16.6.2015 Mt.5.43-48 „...ich aber
sage euch, liebt eure Feinde...
„Liebt eure Feinde, betet für
die, die euch verfolgen“ sagt Jesus heute im Evangelium.
Man kann natürlich zu allem „Ja
und Amen“ sagen – aber wenn man ehrlich ist, dann weiß man, dass das einfach
keine Gebrauchsanleitung für die Realität ist: Das funktioniert vielleicht beim
Nachbarschaftsstreit – und schon dort meist nicht – geschweige denn in größerem
gesellschaftlichem Zusammenhang. Sollen wir die Mörder lieben – sollen die
Opfer für die beten, die sie ausrotten wollen?
Wie sollen wir bitten in unserer
Ratlosigkeit?
Im Namen der Gekreuzigten, der Geköpften, der Vergewaltigten, der Gequälten
Im Namen der verschleppten und mißbrauchten Frauen und Männer und Kinder,
Herr liebe du für uns
Im Namen aller, die auf ihrer Flucht in eine bessere Zukunft gescheitert
sind, im Mittelmeer ertrunken, in die Fänge von Menschenhändlern gekommen,
ausgebeutet nirgendwo geliebt
Herr liebe du für uns
Im Namen der Menschen in allen Kriegsgebieten, die schuldlos Opfer von
Machtspielen sind um ihre Existenz gebracht, Zukunftslos ,vom Tod bedroht, wie
nun auch wieder in der Ukraine
Herr liebe du für uns
Im Namen aller die unter die Räder unseres Wirtschaftssystems kommen, zu
langsam für den Fortschritt, zu arm für Gewinne, zu unbedeutend um geachtet zu
werden
Herr liebe du für uns
Im Namen aller die verlassen worden sind, die man betrogen hat, im Namen
aller, die einsam durch die Schuld anderer sind, im Namen aller Menschen die
Opfer von Verbrechen und Gemeinheiten geworden sind
Herr liebe du für uns
Das Leid ist so groß, Gott – nur
ein Gott, kann hier noch lieben.
Weil wir es nicht können, legen wir unsere Klagen in deine Hand. Erbarme
dich unser, Amen