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Mittwoch, 24. Juni 2015

SDS Salvatorianer 13 - Johannes der "Läufer"

"Johannes der Täufer":
Ein ganz ungewöhnliches Bild ist das von Leonardo da Vinci:

Das Gemälde im Louvre (datiert 1513) zeigt Johannes zwar als Einsiedler im Fellgewand mit einem Kreuzstab in der linken Hand, während seine rechte Hand zum Himmel weist - aber wir sehen einen zarten, fast weiblich aussehenden Mann. Androgyn. Nicht die bärtige Wildheit anderer Johannes Bilder - ganz abgesehen von den unzähligen Darstellungen der "Enthauptung" 
Es ist ein Spätwerk da Vincis, vermutlich sein letztes Ölgemälde. Man nimmt an, dass das Bild von Leo X in Auftrag gegeben wurde, zu Ehren des Schutzpatrons von Florenz
Leonardo, so denke ich mir, zeigt den jungen Johannes am Beginn seiner Berufung. 
Aus diesem Jüngling spricht die ganze Zärtlichkeit seiner Gotteserfahrung.

Mich berührt dieser Johannes mehr, als der strenge Prediger aus der Wüste, der die Menschen im Jordanwasser untertaucht zur Bekehrung der Sünden. 
Auf diesem Bild ist einer, in dessen Gesicht man sieht, dass er weiß, was "Liebe" ist 

Je älter ich werde, desto mehr Sehnsucht habe ich nach "der Zärtlichkeit" Gottes. 
Vielleicht hat auch Jesus einen "solchen" Johannes am Jordanufer gesehen - 
Jesus selbst ein "Liebender", ganz sicher  auch ein "Zärtlicher" ....
ja, was weiß ich
NEIN, bei der Überschrift habe ich mich nicht verschrieben
"Johannes der Läufer" - erst als mein Sohn schon im Gymnasium war, merke ich, dass er den
Bei-Titel des Johannes von Kind auf falsch verstanden hat.
Nicht "der Täufer" hat Jakob verstanden - sondern "der Läufer" ....
ich habe zwei Kinder, beide haben mich als religiöse, als fromme Mama erlebt
(wenn auch unkonventionell und querdenkend)
meine Tochter hat kein religiöses Gen - ja,ich glaube, so etwas gibt es
Jakob hat es, wie ich
Schon als kleiner Bub geht er mit mir zur Abend-Wochentagsmese und erst recht am Sonntag.
Jakob will immer in die 1.Bank: beim Schlußsegen macht auch er - Peinlichkeit für mich - ein
riesengroßes Segenzeichen in Richtung Priester
"Bitte lass das, sage ich ihm, das ist ja ur peinlich. Warum tust du das?"
"WER SEGNET DEN PRIESTER?" fragt Jakob todernst zurück. 
Das empfand er als seine Aufgabe.
Lange, lange wünschte ich mir natürlich, dass der Junge vielleicht auch einmal Priester werden will - obwohl, naja irgendwie bin ich auch gespalten...
eines Tages redet ihn jedenfalls ein alte Dame nach der Messe an:
„So ein lieber Bub. Du wirst sicher ein guter Priester werden“
Jakob – noch nicht in der Schule – erwidert todernst
Nein Priester kann ich nicht werden“
Ja warum denn, fragt die Dame – und denkt sich vielleicht, das Buberl glaubt,
es ist nicht fromm genug.
Ich kann nicht Priester werden, sagt Jakob mit Nachdruck 
„weil ich habe zwei Hoden“
Die Dame schluckt kurz, sieht mich an, dann erfängt sie sich und sagt mit Bestimmtheit: 
„Na ich glaube unser Herr Pfarrer hat das auch!“
Nein sagt Jakob, der darf ja nicht heiraten und keine Kinder bekommen. 
Der hat keine Hoden“
So klar war das für ihn – anders wärs doch unlogisch oder?
Wie „natürlich“ empfindet ein Kind den Zölibat?

Als Jakob viele viele Jahre später P.Wonisch kennenlernt, beginne ich noch einmal zu hoffen.
Vielleicht???? Vielleicht wäre das doch etwas für Jakob?
Josef hat so eine positive Ausstrahlung!
NEIN es war dezidiert undenkbar - seltam ist das - Josef ist Jakobs Trau-Priester aber
ein Ordensleben oder Priester-sein das war für Jakob
UNDENKBAR

Warum ist es bei dem einen UNDENKBAR
und bei anderen doch nicht?
Aber warum ist es für so viele heute doch auch undenkbar
In fast allen Orden bleibt der "Nachwuchs" aus
Immer mehr junge Priester,Ordensleute werden nun aus Übersee geholt,
bei den Salvatorianern ist es nicht anders. Auch da Patres aus Afrika - absolut eine
Bereicherung zb


P.Michael Tesha in St.Michael, Wien  (Foto Kati Bruder)

