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Sonntag, 28. Juni 2015

SDS Salvatorianer 15 - wie sich der liebe Gott seine Salvatorianer aussucht? (und nicht nur die ...)


Internat der Salvatorianer in Graz 1967

Wie sich der liebe Gott seine Salvatorianer aussucht?
Na ja, ich bin mir nicht 100% sicher, wie "die da oben" das so ganz genau machen
Aber es wird mir doch immer wieder ganz eigen, wenn ich Fotos von Kindern und Jugendlichen
ansehe. Wie wird man, wer man Jahre später ist?
"Vom Mutterschoß an habe ich mir dich ausgesucht
Ehe ich dich im Mutterleibe bildete, kannte ich dich, und bevor du aus dem Mutterschoße hervorgingst, habe ich dich geheiligt" so zitiert der Prophet Jeremias schon 600 Jahre vor Christus die Stimme Gottes, die er hört  Jer.1.5
oder in der Liturgie vom heutigen Tag: wenn Paulus an die Galater schreibt:
"Gott, der mich vom Mutterleib auserwählt und durch seine Gnade berufen hat..." (Gal.1.11)


DICH - ausgechnet DICH hat sich Gott ausgesucht
alle, alle Namen der Welt sind hier einsetzbar
denn ich bin überzeugt, Gott BERUFT uns alle - in unsere verschiedenen Lebensformen
Dich: Samya, Fatma, Emine und Hildegard,
Dich: Mahmud, Mattteo, Arjun und Sebastian
Ja und DICH auch kleiner Josef
ja, genau DICH AUCH
geboren am 13.Dezember 1951 in einem kleinen Ort in der Südoststeiermark

16 Jahre später bist du der Bursch ganz links hinten auf dem Foto
im Internat der Salvatorianerpatres in Graz  -
Wie macht das der liebe Gott, dass man diesen Weg einschlägt
genau diesen - genau dort .....?

na gut,so kindisch kann ich nicht weiter machen
Mein guter Freund Josef,
("Bekannter" will ich nicht schreiben, klingt schrecklich)
Salvatorianer Pater Josef Wonisch
feiert heute Montag 29.Juni
zu "Peter und Paul" - dem Hochfest der beiden Apostel
sein 35 jähriges Priesterjubiläum.

Heute, genau vor 35 Jahren, in Graz von Bischof Weber zum Priester geweiht
ich bitte Josef, mir etwas über sich, sein Priester sein und vor allem auch sein
Salvatorianer-sein zu erzählen



Mein Priester (geworden) sein
Ich spürte schon im Vorschulalter durch einen sogenannten „Spätberufenen“ bei seinem Primizempfang im Nachbarsort (Südoststeiermark) eine große Begeisterung und Freude: „Das muss etwas Tolles sein, wovon der  spricht. So einer möchte ich auch werden!“
Kindliche Fantasie und/oder Anruf Gottes?

Rückblickend kann ich sagen, Berufung ist ein Prozess, ein Weg, ein  Einlassen auf die Person und den Weg Jesu. Und ich muss  gestehen: Ein Priester ist kein Engel, - er ist ein Mensch wie andere auch: Selbst ein Suchender, Mühseliger, Beladener, Ringender, Zweifelnder ...

 Foto links: Weihe zum Diakon, Graz Jänner 1980

Am 29. Juni  1980 hat mir Bischof Johann Weber in Graz in der Liturgie der Priesterweihe eindringlich ans Herz gelegt:
Bedenke, was Du tust,
ahme nach, was Du vollziehst
und stelle Dein Leben unter das Geheimnis des Kreuzes!“


Viele – auch ich -  sehen heute den Priester Gott sei Dank nüchterner als je zuvor: Er ist jemand, der unter dem Auftrag Gottes steht wie jeder andere auch; er hat nicht eine höhere, sondern eine andere Berufung. Die Bibel sagt uns: „Derselbe ist der Herr, dasselbe ist das Ziel, anders ist die Aufgabe.“ Grundlegend gemeinsam  ist für uns alle die Berufung zum Christen/ zur Christin durch die Taufe. 

