„Der ist
ja nicht mehr ganz normal, der spinnt ja, der ist verrückt“ – womöglich haben
auch wir das schon einmal über jemand gesagt. Immer ist das
eine Diskriminierung, so ein Urteil steht niemand zu. Selbst Jesus hat das
erlebt – und es sind sogar seine eigenen Angehörigen, die ihn deswegen eines Tages aus
der Öffentlichkeit nach Hause abschleppen wollen. Sie sagen: „Er ist von
Sinnen“. Niemand geringerer als Markus erzählt das heute in seinem Evangelium.
Es klingt sehr realistisch, denn eines sollten wir
nie vergessen: der 30 jährige Jesus galt seinen Zeitgenossen nicht abgehoben
als „der liebe Heiland“. Jesus war ein normaler Mann, ein normaler Mensch auch
seine Mutter und seine Verwandten haben ihn nicht gleich als Gottes Sohn
gesehen und verehrt. So jemanden in der Familie zu haben, der seltsame Dinge tut und Aufsehen erregt,
das ist nicht einfach. Im Alltag kann es peinlich sein, einen Angehörigen zu haben, der
„anders“ ist. Denken wir nur, wie ausgegrenzt bis vor kurzem noch homosexuelle
Menschen waren - bitten wir heute
dass wir respektvoll auch mit solchen Menschen umgehen, deren Verhalten wir nicht nachvollziehen können, gerade auch jetzt in der Pandemie
dass wir niemanden als „nicht normal“ bezeichnen und ausgrenzen, der anders denkt und lebt - und dass
das vor allem auch in der Kirche nicht geschieht
dass wir uns um Verständnis für Menschen bemühen, die aus dem Rahmen fallen, die nicht
angepasst sind, die ihren eigenen Weg gehen und oft anecken - vielleicht lernen wir dabei Wichtiges und
Neues
bitten wir
im religiösen Bereich: dass wir selbst Jesus nicht nur verklärt sehen, sondern uns
durchaus von seiner Person und dem, was er sagt, provozieren lassen - dass wir
auch „Anstoß“ an ihm nehmen, dass wir Widersprüche, die wir empfinden, nicht
nur fromm „weg beten“
dass wir
immer wieder auch an das durch und durch menschliche Leben von Jesus und seiner
Familie denken - dass wir uns aus diesem Leben – gerade von Maria - Geduld abschauen, Toleranz, einen langen
Atem für alles, was wir nicht gleich verstehen
und das wir auch das akzeptieren: dass Jesus
„nachfolgen wollen“ auch heißt: in Kauf nehmen, dass wir selbst auch bisweilen
als komisch, als seltsam angesehen werden
Du guter Gott, wir danken dir, dass
wir mit Jesus auf dem Weg sein dürfen – durch alle Höhen und Tiefen, auf allen
Umwegen und Irrwegen unseres Lebens: denn wir sind gewiss, alle Wege führen zu
dir. amen