Aber WARUM zögern die jungen Männer?
Hat Pater Jordan ein Rezept, das HEUTE wirkt?
Es gibt so viele "fromme", engagierte - Menschen,
die Jesus den Weg bereiten,
aber die doch nicht den Weg in einen Orden finden. (wollen/können)

Abgesehen von allen Aspekten rund um den Zölibat
da brauchts auch nicht mich um zu sagen: 
in "unbedingter" Form kann das fast kein Mensch ehrlich leben, immer werden Kompromisse herausschauen müssen, die aber Menschen als Last auferlegt werden - wie immer sie sich letztlich "arrangieren" - und wie immer man die Spiritualität dann "kreativ"drum herum gestaltet

ich glaube auch, dass es heute zuimindest in moderneren Orden, wie eben bei den Salvatorianern, eine Form des JA geben sollte, das nicht auf Lebenszeit bindet.
Das ist anders als bei einer Ehe. Hier verspricht man einem Menschen neben sich
Begleitung und Solidarität in guten und in schlechten Zeiten.
Im Orden gilt mein JA Jesus und seinem Weg
aber dieser Weg mit IHM kann heute im Orden sein - und soll morgen vielleicht wieder anderswo
gelebt werden - vielleicht sogar auf Grund meiner Entwicklung anders gelebt werden MÜSSEN. 
Die TREUE zu JESUS bleibt unverbrüchlich, auch in anderen Lebensformen
Jesus RUFT MICH - aber WOHIN?

Ich kann mir Modelle von Orden auf Zeit vorstellen ...wo man auch wieder zurückkommen kann,
nicht als reumütig Abtrünniger, sondern als einer, den Jesus in der Zwischenzeit auch wo anders
hin geführt hat. Können wir das nicht akzeptieren

Gott ist so lebendig -
BEI UNS ist so viel Stillstand
Menschen die aus einem Orden austreten - ich denke, das sind keine UNTREUEN Menschen ...
sie gehen dennoch MIT JESUS
Wie kann man ihnen das absprechen ....
Wie kann man von ganz jungen Menschen erwarten, dass sie ihre Sehnsucht nach einem Leben mit Jesus in einer einzigen Lebensform leben werden?
Was alles, wird ihnen begegnen? Wohin wird Jesus sie vielleicht rufen?

Könnten nicht gerade die Salvatorianer, die von ihrem Gründer P.Jordan ursprünglich gar nicht als ORDEN konzipiert waren, sondern als eine "für viele offene Gesellschaft " - 
könnten nicht gerade die über neue Modelle nachdenken?
Übrigens "mit Jesus leben" - das wollte auch ich immer
Und viele andere tun es - und es gibt so viele Wege, auf denen wir alle "Wegbereiter" Jesu sind.
(wie Johannes der Täufer)

Nein, über Orden habe ich natürlich keine Kompetenz irgendetwas zu sagen.
 Pater Jordans Rezept:

Er selbst war ganz erfüllt und betroffen von diesem Ruf 

"Das ist das ewige Leben: dich, den einen wahren Gott zu erkennen 
und Jesus Christus, den du gesandt hast"
und den Menschen, die er in "sein Werk" berufen wollte, denen gab er diese Ratschläge mit auf den Weg

Habt unerschütterliches Gottvertrauen 
betet betet betet 
Versucht vorbehaltlose Selbsthingabe
Folgt eurer inneren Stimme
Hört nicht auf zu werben, zu verkünden, zu verbreiten
Gebt Zeugnis von eurer Gotteserfahrung 
redet mit eurer tiefen Erfahrung  darüber, nicht abstrakt "predigen"
lebt mit Begeisterung, sagt P.Jordan, nicht "lau"
Traut mehr dem Gebet als eurem Fleiß und eurer Arbeit
und dann empfiehlt P.Jordan etwas ganz Banales, aber ich glaube etwas ganz ganz Wichtiges
re: Konferenz der europäischen SDS Superioren, sehen doch ganz fröhlich aus, die Herren

Bewahrt stets ein heiteres, frohes Gemüt: 'Servite Domino in laetitia; dienet dem Herrn in Fröhlichkeit!' Psalm 99. Suchen Sie nach Möglichkeit heiter zu sein. O wie schön ist die Freude im Herrn! Seid also immer fröhlich! Lieber ist mir einer, der in der Übereilung manchmal einen Fehler macht, als wenn Sie (Gott) in Düsterheit dienen. Die Freude ist ein wichtiges Mittel, um Seelen zu retten, um Menschen zu gewinnen 

FRÖHLICH erlebe ich "meine" Salvatorianer, männlich und weiblich, durchaus
das ist ja das Gewinnende

Übrigens, warum Jakob meinte "Johannes der Läufer?" 
"Na, der Johannes lauft" - meinte Jakob - 
"weil er doch Jesus entgegenläuft"