7.6.2015 Mk.3.20 Er
ist von Sinnen
Der Schreiber des Markus Evangeliums hat Sinn für Spannung
und Drastik. Man kann sich den Bericht fast in einem Gratis U Bahnblättchen
vorstellen. Da ist dieser eigenartige Jesus, um den es sich richtig „abspielt.
Wo er hinkommt, sind die Massen. Die einen sind begeistert, die anderen – die
vorgeblich Gebildeten – sind empört- Da ist aber auch seine Familie – für die
ist das alles ein Horror „Wir müssen den Jungen heimholen", sagen sie, "der
spinnt ja, der ist verrückt“ Das dürfen
wir nie vergessen: Jesus ist nicht abgehoben als der liebe Heiland
herumgezogen. Er war ein normaler Mann, und auch seine Mutter und seine
Verwandten haben ihn wohl nicht gleich als Gottes Sohn verehrt. So
jemanden in der Familie zu haben, der Aufsehen erregt, das ist nicht einfach.
Man ahnt vielleicht: Ja, der junge Mann könnte etwas Besonderes sein – aber im
Alltag kann es sehr peinlich sein, einen Sngehörigen zu haben, der „anders“
ist. Denken wir nur, wie ausgegrenzt bis
vor kurzem noch homosexuelle Menschen waren – Jesus hat ganz sicher nichts
gegen diesen Vergleich
bitten wir heute
dass wir Jesus nicht nur verklärt sehen, sondern auch seine
Ecken und Kanten
dass wir uns ruhig mehr an ihm stoßen sollen, Anstoß nehmen,
weil wir uns mit ihm ehrlich auseinandersetzen
dass wir das Ungewöhnliche, das Provokante, das so ganz Andere
an Jesus wahrnehmen
dass wir immer wieder auch und viel mehr an das menschliche
Leben von Jesus und Maria denken
dass wir uns aus diesem Leben Geduld abschauen, Toleranz,
einen langen Atem für alles, was wir selbst nicht gleich verstehen
dass Jesus „nachfolgen wollen“ auch heißt: in Kauf nehmen,
dass wir selbst auch bisweilen als komisch, als seltsam angesehen werden
dass wir mit dem Blick auf Jesus Geduld und Respekt vor
allen Menschen haben, die aus dem Rahmen fallen, die nicht angepasst sind, die
ihren eigenen Weg gehen und oft anecken
bitten wir, dass vor allem auch unsere Kirche niemanden
ausgrenzt, der „anders“ ist
Du guter Gott, wir
danken dir, dass wir mit Jesus auf dem Weg sein dürfen – durch alle Höhen und
Tiefen, auf allen Umwegen und Irrwegen unseres Lebens: denn sie alle führen zu
dir. amen