Priesterweihe - Josef knieend,  Bischof Weber 
Bevor ich Priester wurde, bin ich zuerst Salvatorianer  geworden. 


Josef Wonisch Ewige Profeß 1979
also das engültige Versprechen, als Ordensmann, als Salvatorianer leben zu wollen

Unser Gründer, P. Franziskus Maria vom Kreuze Jordan (1848 – 1918, Foto) 
fasziniert mich immer neu. 
Wir sind Gottes Mitarbeiter“ (1 Kor 3,9) – das ist ein Leitsatz,  der eine besondere Anziehungskraft auf ihn ausgeübt hatte. Jordan war überzeugt, dass das sowohl für Männer als auch für Frauen gilt. Also alle Menschen sind MitarbeiterInnen Gottes, denn Gott beauftragt sie, nicht der Pfarrer oder Bischof. 

Der Weltpriester Jordan wurde mit 33 Jahren- knapp 100 Jahre vor dem II. Vatikanischen Konzil (1962 –1965) -  zu einem Visionsträger für ein Programm, in dem alle ihren Platz finden können: Männer und Frauen, Kleriker und Laien, Gelehrte und einfache Leute, Ältere und junge Menschen (auch besonders die Kinder). Alle Getauften sollten ihre Verantwortung in der Kirche und Gesellschaft übernehmen.
Jordan begann zuerst mit Laien, aber er konnte seinen Traum von einer Gemeinschaft mit Brüdern und Schwestern, Priester und Laien nur vier Jahre aufrecht erhalten. Dann forderte die Kirchenleitung ihn auf, 2 Ordensgemeinschaften zu bilden. So sind aus der anfänglichen Apostolischen Lehrgesellschaft die Salvatorianer (Patres/ Brüder), die Schwestern Salvatorianerinnen und seit gut 30 Jahren die Salvatorianischen Laein als HeilbringerInnen herausgewachsen. 
Wir möchten lehrend heilen und heilend lehren. 
Es geht uns um den ganzen Menschen als Leib, Seele und Geist Einheit.

Josefs Primizfeier, eine seiner ersten Messen als Priester,  in Bierbaum in der Südoststeiermark
         
In der Erklärung der Russischen Liturgie heißt es sinngemäß:  
Der Priester zieht zum Gottesdienst das Messgewand an, nicht, um sich vom Volk zu unterscheiden, sondern, um sich bei dem, was er hier tut, von sich selbst zu unterscheiden.
Wir Priester und beamtete ChristInnen werden daran gemessen, ob wir die Men-schen in größere Freiheit oder in größere Abhängigkeit führen. 
Paulus schreibt den Korinthern: „Wir wollen ja nicht Herren über euren Glauben sein, sondern wir sind Helfer zu eurer Freude“ (2 Kor 1, 24). 
Mir ist klar geworden, dass niemand mich als Priester mit Jesus Christus verwechseln darf, auch einen Bischof und Papst nicht!  
Aber ich habe fragen gelernt, was ein konkreter Mensch mir im Namen Gottes sagen will. Dafür brauche ich die Gabe der Unterscheidung.
Mein Priester- und Ordensmann- Sein hat sich sehr gewandelt in den 35 Jahren. 
Ich habe nie eine Pfarrgemeinde begleitet oder geleitet, sondern habe immer in spezif-ischen Seelsorgsfeldern gearbeitet, die allermeiste Zeit mit Jugendlichen und Jungen Erwachsenen.
  
