vulnerabel -
aber tracken, tracken lässt sie sich deswegen noch lange nicht.
BIG DATA -
ach, lieber Falter, gut aufpassen!!
ach, lieber Falter, gut aufpassen!!