li P.Josef als Jugendseelsorger in Oberösterreich
auf Burg Altpernstein 
 Mir ist dadurch und vor allem durch eine persönliche existentielle Krisenzeit in der Lebensmitte wichtig geworden, als priesterlicher Wegbegleiter die befreiende und heilsame (therapeutische) Dimension der Botschaft des Evangeliums für ein ganzheitliches Mensch(lich)werden und Menschsein in  Einzel -(Begleit)-Gesprächen, Einkehrtagen, Ignatianischen Exerzitien etc. aufzuzeigen und in einer lebensbezogenen Liturgie zu feiern. 
Das biblische Bild vom guten Hirten skizziert eine „nachgehende Einzel-Seelsorge, die mir besonders liegt und wichtig geworden ist. Das Suchen, das Tragen des Verlorenen ist das „therapeutische Programm“ des Heilandes Jesus Christus. 
Ich habe in diesen 35 Priesterjahren erfahren,  dass es sich lohnt, auch nur einem einzigen Menschen Aufmerksamkeit über lange Zeit hindurch zu schenken. 
Wie der gute Hirte weiß ich mich dem lebendigen Menschen verpflichtet. Das biblische Wort vom „Leben in Fülle“ (Joh 10,10) ist seine Vorgabe und Zielrichtung. 

 Männerwallfahrt 2015 Göttlesbrunn

In der letzten Zeit hatte ich 7 Jahre den Auftrag von meiner Gemeinschaft der Salvatorianer, Wege zu suchen und mitzuhelfen, dass Menschen in der heutigen Zeit  ihre unterschiedlichen Berufungen bewusster entdecken, schätzen und leben lernen. 
Ich erfahre mich dabei sehr herausgefordert und gefördert zugleich, denn ich brauche dafür viel Sensibilität, Menschenkenntnis, Kreativität und nicht zuletzt Gebet und Gottvertrauen. 

Ich kann ehrlich sagen: Mir wurde und wird in diesem Dienst viel Staunen und Freude geschenkt. Ich fühle mich gebraucht und gestärkt. Und dafür bin ich sehr dankbar. 
 
Von Bernhard von Clairvaux stammt der Satz:
„Als die Kelche der Priester noch aus Holz waren,
waren ihre Herzen noch aus Gold.“
Was die Menschen heute mehr denn je brauchen ist, dass es Hirten und HirtInnen gibt, die ein Herz aus Gold für die Menschen haben. Darum Gott immer neu zu bitten und ihm in den Ohren zu liegen, lohnt sich bestimmt!

P.Josef mit Schwestern der Salvatorianerinnen in Wien-Hacking
Seit 1. Juli 2014 ist mir nun die Leitung der Salvatorianer in Österreich und Rumänien übertragen worden. Es ist vor allem ein Dienst an der Gemeinschaft und an der Einheit. Ich bin neu herausgefordert, zu lernen und zu vertrauen, dass Gott alle Wege mitgeht und uns die nächsten Schritte zeigt.
  
re: Das Leitungsteam der Salvatorianer





zuletzt frage ich Josef auch noch,ob er so etwas wie ein Lieblingsgebet hat - wir alle haben ja zumeist etwas, zu dem wir unsere "Zufucht" nehmen, im Danken und im Bitten. Josefs Gebet ist von Romano Guardini formuliert worden



Immerfort 
empfange ich mich aus Deiner Hand.
Das ist meine Wahrheit 
und meine Freude.  

Immerfort 
blickt Dein Auge mich an,
und ich lebe aus Deinem Blick, 
Du mein Schöpfer und mein Heil. 

Lehre mich, 
in der Stille Deiner Gegenwart 
das Geheimnis zu verstehen, dass ich bin.
Und dass ich bin durch Dich 
und vor Dir und für Dich.



auch ein PS schickte mir Josef noch:


"Ich hatte zur ewigen Profess einen Spruch, 
der wird sowohl dem Hl. Ignatius als auch Blaise Bascal zugeschrieben:
 
"Es ist nicht auszudenken, 
was Gott aus den Bruchstücken unseres Lebens machen kann, 
wenn wir sie IHM ganz überlassen."